Hamburg. Neurologe erklärt, wie beides zusammenhängt, und erläutert Ergebnisse einer neuen Studie. Auch durch Freunde sinkt das Risiko.

Das Gedächtnis ist vernebelt, die Erinnerung verschwommen oder ganz verschwunden – und Betroffene erkennen die eigenen Kinder oder Enkel womöglich nicht mehr. Doch Demenz im Alter lässt sich vermeiden, wenn man Schlaganfälle konsequent verhindert.

„Vielen Menschen ist jedoch dieser Zusammenhang zwischen Schlaganfällen und der sogenannten vaskulären Demenz, die auf die Zerstörung von Hirngewebe aufgrund einer verringerten Blutversorgung zurückgeht, gar nicht so bewusst“, sagt Dr. Detmar Kücken, seit 2017 Leitender Oberarzt für Neurologie in Hamburg an der Asklepios Klinik Nord-Heidberg.

Hamburger Neurologe: Demenz und Schlaganfall – Risiko beeinflussbar

Demenz sei oft die Folge „vieler kleiner Schlaganfälle, die irgendwann unbewusst stattgefunden haben“, sagt der Mediziner. Nun haben amerikanische Neurologen in einer weltweit viel beachteten Studie herausgefunden, dass sich das Risiko, an dieser Form von Demenz zu erkranken, um 60 Prozent sinken lässt. Bei Schlaganfällen immerhin um 40 Prozent.

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„Beides lässt sich also – anders übrigens als Alzheimer, wogegen man präventiv nur wenig ausrichten kann – vermeiden, wenn man ein bisschen auf sich achtet“, sagt der Hamburger Neurologe.

Demenz und Schlaganfälle: Erhöhter Blutdruck Risikofaktor Nummer eins

Die US-Kollegen hätten in ihrer mehr als zehn Jahre andauernden Beobachtung herausgearbeitet, dass die Risikofaktoren für vaskuläre Demenz und Schlaganfälle „erstaunlicherweise in weiten Teilen identisch“ seien. Erhöhter Blutdruck bleibt demnach der Risikofaktor Nummer eins.

„Denn wenn der Blutdruck über Jahre erhöht ist, führt das zu Veränderungen der Hirngefäße, zu vielen kleinen Schlaganfällen und irgendwann dann zu einem heftigeren Schlaganfall“, sagt der Oberarzt, der mit einer niedergelassenen Neurologin verheiratet ist und drei Kinder hat.

Hamburger Neurologe: Schlaf nicht unterschätzen – mindestens sieben Stunden

Aber auch die „Klassiker“ der ungesunden Lebensführung wie Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum, zu wenig Bewegung und ungesunde Ernährung spielen wie so oft in der Medizin eine entscheidende Rolle. „Und Schlaf darf man nicht unterschätzen, er gilt nicht umsonst als Hüter der Gesundheit“, sagt Dr. Detmar Kücken. Sieben Stunden sollten es mindestens sein, besser acht.

Bemerkenswertes Ergebnis der amerikanischen Studie: Auch „weiche Faktoren“, wie insbesondere soziale Kontakte, verringern das Risiko für Schlaganfall und Demenz. „Wenn Sie sich allein einmal im Monat mit jemandem treffen, den Sie wirklich mögen, dann hat das signifikanten Einfluss auf Ihre Gesundheit“, sagt der Asklepios-Oberarzt. Auch wer einen Sinn in seinem Leben gefunden habe, sei geschützter.

Demenz – „ab 40. Lebensjahr sollte man schon etwas für das Gehirn tun“

Doch ab wann sollte man möglichst gesund leben? „In seinen 20ern darf man über die Stränge schlagen. Wäre ja schlimm, wenn man da schon ans Alter oder gar an mögliche Demenz denken müsste“, sagt der Mediziner. „Aber ab dem 40. Lebensjahr sollte man möglichst schon etwas für den eigenen Körper und das Gehirn tun, auf den Lebensstil achten.“

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Sollte es im Alter doch zu einem Schlaganfall kommen, so gilt es, schnell zu reagieren: „Da zählen Minuten, im angelsächsischen Raum heißt es treffend ‚time is brain‘“, sagt der Experte. Wenn der Arm plötzlich herunterfällt, der Mund schief erscheint, Wortfindungsstörungen auftreten, dann sollte man nicht warten.

„Unbedingt die 112 rufen und nicht erst am nächsten Tag mit Opa zum Hausarzt gehen“, warnt der Neurologe. Denn 40 Prozent aller Patienten seien nach einem Schlaganfall in einem pflegebedürftigen Zustand. „Das möchte und kann man verhindern.“