Harburg. Nach der Bücherhalle zeigt auch die Volkshochschule Interesse, ins ehemalige Kaufhaus ziehen zu wollen. Was bislang geplant ist.

Sprachunterricht und Computerkurse im ehemaligen Warenhaus: Dieses Szenario könnte in absehbarer Zeit Wirklichkeit werden. Denn neben der Bücherhalle Harburg hat auch das VHS-Zentrum Harburg Interesse, eine Teilfläche in der leerstehenden Karstadt-Immobilie anzumieten. „Wir sind zuversichtlich, dass das in einigen Monaten etwas werden wird“, sagt Uwe Grieger, Direktor der Hamburger Volkshochschule.

Die VHS Harburg hat 2023 mehr als 700 Kurse gegeben, mit rund 6900 Teilnehmenden. Einige fanden an Außenstandorten oder online statt, doch der überwiegende Teil am Hauptstandort Harburg-Carrée (Eddelbüttelstraße 47a). Dort befindet sich auch die Bücherhalle Harburg.

Karstadt Harburg: Bücherhalle und VHS wollen altes Gebäude mit Leben füllen

Beide Institutionen haben Probleme mit der Vermieterin. Die Räumlichkeiten sind nicht barrierefrei erreichbar, weil der Fahrstuhl seit Jahren nicht funktioniert. Außerdem gibt es bei der Bücherhalle und der Volkshochschule Wasserschäden im Gebäude.

„Eigentlich haben wir hier attraktive Räume“, sagt Grieger. „Deshalb investieren wir weiter in sie. Gerade haben wir einen fünfstelligen Betrag für eine bessere Beleuchtung ausgegeben.“ Dennoch liebäugelt der Hamburger VHS-Chef mit einem Umzug: „Wir erfreuen uns zunehmender Beliebtheit, können aber nicht so wachsen, wie wir wollen, weil uns Räume fehlen.“

Deshalb sei die VHS hinsichtlich der Karstadt-Nachnutzung mit dem Bezirk und dem Gebäudeverwalter Sprinkenhof in guten Gesprächen, so Grieger. „Wir wurden frühzeitig informiert und fühlen uns gut einbezogen.“

Das VHS-Zentrum Harburg hat seinen Hauptstandort im Harburg Carrée (Eddelbüttelstraße 47a) und sucht neue Räumlichkeiten. 
Das VHS-Zentrum Harburg hat seinen Hauptstandort im Harburg Carrée (Eddelbüttelstraße 47a) und sucht neue Räumlichkeiten.  © Hamburger VHS | Hamburger VHS

Etwa 2000 der 26.000 zur Verfügung stehenden Quadratmeter würde die Hamburger Volkshochschule für ihr VHS-Zentrum Harburg anmieten. Sie wäre auch bereit, so Grieger, dies im Rahmen einer Interimslösung zunächst nur für einige Jahre zu machen. Schließlich hat die Stadt mit der Immobilie, die sie im September 2023 per Vorkaufsrecht erworben hatte, langfristig noch einiges vor.

Langfristiges Ziel: Ein Mix aus Handel, Bildung, Kultur und Wohnen

Aktuell werde die Auftragsvergabe einer Machbarkeitsstudie für die „langfristige städtebauliche Entwicklung des Karstadt-Grundstückes und zu dessen Nutzungsmöglichkeiten“ vorbereitet, so die Finanzbehörde. Parallel werde mit potenziellen zukünftigen Nutzern gesprochen: „Derzeit sind Einrichtungen für Handel, Bildung und Kultur sowie in den oberen Geschossen Wohnen im Gespräch. Ziel ist es, den Ort wieder zu einem belebten Pol innerhalb der Harburger Innenstadt zu machen“, lauten die Pläne von Stadt und Bezirk.

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Zunächst gilt es, möglichst bald den Leerstand im Herzen von Harburg zu beenden, bis in einigen Jahren größere Abriss- und Umbauarbeiten beginnen. „Hausherr“ Finanzsenator Andreas Dressel möchte noch vor der Bürgerschaftswahl am 2. März 2025 das ehemalige Warenhaus mit neuem Leben füllen. Es habe bereits mehrere Besichtigungen mit potenziellen Interessenten gegeben.

Problem: Alle Kursräume brauchen Tageslicht

VHS-Direktor Grieger hält einen Umzug in das Gebäude für einen doppelten Gewinn, denn nicht nur die Volkshochschule profitiere: „Wir sind für so einen Ort ein Frequenzbringer. Unsere Kundschaft ist verlässlich und belebt den Standort.“ Wichtig sei allerdings, dass die Kursräume Tageslicht haben – die Fensterfront im Kaufhauskomplex ist nicht nur für die VHS deutlich attraktiver als die weiter im Inneren gelegenen Kunstlicht-Bereiche.

Karstadt Harburg
Ein Großteil der Warenhausfläche ist auf Kunstlicht angewiesen. Hier dringt etwas Tageslicht durch den Lichthof oberhalb der Rolltreppen. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Unter den Interessenten, die in engen Gesprächen sind mit dem Bezirk, dem LIG (Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen) und der Sprinkenhof GmbH, gehört auch die Bücherhalle Harburg. Wie erwähnt, ist auch sie über ihre Räumlichkeiten nicht glücklich.

Bereits im November kündigte der kaufmännische Geschäftsführer der Hamburger Bücherhallen, Philipp Leist, im Harburger Kulturausschuss an, die Bücherhalle suche „in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit der Volkshochschule“, nach einer neuen Immobilie zur gemeinsamen Nutzung in zentraler Lage in Harburg.

Bücherhalle Harburg: Gut 500 Besucher pro Öffnungstag

Die Harburger Bücherhalle bietet im Jahr mehr als 800 Veranstaltungen an, inklusive einer regelmäßigen Sprechstunde der Verbraucherzentrale Hamburg. Mit fast 140.000 Besuchern an fünf Öffnungstagen wäre sie ein besonders großer Frequenzbringer für das ehemalige Warenhaus. „In Abhängigkeit von möglichen Grundrissen benötigen wir circa 1000 Quadratmeter für die Bücherhalle, inklusive Büroflächen und Gruppenraum. Und natürlich Tageslicht“, sagt Bibliotheksdirektorin Frauke Untiedt.

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Ein weiterer Kandidat für die Anmietung einer größeren Fläche ist das Archäologische Museum Hamburg/Stadtmuseum Harburg. Und ein Teil der Fläche könnte nach dem Modell vom Projekt Jupiter übergangsweise genutzt werden: Im ehemaligen Karstadt-Sporthaus an der Mönckebergstraße finden jetzt Ausstellungen, Live-Musik, Performances, Gesprächsrunden mit Künstlern, Yoga-Übungen und vieles mehr statt. Betrieben wird „Hamburgs Kreativplanet“ von der Hamburg Kreativ Gesellschaft.

Auch eine Aktion im Jupiter:  Rothaarige treffen sich im Kreativ-Zentrum und posieren auf der Dachterrasse für ein Foto.
Auch eine Aktion im Jupiter: Rothaarige treffen sich im Kreativ-Zentrum und posieren auf der Dachterrasse für ein Foto. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES | Thorsten Ahlf

Karstadt Harburg: Kleinteilige kulturelle Nutzung muss gefördert werden

Deren Sprecher Jean Rehders weist darauf hin, dass die Organisation eines solchen Projekts sehr aufwendig sei. Eine Person (in Teilzeit) kümmere sich allein um Jupiter, weitere Kollegen des Programms Frei_Flächen (stadtweit aktiv an 13 Standorten) seien zusätzlich involviert. Im Jupiter stehen 8000 Quadratmeter zur Verfügung, also deutlich weniger Fläche als das Karstadt-Harburg-Gebäude bietet.

Ohne eine größere Förderung sei eine solche kleinteilige Zwischennutzung durch Kulturschaffende nicht möglich, sagt Rehders. Auf die Frage, ob die Hamburg Kreativ Gesellschaft in Harburg mit im Boot sitzen könnte, antwortet er: „Wir könnten etwas dazu beitragen. Aber dazu sind noch ganz, ganz viele Fragen zu klären.“