Harburg. Chef-Archäologe möchte zwei Dauerausstellungen im umgebauten Karstadt-Gebäude zeigen – mindestens. Nur: Wie realistisch ist das?
Das leerstehende Karstadt-Kaufhaus soll möglichst bald mit Leben gefüllt werden, speziell mit kulturellen Angeboten. Zu den Anwärtern auf Ausstellungsfläche zählt auch das Archäologische Museum Hamburg (AMH).
Dessen Direktor Rainer-Maria Weiss möchte sein AMH und das Stadtmuseum Harburg gern mit Ausstellungen, Vorträgen und anderen Veranstaltungen an diesem „1a-Standort“, wie er sagt, präsentieren – als Testballon für eine größere, langfristige Lösung von Raumproblemen.
Archäologisches Museum Harburg sucht neues Zuhause – im Karstadt-Gebäude?
Sein Museum habe mehrere Immobilien, die „baulich und zeitlich an ihre Grenzen kommen“, sagt Weiss. „Das betrifft speziell unsere archäologische Dauerausstellung. Sie ist in der ehemaligen Bücherhalle am Harburger Rathausplatz untergebracht.“ Der Mietvertrag, so Weiss, laufe 2028 aus. Wir haben zwar eine Verlängerungsoption, doch das Gebäude der Saga ist in keinem guten Zustand. Wir sind deshalb, auf der Suche nach Alternativen, schon länger mit dem Bezirksamt im Gespräch.“
Im Jahr 2000 wurde die Dauerausstellung im schlichten Zweckbau am seitlichen Rathausplatz eröffnet. Sie hat jährlich zehntausende Besucher, darunter viele Schulklassen, bei denen die Archäologie im Lehrplan steht. Zehn Jahre lang hatte das Museum zuvor nach Räumlichkeiten gesucht. Das soll nicht noch einmal passieren. Deshalb wird jetzt bereits über eine neue Langfristlösung nachgedacht.
„Abenteuer Archäologie“: Hier kommt das Karstadt-Gebäude ins Spiel
Es gibt drei Alternativen: Das Museum behält seinen Standort, und das Gebäude wird saniert. Oder abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Oder das „Abenteuer Archäologie“, so der Name der Dauerausstellung, bekommt einen neuen Standort. Hier kommt das Karstadt-Gebäude ins Spiel. Das gehört inzwischen der Stadt. Deren Eigentum wird vom Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) verwaltet.
Stadt und Bezirk haben mit der in die Jahre gekommenen Kaufhaus-Immobilie im Herzen Harburgs noch viel vor: „Das Bezirksamt Harburg bereitet derzeit in enger Abstimmung mit dem LIG, der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen und mit dem Oberbaudirektor eine Ausschreibung für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur langfristigen städtebaulichen Entwicklung des Karstadt-Grundstückes und zu dessen Nutzungsmöglichkeiten vor“, sagt Imme Mäder, Sprecherin der Finanzbehörde.
Dauerausstellung zur Stadtgeschichte ist eingelagert
Parallel dazu werden Gespräche mit „zukünftigen Nutzungsinteressenten“ geführt, so Mäder. „Derzeit sind Einrichtungen für Handel, Bildung und Kultur sowie in den oberen Geschossen Wohnen im Gespräch. Ziel ist es, den Ort wieder zu einem belebten Pol innerhalb der Harburger Innenstadt zu machen.“
Daran möchte sich Museumsdirektor Weiss gern beteiligen. „Die Karstadt-Schließung eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten. Langfristig könnten wir dort beide Ausstellungen unterbringen, die Archäologie und die Harburger Stadtgeschichte.“
Die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte war bis 2009 in der historischen Feuerwache an der Hastedtstraße untergebracht, musste dann aber dem Niels-Stensen-Gymnasium Platz machen. Seitdem sind die Exponate eingelagert.
Harburg: Viele Kaufhausflächen ungeeignet zum Arbeiten oder Wohnen
Erst die Machbarkeitsstudie wird zeigen, ob und wie stark das bestehende Gebäude umgebaut werden kann oder gar abgerissen werden muss. Es ist architektonisch für die alleinige Nutzung als Kaufhaus ausgelegt. Auf großen Flächen gibt es kein Tageslicht. Sie sind weder bewohnbar noch eignen sie sich als Arbeitsplätze.
Sollte das so bleiben, könnte Weiss auch an ihnen Interesse zeigen. Schließlich herrscht in den Depots des Museums Platznot. Aber er sagt auch: „Dieser zentrale Standort ist eigentlich nicht der richtige, um Museumsdepots unterzubringen.“
Lesen Sie auch
- Harburger Schlossinsel: So sieht es in Hamburgs ältestem begehbaren Gebäude aus
- Einkaufen in Harburg: Phoenix-Center verliert zwei seiner beliebtesten Läden
- Ende der Goldgräber-Zeit im Binnenhafen Harburg: Grabung wieder zugeschüttet
Sehr gern würde Rainer-Maria Weiss mit der Volkshochschule und der Bücherhalle ein „Kulturkombinat“ gründen, mit gemeinsamem Lesesaal, Vortragssaal und Café in der umgebauten Immobilie.
Was sein Museum betrifft, gebe es verschiedene Szenarien: „Wir können die beiden Dauerausstellungen dort zeigen. Wir können aber auch das gesamte Museum mit Stumpf und Stiel an dem zentralen Standort ansiedeln.“