Harburg. Spektakuläres Überflug-Video erlaubt und erklärt den Streckenverlauf der neuen Trasse im Süden Hamburgs. Umweltverbände prüfen Klage.

Die Hafenautobahn A26 Ost von der A7 bei Moorburg zur A1 bei Stillhorn existiert bislang nur auf dem Papier der Planer und als monströses Feindbild in den Köpfen der Gegner. Das dürfte sich demnächst ändern. Nach dem Planfeststellungsbeschluss für den ersten Abschnitt, die südliche Umfahrung des Stadtteils Moorburg, können erste Arbeiten sofort beginnen, wenn auch nur solche, die sich auch wieder rückgängig machen lassen, denn noch bis zum 20. Januar kann Klage gegen den Beschluss eingereicht werden. Die Umweltverbände NABU und BUND erwägen diesen Schritt.

Erste Arbeiten sollen möglichst bald beginnen

„Arbeiten, die jetzt sofort beginnen können, sind etwa Kampfmittelsondierungen oder Vorbereitungen zur Baustelleneinrichtung“, sagt Ulf Evert, Pressesprecher der DEGES. DEGES steht für „Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH“.

„Eingriffe in schützenswerte Naturräume, wie Moore oder Wälder können erst nach der Rechtskraft des Planfeststellungsbeschlusses erfolgen.“, so Evert weiter.

Rechtskräftig wird der Beschluss frühestens, wenn er nicht fristgerecht, also bis zum 20. Januar, beklagt wird, ansonsten muss der Ausgang der Gerichtsverhandlung abgewartet werden.

Irreversible Eingriffe in schützenswerte oder gar geschützte Naturräume finden im gesamten Verlauf der A26 Ost jedoch ohnehin kaum statt. Die Hafenautobahn verläuft im Wesentlichen über Spülfelder sowie alte Industrie- und Hafenflächen. Das Grünland südlich von Moorburg hat seine Moorfunktion durch landwirtschaftliche Eingriffe bereits stark eingebüßt. Lediglich das 0.4 Quadratkilometer kleine, wegen seiner tiefen Torfböden aber wertvolle, Käthnermoor östlich des Moorburger Hauptdeichs und nördlich des Fürstenmoordamms ist erheblich betroffen. Ausgleichsmaßnahmen sieht der Planfeststellungsbeschluss sowohl direkt in Moorburg, als auch in den Vier- und Marschlanden vor.

A26 Ost: Barriere im Biotopverbund befürchtet

Einen indirekten Eingriff stellt der Autobahnabschnitt bei Moorburg allerdings auch dort dar, wo er keine Schutzgebiete unmittelbar berührt, denn er bildet im Biotopverbund des Süderelberaums ein Hindernis für Tiere, die andere Lebensräume aufsuchen wollen. Auch dafür sind bereits Ausgleichsmaßnahmen und die Anlage von Querungsmöglichkeiten vorgesehen.

Noch einmal ganz anders stellt sich die Beeinträchtigung in einem anderen Bauabschnitt dar: Östlich der B75 in Kirchdorf, sind nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch Menschen betroffen. Entlang der Straße Kornweide müssen einige Grundstücke geräumt werden. Hier soll die Autobahn in einem Tunnel an die A1 herangeführt werden. Um diesen Bauabschnitt geht es in dieser Planfeststellung allerdings noch gar nicht.

Die Vorteile der A26 Ost erklärt Martin Helfrich, Pressesprecher der Hamburger Wirtschaftsbehörde, so: „Als neue West-Ost-Verbindung schließt die A 26-Ost eine Netzlücke mit überregionaler Verbindungsfunktion. Für diese West-Ost-Verkehre sind die Haupthafenroute und die Bundesstraße B 73 allein nicht ausreichend leistungsfähig, sodass sich die Verkehrsströme auch auf Routen im untergeordneten Straßennetz verteilen. Dadurch ergeben sich für die Stadtteile Harburg und Wilhelmsburg hohe Lärm- und Schadstoffbelastungen sowie innerstädtische Trennwirkungen. Durch den Bau der A26 Ost werden diese Verkehre weiträumig zusammengefasst und gebündelt und Wohnquartiere erheblich von Durchgangsverkehren und damit von Lärm- und Schadstoffemissionen entlastet.“

A26 soll B73 entlasten. In Harburg wartet man deshalb auf die Autobahn

Neben der überregionalen Funktion im Autobahnnetz würde die A 26 Ost im Zusammenwirken mit dem vorhandenen Straßennetz zu einer zur Verbesserung der Erreichbarkeit im Hamburger Hafen beitragen, so Helfrich weiter. Außerdem würde ein redundantes Straßennetz geschaffen, mit dem bei einer Vollsperrung der Köhlbrandbrücke eine vollständige Verlagerung des Schwerverkehrs auf die neue A26 im Süden erreicht wird, ohne die Wohngebiete an der B73 und in Wilhelmsburg zusätzlich zu belasten.

„Der NABU und wir überlegen, gemeinsam Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss einzureichen“.
Lotta Repenning - Pressesprecherin Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Region Hamburg

Fast überall im Bezirk Harburg wartet man daher eher auf die A26 Ost, statt sie zu fürchten. Verkehrsexperten haben sogar vorgerechnet, dass man die B73 vom vier- bis sechsspurigen Moloch zu einer zweispurigen Straße mit Wohn- und Nachbarschaftsqualität umbauen könnte, wenn die A26 Ost fertig ist.

Bis dahin vergeht aber noch einige Zeit. Selbst ohne Klage rechnet die DEGES mit einer Bauzeit von sechs Jahren, bis der jetzt genehmigte Abschnitt fertig ist. Die weiteren zwei Abschnitte sind noch im Verfahren und sie beinhalten komplexe Ingenieursbauwerke, wie eine 51 Meter über der Süderelbe verlaufende Hängebrücke, meine aufgeständerte Hochstraße sowie den Kirchdorfer Tunnel. Zusammen mit der A26 West von Rübke bis zur A7 kann allerdings auch der erste Abschnitt, dessen Ausfahrt auf die Zufahrtsstraße zur Kattwykbrücke mündet, schon stark zur Beruhigung der B73 zumindest im Westen des Bezirks beitragen.

Die Rampen für das Autobahnkreuz Hamburg-Hafen wurden kurz vor Weihnachten eingesetzt. Im Februar folgt eine Vollsperrung der A7 für die Querungsbrücke der A26
Die Rampen für das Autobahnkreuz Hamburg-Hafen wurden kurz vor Weihnachten eingesetzt. Im Februar folgt eine Vollsperrung der A7 für die Querungsbrücke der A26 © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

Für die gut 700 Einwohner des Stadtteils Moorburg hingegen bedeutet die Autobahn einen schweren Eingriff. Zwar verläuft sie knapp einen Kilometer hinter der Hauptsiedlungsachse Moorburger Elbdeich, kommt aber an die südlich, nahe der Landscheide gelegenen Häuser und Höfe deutlich näher heran. Außerdem ist zwischen Autobahn und Dorf eine weitere Baggergutdeponie geplant, nachdem es nördlich des Moorburger Elbdeichs, in Richtung Containerterminal Altenwerder bereits eine gibt.

Video zeigt, wie die A26-Ost verlaufen und in die Hamburger Süden eingebunden werden soll

Dieses Video der Deges zeigt, wie die A26-Ost verlaufen und in die Hamburger Süden eingebunden werden soll. Da es von der DEGES selbst stammt, sind kritische Töne nicht zu erwarten. Einen sehr detaillierten Einblick in die Planungen gibt die Animation allerdings:

Bereits im Planfeststellungsverfahren haben die Naturschutzverbände Bedenken und Einwände gegen den Bau der A26 Ost geäußert. Diese wurden in der Planung berücksichtigt. Unter anderem das ist der auch Zweck eines Planfeststellungsverfahrens. Offensichtlich fühlen insbesondere die großen Verbände NABU und BUND ihre Bedenken nicht genügend bedacht. „Wir überlegen, gemeinsam Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss einzureichen“, sagt BUND-Pressesprecherin Lotta Repenning. Bei den Überlegungen ginge es weniger um das Wollen, als um die juristischen Chancen.

An anderer Stelle wird an der A26 bereits weitergebaut: Die A26 West wächst immer weiter auf die A7 zu. Für das Autobahnkreuz Hamburg-Hafen, das derzeit entsteht, werden demnächst erneut Brückenteile eingehoben. Mitte Februar steht deshalb die nächste Wochenend-Vollsperrung der A7 zwischen Heimfeld und Volkspark an..