Neugraben-Fischbek. Harburger Bezirksversammlung trifft vier wegweisende Entscheidungen. Wo genau die Gebiete liegen und was dort gebaut werden soll.
Auf seiner letzten Sitzung vor der Wahlkampf- und Sommerpause hat der Stadtentwicklungsausschuss am Montagabend vier Bebauungs-Planverfahren für Neugraben-Fischbek auf den Weg gebracht. Es geht um die Zukunft des Neugrabener Markts, um das Neubaugebiet Fischbeker Reethen sowie zwei Gebiete, in denen durch eine verdichtete Bebauung Wohnungen geschaffen werden: am Dorflageweg und Fischbeker Heuweg.
Am Neugrabener Markt wird der Bereich zwischen der Neugrabener Bahnhofstraße und der Bücherhalle bis hin zum Scheideholzweg baulich neu aufgestellt. Auf dem ehemaligen Postgelände am Scheideholzweg sollen neue Wohnungen entstehen.
Wohnung in Neugraben gesucht? Mehr Einwohner können das Zentrum beleben
Hier gibt es bereits einen potenziellen Investor. Er möchte ein Ensemble aus vier Wohngebäuden mit insgesamt 65 Wohnungen errichten. Mit einer Tiefgarage, die von der Neugrabener Bahnhofsstraße erreichbar ist. Die bislang zweigeschossigen Gebäude mit Einzelhandel an der Bahnhofstraße könnten nach dem Bebauungsplan-Entwurf viergeschossig werden.
„Wir schaffen hier ein urbanes Gebiet mit einer Mischung aus Wohnen, nicht störenden Gewerbebetrieben, Einzelhandel, Gastronomie sowie sozialen und kulturellen Einrichtungen“, sagte Torben Sell vom Büro Claussen-Seggelke Stadtplaner im Ausschuss. „Der Neugrabener Markt ist ein gut erschlossener Standort. Er sollte nachverdichtet werden, vor allem durch Wohnungsbau. Auch, um das Neugrabener Zentrum zu beleben.“
Auch das alte Polizeikommissariat soll nachgenutzt werden
Beim Gebäudekomplex der Polizei und des Kundenzentrums Süderelbe setze der Denkmalschutz den Rahmen, so Sell. Hier gehe es zunächst um die zukünftige Nachnutzung des Polizeigebäudes. Für das Polizeikommissariat 47 entsteht aktuell ein Neubau am Neugrabener Bahnhof. Das Kundenzentrum bleibt am Standort.
Wie bei den anderen B-Planverfahren wird der Entwurf des neuen Plans zunächst mit verschiedenen Hamburger Behörden abgestimmt. Ist dies erfolgt, wird er öffentlich ausgelegt. Zudem müssen mehrere Gutachten angefertigt werden, etwa zum Lärmschutz, zum Entwässerungskonzept, zum Baum- und Artenschutz. Am westlichen Rand des Areals ist ein begrünter Weg geplant, der den Scheideholzweg und den Neugrabener Markt verbindet.
Fischbeker Reethen: 2300 neue Wohnungen im Harburger Westen
Der umfassendste neue B-Plan betrifft das Neubauquartier Fischbeker Reethen. Auf der ehemaligen Landwirtschaftsfläche am westlichen Rand des Bezirks Harburg, zwischen der Cuxhavener Straße und der Bahntrasse, sollen 2300 Wohnungen entstehen. Sie werden eingebettet in ein komplett neues Stadtquartier mit viel Grün und Gewässern, Einzelhandel sowie sozialen Einrichtungen wie Kitas, eine Stadtteilschule mit gymnasialer Oberstufe, Sportflächen.
Auf 70 Hektar Fläche sind überwiegend mehrgeschossige Gebäude geplant, aber auch Reihen- und einige wenige Einzelhäuser. Rund die Hälfe aller Wohnungen soll öffentlich gefördert werden oder im preisgünstigen Wohnungsbau mit festgelegten Miethöhen entstehen.
Zur Bahn hin wird es Gewerbegebäude geben, die die Bewohner vor Lärm schützen sollen. Auf zehn Hektar werden dort Grundstücke von 2000 bis 6000 Quadratmeter vergeben, für einen „flexiblen Gewerbestandort“ für nachhaltig wirtschaftende Betriebe, schreibt die IBA Hamburg GmbH, die das Neubauquartier vermarktet. Sie lädt am 16. Mai alle Interessierten zum „Projektdialog“ ein: um 18 Uhr im Quartiershaus „De Stuuv“, Ohrnsweg 50d.
Potenzial für Wohnungsbau im Umfeld des S-Bahnhofs Neugraben
Weniger umfangreich und auf bereits bewohntem Gebiet ist die neue Bebauung beim B-Plan Dorflageweg angedacht. Das Gebiet liegt 250 Meter östlich des S-Bahnhofs Neugraben und umfasst 2,8 Hektar (28.000 Quadratmeter). Hier stehen Häuser, die neue Nachbarn bekommen sollen. Ein Gebäuderiegel wird alte und neue Bewohner vom Bahnlärm abschirmen. Zudem ist eine ebenfalls vor Lärm schützende massive Randbebauung zur Hauptverkehrsstraße Süderelbebogen geplant.
Die Neubaufläche beträgt 14.000 Quadratmeter und bietet das Potenzial für 280 neue Wohnungen. Auf einem Teil der Fläche gibt es bereits ein konkretes Bauprojekt: Die Procom InvestGmbH plant zusammen mit Pekrul Projekt Partner, auf dem 5400 Quadratmeter großen Baufeld 110 Wohnungen zu errichten, davon ein Drittel als Sozialwohnungen. Geplant sind mehrgeschossige Gebäude mit 1,5- bis 5-Zimmer-Wohnungen, Fassaden aus rotem Ziegel und begrünte Dächern.
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Wohnen mit Grünanschluss und Reiterhof in Fischbek
Das vierte größere Baugebiet wird am Fischbeker Heuweg entstehen. Die Straße führt durch das Naturschutzgebiet Moorgürtel und unterquert dann zusammen mit der Straße Dritte Meile die Bahntrasse. Südlich der Bahn, in Fischbek, entzweien sich die Straßen wieder.
In diesem Bereich ist der Bau von rund 160 Wohnungen vorgesehen. Auch hier ist entlang der Bahnlinie ein langgezogenes Gebäude anvisiert, das den Lärm abhalten soll. Im südlichen Bereich hat die städtische Wohnungsgesellschaft Saga ein Grundstück und will dort ein L-förmiges Wohnhaus bauen.
Wohnen am Fischbeker Heuweg – zwischen Pferdekoppel und Freiwilliger Feuerwehr
Beide Gebäudezeilen sollen maximal viergeschossig werden. Dazwischen können „Punktgebäude“ (mit einer kleineren Grundfläche) errichtet werden, die fünf bis sieben Geschosse haben. Im Nordosten (nördlich der Corneliuskirche) soll eine große Grünfläche erhalten bleiben. Dort hat das Projekt Clever Cities den Naturerlebnisspielplatz Dritte Meile angelegt.
Zwischen dem Wohngebiet und dem naturnahen Bereich wird nach wie vor der Reiterhof liegen und südlich davon das Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Fischbek.