Harburg. Erweiterung um Trainingsbecken sollte ursprünglich 2025 fertig sein. Doch die Geduld der Harburger wird auf eine harte Probe gestellt.
- Für viele Familien war ein Besuch im Midsommerland wie ein Kurzurlaub in Schweden
- Viele kleine Details machten aus einem einfachen Schwimmbadbesuch ein tolles Badeerlebnis
- Damit ist seit Herbst 2023 Schluss – wie es weitergeht, hängt von vielen Faktoren ab
Die Harburger Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver (CDU) kritisiert Senat und Bezirk wegen der Verzögerung bei Abriss und Neubau der Harburger Badeanstalt MidSommerland. Einen Abendblatt-Bericht nahm die Politikerin zum Anlass, eine Anfrage an den Senat zu richten, um Details zu erfahren.
Die Antwort des Senats enthält nun erstmals einen vagen Zeitplan, wann das Bad wieder nutzbar ist Zunächst werde die eigentliche Neuerung, die Sport- und Lehrschwimmhalle fertiggestellt. Der Neubau der Spaß-, Wellness und Freizeitanlagen folgt später.
Beliebtes Schwimmbad im Hamburger Süden: Wie geht es mit dem Midsommerland weiter?
Die Trainingsschwimmhalle haben die Harburgerinnen und Harburger sich in einer jahrelangen Kampagne erstritten. Vor zwei Jahren konnte vermeldet werden, dass die Finanzierung für eine neue Schwimmhalle im Freizeitbad MidSommerland gesichert sei. Der Anbau der Halle ans Bad solle im Zuge der geplanten Sanierung und Modernisierung des Schwimmbades erfolgen.
„Sanierung und Modernisierung“ heißt im Fall des Midsommerland allerdings Abriss und Neubau. Eine Holzkonstruktion, wie die dieses Bades, die ständig Feuchtigkeit und Temperaturunterschieden ausgesetzt ist, hat nur eine begrenzte Haltbarkeit. Deren berechnetes Ende war erreicht, und Prüfungen ergaben, dass auch faktisch der Abbruch nun anlag.
Genehmigungen, Verzögerungen, Preissteigerungen – ein Teufelskreis
Im Oktober 2023 wurde das Bad geschlossen. Bald darauf sollten Abriss und Neubau beginnen. Nach den Planungen der Bäderland Hamburg GmbH sollte das Bad ursprünglich 2025 seine Tore wieder öffnen. Schon im vergangenen Jahr kam es aber zu Verzögerungen. Das Harburger Bauamt erteilte Auflagen und wollte noch einige Fragen geklärt wissen, bevor die Abriss- und Baugenehmigung erteilt wurde.
Zugleich stiegen die Baupreise in der Zwischenzeit fast schneller, als man neu kalkulieren konnte. Bäderland musste den Neubau umplanen, um im Kostenrahmen zu bleiben. Neue Pläne, neue Genehmigungen, neue Verzögerungen, noch mehr Preissteigerungen – ein Teufelskreis.
„Leider sind meine schlimmsten Befürchtungen eingetreten“
Jetzt scheinen Pläne, Genehmigungen und Finanzierung wieder deckend übereinanderzuliegen. Laut der Senatsantwort auf Stövers Anfrage ist die Errichtung der neuen Trainingsschwimmhalle derzeit für 2025/2026 geplant; das gesamte Bad werde voraussichtlich Ende 2027 wieder zur Verfügung stehen.
„Leider sind meine schlimmsten Befürchtungen eingetreten, und die Harburgerinnen und Harburger stehen nun jahrelang ohne Schwimmhalle da“, sagt Stöver. Dabei ignoriert sie allerdings, dass Harburg nicht erst seit der Schließung des Midsommerlands vor einem Jahr keine Schwimmhalle mehr hat, sondern seit Eröffnung des Midsommerlands vor fast 30 Jahren.
Schöne neue Thermenlandschaft – aber kein Kind lernte hier schwimmen
Das für seine Thermen- und Saunalandschaft zurecht gefeierte Freizeitbad wies kein Becken mehr auf, das den Anforderungen des Sportschwimmens und der meisten Schwimmprüfungen gerecht wurde. Bei keiner weiteren Umgestaltung von Stadtteil- zu Freizeitbädern wurde dieser Fehler wiederholt. In Harburg wurde er belassen.
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„Von allen Seiten wird bemängelt, dass so viele Kinder nicht ausreichend sicher schwimmen können“, sagt Stöver. „Familien warten jahrelang auf einen Platz im Schwimmkurs.“ Doch diese Entwicklung könne gestoppt werden: „Unter anderem die DLRG und Bäderland haben eine tolle Aktion gestartet. Hunderte Menschen aus Hamburg sind bereit, sich zum Schwimmlehrer oder zur Schwimmlehrerin ausbilden zu lassen. Ich finde das absolut bemerkenswert.“
Harburger Familien müssen für Schwimmunterricht weite Wege in Kauf nehmen
Genau solche Aktionen würden in Hamburg gebraucht. „Aber was nützt das den Harburger Familien, wenn es in ihrem Stadtteil nicht einmal eine geöffnete Schwimmhalle gibt?“
Harburger Kinder müssten weiterhin in Neugraben, Wilhelmsburg oder im Landkreis schwimmen lernen – wenn ihre Familien das überhaupt ermöglichen können. „Ich hoffe nur, dass sich die Baukosten nicht weiterhin vervielfachen und die heiß erkämpfte Sportschwimmhalle für Harburg am Ende mehr als nur ein Traum bleibt.“