Harburg. Bezirksamt Harburg organisiert große Veranstaltung zur Zukunft der Harburger City. Zu Beginn fallen zwei Stichworte am häufigsten.
„Harburg ist Super!“ Mit diesen Worten stieg die Bremer Professorin Ulrike Mansfeld in ihren Impulsvortrag zum Harburger Innenstadtforum ein. Organisiert vom Bezirksamt und der steg Hamburg treffen sich Fachleute und Laien auf der zweitägigen Veranstaltung im Kultur Palast Harburg (ehemals Rieckhof), um gemeinsam bereits vorhandene Planungen zur Entwicklung der Harburger City zu besprechen und mit neuen Ideen zu bereichern. Im ersten Forumsteil am Mittwochabend, dem „Beteiligungsmarktplatz“, stand der Austausch mit den Harburgerinnen und Harburgern im Mittelpunkt.
Ulrike Mansfeld von der Hochschule Bremen ist Expertin für den Wandel in städtischen Räumen. Vor der Veranstaltung spazierte sie einige Stunden durch die Harburger Innenstadt. Ihre Diagnose: „Sie haben eine belebte Innenstadt, kaum Leerstand, zu viele Parkplätze und schönes Grün.“ Aber sie sagt auch: „Die Menschen, die in der Stadt unterwegs sind, sind nicht die Menschen, die ich hier vor mir sehe“ und meint damit, dass die vielen Harburger mit Migrationshintergrund zu wenig einbezogen werden. Ihr Appell: „Bringen Sie die Menschen zusammen!“
„Die Harburger trauen sich zu wenig zu“
Das tut seit vielen Jahren und sehr erfolgreich Peter Schuldt mit seinem Chor Gospel Train. „Es gibt in Harburg eine unglaublich große Begeisterungsfähigkeit“, sagt der Chorleiter, „aber die Harburger trauen sich zu wenig zu, ihnen fehlt das Sendungsbewusstsein.“ Kultur sei das „entscheidende Puzzleteil“, um die Stadtgesellschaft voran zu bringen, so Schuldt.
In dieselbe Kerbe schlägt Gastgeberin Dörte Inselmann vom Kultur Palast Harburg. Trägerin ist die Stiftung Kulturpalast, die sich seit mehr als vier Jahrzehnten kulturell in Hamburg engagiert.
„Wir müssen so viel wie möglich von der Vielfalt, auf die wir hier in Harburg treffen, abbilden“, sagt Inselmann und stellte zwei Programme der Stiftung vor, die auch in Harburg bereits viele Anhänger haben: „Mit den Klangstrolchen schulen wir Kleinkinder von sechs Monaten bis sechs Jahren sehr früh musikalisch; und das Singen fördert sprachliche Fähigkeiten. Unsere Hiphop Academy bietet in Harburg bereits sechs Kurse an. Über das Tanzen lernen Jugendliche Toleranz und Respekt, es wandelt negative in positive Energie. Damit erreichen wir die junge Generation und eine internationale Stadtgesellschaft, wie sie sich in Harburg abbildet.“
Als roter Faden fallen immer wieder die Stichworte Sicherheit und Sauberkeit
Auf dem „Beteiligungsmarktplatz“ ist anschließend das Publikum aufgefordert, eigene Ansichten und Ideen zur Entwicklung der Harburger City einzubringen und macht davon reichlich Gebrauch. Für den Austausch stehen sechs Themenstationen bereit. Neben der allgemeinen Entwicklung werden einzelne Aspekte wie Mobilität, Kultur, der Einzelhandel, die klimafreundliche Stadt sowie der öffentliche Raum (Straßen, Parks und Plätze) diskutiert.
Als roter Faden werden immer wieder die Stichworte Sicherheit und Sauberkeit genannt, an denen es zu arbeiten gilt. Für den Einzelhandel wünschten sich die Harburger einen Branchen-Mix, der zum Bummeln einlädt (große Ketten plus kleine inhabergeführte Läden), sowie Räume für Begegnungen und zum Verweilen – mit und ohne Gastronomie. Das Karstadt-Gebäude könnte kurzfristig etwa für Veranstaltungen und später für Einzelhandel, Bildung und Startups genutzt werden.
Großer Wunsch: Die Harburger Innenstadt müsse endlich fahrradfreundlicher werden
Bei der Mobilität wird mehrfach der Wunsch geäußert, die Innenstadt fahrradfreundlicher zu machen. Sehr schön wäre es auch, wenn die Moorstraße eine Fußgängerzone würde. Im öffentlichen Raum sollte es mehr Mitmach-Angebote geben, damit die Einwohner ihre Innenstadt stärker selbst bespielen können.
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Davon hatte zuvor auch Ulrike Mansfeld gesprochen und Beispiele aus Bremen genannt. Sie sieht für die Innenstädte ein generelles gesellschaftliches Problem: „Viele Orte werden ihrer Funktion beraubt, weil wir uns viel zu sehr im virtuellen Raum befinden. Wenn wir zehn Stunden am Laptop sitzen oder das Smartphone nutzen, sind wir nicht in der Stadt, sondern woanders. Orte spielen eine zunehmend untergeordnete Rolle. Wir trinken Coffee to go, kaufen im Internet ein.“ Als Abhilfe empfiehlt sie allen Einwohnern: „Verbringen Sie mehr Zeit in der Stadt!“