Bis zu 90 Prozent der Elbe sind zugefroren. Eisbrecher sind im Dauereinsatz. Umweltbehörde warnt vor Betreten der Alster, ADAC vor glatten Brücken.
Hamburg. Im Hamburger Hafen herrscht weiter Eiszeit: Wegen der anhaltenden Minusgrade fahren die Eisbrecher rund um die Uhr die Elbe ab, um den Strom für die Schifffahrt freizuhalten. Seit Donnerstagabend sind die Schiffe "Hugo Lentz“, "Hafenbau 2“, "Johannes Dalmann“, "Hofe“ und "Christian Nehls“ im Dauereinsatz. Bis auf Weiteres werden die fünf Eisbrecher rund um die Uhr fahren. Am Freitag registrierte die Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) laut Sprecher Alexander Schwertner eine "dünne Eisbedeckung von 80 bis 90 Prozent“ auf der Elbe im Hamburger Hafen.
Die Lage auf der Norder- und Süderelbe ist Schwertner zufolge derzeit ruhig und entspannt. Trotz Eisschollen laufe der Schiffsverkehr ohne Probleme. Nichts geht mehr dafür auf der Elbe im nordöstlichen Niedersachsen und im Südosten Schleswig-Holsteins. Am Freitagmittag wurde auf dem Abschnitt zwischen Dömitz in Mecklenburg-Vorpommern und Geesthacht in Schleswig-Holstein die Schifffahrt offiziell eingestellt .
Insgesamt verfügt die Hafenbehörde über sieben Eisbrecher. Sie brechen das Eis im Hafengebiet in kleine Stücke, um es in Bewegung zu halten. Nur dann kann das Eis abgetrieben, Eisstaus verhindert und der Hochwasserschutz gewährleistet werden. Die Hafenbehörde achtet also darauf, dass sich keine Eisblockaden bilden, sich der Wasserspiegel erhöht und somit Druck auf die Deiche auslöst.
Dabei nutzt die HPA die Gezeiten zum Eisbrechen: Bei ablaufendem Wasser wird systematisch von unten nach oben gebrochen, damit das zerkleinerte Eis mit der Ebbe abfließen kann. Bei Flut wird das Eis in den Hafenbecken gebrochen.
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Sollten kleinere Schiffe festfrieren, werden Eisbrecher sie befreien. Für die großen Containerschiffe besteht keine Gefahr durch das Eis. Die Frachter brechen das Eis entweder selbst oder nehmen sich Assistenzschlepper. Die Containerschiffe halten somit die Zufahrt von der Nordsee nach Hamburg und die großen Hafenbecken frei.
Unterdessen müssen Verkehrsteilnehmer weiter mit teilweise glatten Straßen rechnen, nach Angaben des ADAC gelte dies vor allem für Brücken im Stadtbereich. Die Hamburger Umweltbehörde warnt vor dem Betreten der Außenalster. Die Eisdecke sei dünn und brüchig. Die Verkehrsleitzentrale registrierte am Freitag nach neuem Schneefall und Glätte eine angespannte Verkehrslage im morgendlichen Berufsverkehr. Bis zum Mittag ereigneten sich mit 25 jedoch vergleichsweise wenige Verkehrsunfälle, wie ein Sprecher sagte. Dabei blieb es überwiegend bei Blechschäden.
Das Sibirien-Hoch "Dieter" hat die Stadt also weiter fest im Griff - auch übers Wochenende bleibt es kalt. Das Abendblatt beantwortet fünf Fragen zum Eiswinter.
Kann man trotz der Kälte im Freien Sport treiben?
Generell tut Bewegung an der frischen Luft aber auch bei diesen Temperaturen gut - wenn man einige Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigt. "Sportler sollten mehrere Schichten atmungsaktiver Kleidung anziehen und auch Handschuhe und Mütze tragen", sagt Rüdiger Reer, Professor für Sport- und Bewegungsmedizin an der Uni Hamburg. Über Hände und Kopf würde die meiste Wärme verloren gehen. Wichtig sei, die Muskeln noch im Warmen zu dehnen. Außerdem müsse beachtet werden, dass der Körper zusätzliche Energie für den Temperaturausgleich benötige. "Bei Kälte sollte man es daher etwas langsamer angehen", so Reer. Vielen verursacht die Kälte jedoch auch Probleme. "Etwa 50 Prozent leiden an Rhinorrhoe, einer verstopften oder laufenden Nase, 15 bis 20 Prozent werden kurzatmig, wenn sie bei Minusgraden Sport treiben", sagt Tibor Schmoller, Lungenfacharzt aus Winterhude. Ursache seien die durch den Kältereiz geschwollenen Schleimhäute und verengten Atemwege. Reduziert würden die Symptome, wenn die Luft erwärmt in die Lungen gelange. "Das passiert, wenn man durch die Nase oder einen Schal atmet", so Schmoller.
Ist durch den Kälteeinbruch der Heizölpreis gestiegen?
Damit die klirrende Kälte nicht Einzug in die Wohnungen hält, muss kräftig geheizt werden. Während der bisher milde Winter die Kosten niedrig gehalten hat und die Auftragsbücher bei den Heizölhändler eher dünn geblieben sind, steigt die Nachfrage jetzt merklich an. "Bei uns ist jetzt richtig was los", sagt Marlis Krogmann von der Firma Heizöl Iden. "Bislang haben unsere Kunden nur kleine Mengen Öl abgenommen, jetzt befürchten sie, nicht über den Winter zu kommen, und bestellen nach." Auch der Preis sei gestiegen. Tatsächlich ist die Nachfrage nach Heizöl laut Nachrichtenagentur ddp aktuell etwa doppelt so hoch wie für die Jahreszeit üblich und fünfmal so hoch wie zu Jahresbeginn.
Müssen Schüler in der Pause hinaus auf den Schulhof?
Nicht immer ist es ein Vergnügen, sich bei eisigem Wind und Schnee draußen aufzuhalten. "Ich finde es total doof, dass wir bei der Kälte die Pausen auf dem Schulhof verbringen müssen", sagt Bendix, 9, Grundschüler aus Niendorf. Wer drinnen bleiben wolle, werde von den Lehrern vor die Tür gesetzt. Victoria, 12, Schülerin der Stadtteilschule am Hafen, geht freiwillig raus. "Bei uns können die Schüler auch drinnen bleiben. Aber die meisten gehen raus", sagt Schulleiter Jan Baier. "Und das ist auch gut: Es stärkt Muskeln, Herz und Kreislauf." Die Schulen können eigenmächtig festlegen, ob die Schüler rausmüssen oder im Schulgebäude bleiben dürfen. Bei extremer Kälte wie jetzt sollte aber eine gewisse Flexibilität gegeben sein, sagt Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde. "Da sollte nicht auf Deubel komm raus die Hausordnung umgesetzt werden."
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Wie steht die Chance auf ein Alstereisvergnügen?
Volker Dumann, Sprecher der Umweltbehörde, wagt noch keine Prognose. "Dazu ist es zu früh", sagt er, "aber wir beobachten die Eisentwicklung." Um die Alster fürs Betreten freizugeben, muss das Eis eine 20 Zentimeter dicke Kernschicht haben - ohne Luftblasen. "Die momentane Kälte mit starkem Nachtfrost und auch Tagestemperaturen im Minusbereich ist eine gute Voraussetzung für ein Alstereisvergnügen", sagt Dumann. "Es müsste zwei Wochen so bleiben." Ob es dazu kommt, ist fraglich. "Zunächst bleibt der Frost, mit deutlich mehr Bewölkung und Schnee, allerdings unter fünf Zentimetern", sagt Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation. "In der nächsten Woche wird es wohl wieder etwas milder - mit Temperaturen auch über null Grad." Der Schnee sei das Produkt eines sogenannten Lake Effects: extrem kalte Luft über der Ostsee führt dazu, dass das verdunstete Wasser nach oben "schießt"; dann zieht es als "Schauerstraße" Richtung Westen und bringt leichten Schneefall mit sich.
Mit Material von dpa und dapd