Bergedorf. Kurt A. Körber unterzeichnete am 14. Juli 1946 den Mietvertrag für eine Werkstatt in Bergedorf. Start des heutigen Weltkonzerns.
Am heutigen 14. Juli jährt sich der Legende nach zum 75. Mal die Gründung der Hauni. In einer Telefonzelle am Bahnhof Dammtor sollKurt A. Körber sein erstes erfolgreiches Verkaufsgespräch geführt und daraufhin am 14. Juli 1946 den Mietvertrag für eine kleine Werkstatt im Keller einer Fabrikhalle am Weidenbaumsweg in Bergedorf unterzeichnet haben. Ihr Fachgebiet: die Reparatur kriegsbeschädigter Zigarettenmaschinen.
Es ist die Geburtsstunde eines Weltkonzerns, der heute mehr als 10.000 Mitarbeiter weltweit hat und einen Jahresumsatz von fast zwei Milliarden Euro. Herz ist noch immer die Hauni, Weltmarktführer für
Zigarettenmaschinen und Bergedorfs größter Arbeitgeber.
Körber nannte sein Unternehmen Hamburger Universelle, kurz Hauni
Während der Konzern mit dem heutigen Tag eine ganze Reihe von Jubiläumsaktionen und Feierlichkeiten einläutet, gehört zur Wahrheit, dass sich Körber eigentlich erst ein Jahr später selbstständig machte. 1946 gründete er im Keller des von den Briten stillgelegten Flugzeugmotorenbauers „Hanseatische Lehrenbau-Gesellschaft“ am Weidenbaumsweg lediglich eine Zweigstelle der Dresdner Zigarettenmaschinenfabrik Universelle. Dort war der talentierte Ingenieur 1944 mit nur 34 Jahren zum Technischen Direktor berufen worden. In Anlehnung an sie nannte er sein Unternehmen schließlich Hamburger Universelle, kurz Hauni.
Mit alten Kontakten und diversen Erfindungen gelang es Körber, aus den winzigen Bergedorfer Anfängen schnell ein international operierendes Unternehmen aufzubauen. Im Mittelpunkt standen Konstruktion, Bau und Weiterentwicklung von Zigarettenmaschinen. Die zerstörte Dresdner Mutter konnte nicht mithalten, auch weil sie in der jungen DDR verstaatlicht wurde.
1955 wurde eine Zweigniederlassung in Virginia gegründet
Körber wagte schon 1955 den Sprung über den großen Teich, indem er in Richmond im US-Bundesstaat Virginia seine erste Zweigniederlassung gründete. Gleichzeitig beeindruckt das Wachstum der Mitarbeiterzahl: Aus den acht Maschinenbauern im ersten Jahr der Hauni war nach einem Jahrzehnt schon eine Belegschaft von 1000 Beschäftigten geworden. In den 1970er-Jahren weitete Körber seinen Konzern
zur internationalen Körber-Gruppe mit jetzt fast 7000 Mitarbeitern in diversen Unternehmen aus.
Das Symbol des Konzerns sind zwei ineinander verschlungene Ringe mit dem Schriftzug „Körber“, die im Original auf einer Nockenwelle sitzen. Die Ringe sollen zeigen, dass bei Körber die Produktion und der Gewinn aller Geschäftsfelder eng mit dem gesellschaftlichen Engagement des Konzerns verbunden sind.
Genau das lebte der Unternehmer, der im Bergedorfer Villengebiet wohnte, in Form seiner Stiftungen. Der Legende nach immer auf Augenhöhe seiner Mitarbeiter, ein Chef, der gern die Ärmel hochkrempelt, übernahm er mit über 50 Jahren auch die Rolle des gesellschaftlichen Impulsgebers. Mit besten Kontakten in die Politik, vor allem zu seinem engen Freund Helmut Schmidt, gründete Kurt A. Körber den „Bergedorfer Gesprächskreis“, der Größen wie Marion Gräfin Dönhoff, Egon Bahr, Ralf Dahrendorf und Vertreter der Führungselite von DDR und UdSSR ins Bergedorfer Schloss holte.
Eine Straße und ein Haus für den Mäzen von Bergedorf
Die Körber-Stiftung, 1981 aus verschiedenen Vorgängern gegründet, wurde zudem Anstifter diverser Projekte, Preise und Initiativen. Dazu gehört das schon 1976 in Bergedorf gegründete Haus im Park, das bis heute für besondere Formen der selbstverantwortlichen Seniorenarbeit steht. Im kommenden Frühjahr zieht es ins neue Körber-Haus mitten in Bergedorf und bringt den Namen des Mäzens so ins Herz „seiner“ Stadt. Bereits vor zwei Jahrzehnten wurde die Kampchaussee, Hausadresse der Hauni, in Kurt-A.-Körber-Chaussee umbenannt.
Der 1992 nach einer Herz-OP im Alter von 82 Jahren verstorbene Konzernlenker polarisiert bis heute. Während Konzern und Stiftung ihn als Vordenker und brillanten Unternehmenslenker feiern, gilt seine Rolle in der Nazizeit vielen noch als weißer Fleck. Tatsächlich war Körber NSDAP-Mitglied und in Dresden auch für den Einsatz von Zwangsarbeitern verantwortlich. Dennoch hat sich Bergedorfs Politik mit deutlicher Mehrheit dafür entschieden, dass das Körber-Haus seinen Namen tragen soll.
Der aus der Hauni gewachsene Körber-Konzern ist heute eine vielseitig aufgestellte AG, deren einzige Aktie von der Körber-Stiftung gehalten wird. Geld verdient er unter anderem in der Tabak-, der Verpackungs- und Papier- sowie der Pharma-Branche. Die aktuellen Zahlen weisen im operativen Geschäft Auftragseingänge in Höhe von knapp zwei Milliarden Euro bei einem Umsatz von gut 1,7 Milliarden Euro aus (2020). Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei 10.600.
Ein Eintauchen in die Geschichte ist ab heute in Form eines virtuellen Rundgangs durch die Körber-Villa möglich. Der Link zur „Körber Xperience“ findet sich auf koerber.com.