Hamburg. Lokalpolitik hatte eigene “Taskforce Hauni“ eingerichtet. Gab es eine Einigung zur “Fabrik der Zukunft“ – und zum aktuellen Gelände?
- Hauni bleibt in Bergedorf – das teilte der Körber-Vorstand am Montag mit
- Zuvor hatte die Lokalpolitik eine eigene "Taskforce Hauni" eingerichtet
- Gab es eine Einigung hinter den Kulissen über die "Fabrik der Zukunft" – und das aktuelle Gelände?
Mit dieser Nachricht hatte selbst Hauni-Betriebsratschef Uwe Zebrowski so schnell nicht gerechnet: „Wir freuen uns sehr, dass wir Bergedorf als Standort für unsere neue ,Fabrik der Zukunft’ auswählen konnten“, sagte Hauni-Vorstandschef Jürgen Spykman am Montag auf der Betriebsversammlung des Bergedorfer Traditionsbetriebs.
Drei Monate nachdem der Vorstand ebenfalls auf einer Betriebsversammlung den bevorstehenden Wegzug aus Bergedorf verkündet hatte, nun also die Kehrtwende. Der Betriebsrat hatte eher damit gerechnet, dass Spykman Bergedorf wieder bei der Suche nach einem neuen Standort neben Harburg und Stapelfeld ins Rennen schicken würde. Davon waren Uwe Zebrowski und Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel noch am Wochenende ausgegangen.
Hauni Bergedorf: Ende 2026 ist der Umzug in den Innovationspark an die A25 geplant
Jetzt scheinen keine Zwischenschritte mehr nötig. Der mehrere 100 Millionen Euro teure Neubau der „Fabrik der Zukunft“ in den sogenannten Innovationspark an der A-25-Anschlussstelle Bergedorf ist in der Hauni-Vorstandsetage und ebenso wie beim Mutterkonzern Körber beschlossene Sache. Der Umzug von der Kurt-A.-Körber-Chaussee dorthin soll bereits Ende 2026 sein, also in vier Jahren.
Die Mitteilung des Vorstands der Hauni, die seit September Körber Technologies GmbH heißt, im Wortlaut: „Wir freuen uns bestätigen zu können, dass der Innovationspark Bergedorf nach intensiven Gesprächen zwischen der Körber AG und der Stadt Hamburg sowie dem Bezirk Bergedorf als bevorzugter Standort für die Körber Technologies GmbH in den weiteren Planungsarbeiten berücksichtigt werden kann.“
Taskforce Hauni im Bezirksamt gegründet
Es seien „gemeinsam sämtliche Möglichkeiten“ geprüft worden, „um die Zeit für die Schaffung von entsprechendem Baurecht zu verkürzen und einen Umzug zu beschleunigen. Der Innovationspark ist damit jetzt der bevorzugte Standort. Alle weiteren Planungsarbeiten konzentrieren sich auf einen Verbleib der Körber Technologies GmbH in Bergedorf. Der gemeinsam entwickelte Zeitplan mit der Stadt sieht einen voraussichtlichen Umzug zu Ende 2026 vor.“
Ausschlaggebend für die überraschende Kehrtwende des Hauni-Vorstands mit der klaren Zusage für den Bau der „Fabrik der Zukunft“ in Bergedorf dürfte das Tempo der Stadtplanungsabteilung im Bezirksamt sein. Rathauschefin Cornelia Schmidt-Hoffmann hat hier, unterstützt vom Senat, eine „Taskforce Hauni“ eingerichtet, die so schnell wie möglich Baurecht auf der Hauni-Wunschfläche schaffen soll.
Bezirksamtschefin verspricht Baurecht bis Ende 2023
„Das klappt nun sicher bis Ende 2023“, sagte sie am Wochenende gegenüber unserer Redaktion, „und wenn sich das Unternehmen jetzt für Bergedorf entscheidet, vielleicht sogar noch früher.“ Auch Finanzsenator Dressel unterstrich die intensive Vorarbeit, die die Verwaltung in Absprache mit dem Unternehmen jetzt in Angriff nehme: „Die Hauni gehört nach Bergedorf. Das wissen auch wir in Hamburg.“
Die Grundlage des Erfolgs haben allerdings die Hauni-Mitarbeiter und ihr Betriebsrat gelegt, der seit fast drei Monaten auf allen Ebenen für eine Zukunft in Bergedorf gekämpft hat. Unter anderem wurde die Kampagne „Hauni gehört nach Bergedorf“ gestartet, die als Petition bereits rund 6000 Menschen unterzeichnet haben und hinter die sich auch sämtliche Parteien auf Bezirks- und Landesebene stellten.
WSB-Geschäftsführer spricht von „froher Botschaft für unseren Standort“
Entsprechend breit ist jetzt das positive Echo: „Eine frohe Botschaft für unseren Standort. Die Entscheidung der Hauni, ihre ,Fabrik der Zukunft’ in Bergedorf zu bauen, macht Mut und zeigt, dass Bergedorf auch perspektivisch ein attraktiver Standort bleibt“, sagt Marc Wilken, Geschäftsführer des Wirtschaftsverbandes WSB. Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann ergänzt: „Das heutige Bekenntnis der Körber Technologies GmbH zu Bergedorf ist hervorragend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich freue mich sehr über diese großartige Chance für Bergedorf und blicke mit Zuversicht auf die weitere Entwicklung des Innovationsparks.“
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Sogar Hauni-Vorstandschef Jürgen Spykman stimmt da jetzt mit ein: „Einen herzlichen Dank an alle Beteiligten und Interessengruppen, die sich für die Erarbeitung und Gestaltung dieser Lösung eingesetzt haben. Ein besonderer Dank auch an unsere Belegschaft, die sich gemeinsam mit unserem Betriebsrat für Bergedorf stark gemacht hat. Nun geht es darum, die weiteren Schritte für die Entwicklung des zukünftigen Standortes umzusetzen.“
Hauni: Bergedorf schien noch vor drei Monaten völlig abgeschrieben
Warum das vor drei Monaten noch ganz anders war und Bergedorf in der Konkurrenz mit Harburg-Neuland sowie Stapelfeld angeblich sogar gar keine Chance mehr hatte, ließ er am Montag offen. Zwischenzeitlich hatte die Hauni mit zu langwierigen Genehmigungsprozessen argumentiert, was vom Bezirksamt stets zurückgewiesen wurde: Nach seiner Darstellung hätte selbst ohne den jetzt eingeleiteten „Taskforce“-Turbo die Baugenehmigungsreife spätestens in 2024 erreicht werden können.
Kritiker vermuteten schon damals einen möglichen Poker hinter den Kulissen um die Zukunft des heutigen Hauni-Geländes beiderseits der Kurt-A.-Körber-Chaussee. Die Flächen befinden sich im Eigentum des Körber-Konzerns und sind im Bebauungsplan bisher als Gewerbefläche ausgewiesen, sogar mit der in Hamburg seltenen Freigabe für Industriebetriebe. Weit mehr Geld würde allerdings eine Umwidmung zum Wohngebiet in die Konzernkasse spülen, steht nach dem Umzug doch unweigerlich der Verkauf an. Nur stellt sich die Wirtschaftsbehörde in solchen Fällen grundsätzlich gegen den Verlust von Industrie-Ausweisungen in Hamburg. Eigentlich zumindest.