Bergedorf/Schwarzenbek. Der Umsatz ist um rund 50 Prozent rückläufig. In Bergedorf und Schwarzenbek wird drastisch gespart.

Eine Nachricht wie eine Bombe: Angesichts von Umsatzeinbrüchen von etwa 50 Prozent will die Hauni GmbH allein in Bergedorf und Schwarzenbek 700 Stellen abbauen. Dies soll bis 2024 über die Bühne gehen.

Zu Wochenbeginn haben Geschäftsleitung, Gewerkschaftsvertreter und Betriebsräte bis nach Mitternacht in der Körber-Zentrale verhandelt. Die Hauni-Mitarbeiter sollen per Video vom Management über das Ergebnis offiziell informiert werden: Ein Eckpunktepapier sieht vor, 700 von rund
2600 Arbeitsplätzen an den Standorten Bergedorf und Schwarzenbek abzubauen. Wie dies sozialverträglich geschehen kann, um Kündigungen zu vermeiden, wird sich zeigen müssen.

Keine betriebsbedingten Kündigungen bis 2024

Die Geschäftsleitung sei zunächst mit der Vorstellung in die Gespräche gegangen, 950 Stellen abzubauen, so die IG Metall. Mehr als jede dritte Stelle in der Region. Auf Nachfrage wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Zuerst würden die Mitarbeiter informiert. Die IG Metall setzt der­-
weil darauf, dass ihre Mitglieder dem Eckpunktepapier zustimmen.
Entlassungen sollen damit vermieden werden. Die Übereinkunft sieht einen Verzicht auf betriebs­be­dingte Kündigungen bis Ende 2024 vor.

Dass dies kein Selbstgänger ist, ist gewiss. Überlegungen zur Reorganisation sind nach Informationen unserer Redaktion bereits fortgeschritten. „Bei einem Abbau von 700 Mitarbeitern wird kein Stein auf dem anderen bleiben“, kündigt Emanuel Glass an. Der zweite Geschäftsführer der IG Metall Hamburg ist für den Zigarettenmaschinen-Konzern zuständig. Von weltweit rund 4500 Mitarbeitern sind etwa 2600 in Bergedorf und Schwarzenbek tätig. „Nur für die sind wir zuständig“, erläutert Glass mit Blick auf die Frage, ob die Körber-Tochter auch im Ausland Personal abbauen will.

Abfindungen, Altersteilzeit und auch Kurzarbeit

Die Gewerkschaft setzt auf eine möglichst breite Zustimmung ihrer Mitglieder. Diese haben bis Montag Zeit, sich zu äußern. Der Plan ist, möglichst viele Mitarbeiter zum freiwilligen Ausscheiden – gegen Abfindungszahlungen – zu bewegen. Älteren Mitarbeiter wird die Möglichkeit offeriert, in Altersteilzeit zu gehen. Entsprechende Regelungen bestehen in der Hauni GmbH bereits.

Stärker in den Fokus rücken aktuell die Möglichkeiten der Kurzarbeit. „Auch angesichts von Corona wird es bei Hauni voraussichtlich nicht ohne Kurzarbeit gehen“, kündigt Emanuel Glass einen Sinneswandel an. Neben dem Verzicht auf Kündigungen ist auch eine Standortgarantie vorgesehen – auch für Baltic wie auch die Universelle GmbH in Schwarzenbek. Deren Kerngeschäft ist die Modernisierung in die Jahre gekommener Maschinen (Rebuild).

Die Stimmung ist sehr angespannt

Wie angespannt die Stimmung ist, wurde bereits auf vergangenen Betriebsversammlungen deutlich. Als etwa das Hauni-Management die Teile-Zulieferung aus Ungarn lobte, wurde aus der Versammlung Kritik an der gelieferten Qualität laut. Die Furcht wächst, dass über die Anpassung an die Auftragsflaute hinaus Fakten geschaffen werden sollen: „Von Personalabbau in Ungarn war bislang noch nicht die Rede“, stellt ein Techniker klar.

Bei Hauni in Bergedorf wie auch der Universelle in Schwarzenbek befragt die IG Metall derzeit ihre Mitglieder, ob sie Verhandlungen auf Basis des Eckpunktepapieres zustimmen. „Normalerweise halten wir dazu Mitgliederversammlungen ab, das ist angesichts der Corona-Epidemie aber kein gangbarer Weg“, erläutert Emanuel Glass, zweiter Geschäftsführer der IG Metall in Hamburg.

Gewerkschaftsmitglieder sollen sich äußern

Bis Montag, 23. März, haben die Metaller Gelegenheit, sich per E-Mail zu äußern. Die Gewerkschaft benötigt ein Mandat, sollen doch einige Punkte auf tarifvertraglicher Basis geregelt werden. Andere Details müssen über Betriebsvereinbarungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsräten abgestimmt werden, stellt Glass klar, „das gilt auch für Abfindungen“.

Neben Standort- und Investitionsgarantien sollen auch die Rückholung ausgelagerter Aufgaben und der Abbau von Überstundenkonten zur Entspannung der Lage beitragen. Neben Kurzarbeit wird die Möglichkeiten eines Beschäftigungssicherungstarifvertrags geprüft.

Zukunftsweisend ist aus Gewerkschaftersicht auch die Bereitschaft der Gegenseite, Beschäftigte und Betriebsräte an der Erarbeitung eines gemeinsamen Zukunftsbildes zu beteiligen. Glass: „Es ist Fakt, dass der Tabakmarkt weiter rückläufig ist. Wir müssen gemeinsam Strategien entwickeln, wie sich die Hauni behaupten kann.“