Bergedorf. In den vergangenen zehn Jahren ist der Bezirk rasant gewachsen. Mehr als 132.000 Menschen leben in Bergedorf – das hat Folgen.
Der Vertrag für Hamburg samt Wohnungsbauoffensive hat Folgen für Bergedorf: Seit 2012 ist die Bevölkerungszahl im Bezirk rasant gewachsen – sogar schneller als die Hamburgs. Das Plus beträgt in den zehn Jahren bis heute 8,8 Prozent in Bergedorf gegenüber 7,36 Prozent in der Hansestadt. Insgesamt sind im Bezirk seit 2012 exakt 10.437 zusätzliche Einwohner registriert worden, wobei das Jahr 2022 mit einem Plus von 1917 Personen allein in seinen ersten sechs Monaten besonders hoch ausfällt. Mitte 2022 – das ist die bisher aktuellste Zahl des Statistikamtes Nord, hatte Bergedorf damit 132.628 Einwohner.
„Der jüngste Anstieg ist allerdings mit Vorsicht zu genießen“, warnt Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann beim Blick auf die Halbjahreszahlen, die nur wegen einer Anfrage der Bergedorfer AfD-Fraktion von den Statistikern schon jetzt genannt wurden. Das offizielle Zahlenwerk für 2022 wird turnusmäßig im Mai erwartet. Bergedorfs Verwaltungschefin verweist auf die Geflüchteten aus der Ukraine: „Diese Menschen machen einen Großteil des Zuwachses aus, im gesamtem Jahr 2022 vermutlich sicher mehr als 2000 Menschen.“ Hinzu komme sogar noch eine Dunkelziffer weiterer Ukrainer, die im Bezirk wohnten, sich hier aber noch nicht gemeldet hätten.
Verwaltung und soziale Infrastruktur wachsen nicht kontinuierlich mit
Grundsätzlich sieht Schmidt-Hoffman Bergedorf auf einem guten Weg in der Bevölkerungsentwicklung. So lege der Bezirk durch den intensiven Wohnungsbau mit anvisierten 800 Genehmigungen pro Jahr stetig weiter zu. Tatsächlich zählt Bergedorf schon lange zum Kreis der 100 deutschen Städte oder Bezirke mit 100.000 oder mehr Einwohnern, was es für Investoren in allen Bereichen attraktiv macht – und dank wachsender Bevölkerung vor allem auch in der Innenstadt.
Allerdings wachsen Verwaltung und soziale Infrastruktur nicht kontinuierlich mit, bedauert Cornelia Schmidt-Hoffmann, die im Bezirksamt derzeit 692 Mitarbeiter hat: „Es gibt keine ,Bewohnerschwellen’, bei denen automatisch neues Personal eingestellt wird. Jeder zusätzliche Bedarf muss beantragt und von der Finanzbehörde genehmigt werden“, beschreibt sie die stets eng begrenzten Personalausgaben, die in Bergedorf zuletzt bei 43,5 Millionen Euro lagen.
Neues Personal in der Verwaltung wird nur „bedarfsgerecht eingestellt“
Neues Personal werde „bedarfsgerecht eingestellt“, sagt sie mit Blick etwa auf den Zukunftsstadtteil Oberbillwerder oder die Erweiterung des Innovationsparks an der A-25-Anschlussstelle Bergedorf, wo bis 2026 unter anderem die „Fabrik der Zukunft“ des Maschinenbauers Hauni entstehen soll. So seien für die im Aufbau befindliche Projektgruppe Oberbillwerder 14 Stellen bewilligt, die von der Stadtentwicklung über das Management des öffentlichen Raums bis zum Verbraucherschutz reichten. Ähnlich, wenn auch nur fünf Stellen groß, werde die Taskforce Innovationspark sein.
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Lob von der Bezirksamtsleiterin gibt es für die Schulbehörde, die in den kommenden vier Jahren mehr als 80 Millionen Euro allein schon in drei neue Schulen in Bergedorf investieren wird: das Gymnasium Billwerder Straße, die Stadtteilschule Leuschnerstraße und eine Grundschule am Schleusengraben. Zudem sieht Schmidt-Hoffmann die Polizei mit dem bereits laufenden 24-Millionen-Euro-Neubau der Bergedorfer Wache am Ludwig-Rosenberg-Ring auf dem richtigen Weg.
Beim Blick auf die Bevölkerungsentwicklung im Bezirk ist das alles auch dringend erforderlich. So sieht das Bergedorfer Wohnungsbauprogramm bis 2025 Baugenehmigungen für 3000 neue Wohnungen vor. Beim Bergedorfer Schlüssel von gut zwei Bewohnern je Wohnung werden allein das mindestens 6000 Neubürger sein. Damit nimmt der Bezirk nach dem Überspringen der 130.000-Einwohner-Schwelle in 2019 nun zur Mitte des Jahrzehnts die 140.000 ins Visier.