Bergedorf. 200 Ehrenamtliche halten Kontakt zu den Flüchtlingen. Eine Spende der Wirtschaftsverbände kommt für sie zum richtigen Zeitpunkt.
Gut 80 Spieler waren der Einladung der zum zehnten Golf-Cup der Wirtschaft gefolgt. Einer der Besten auf dem 18-Loch-Platz in Escheburg war mit seinem Handycap von 24 Markus Baumann aus dem Vorstand der Volksbank Stormarn – ein Hauptsponsor des Benefizturniers, zu dem Wirtschaftsverbände der Region um den WSB Bergedorf regelmäßig einladen. Der Erlös – stattliche 1500 Euro – wurde jetzt Girija Harland übergeben, der Vorsitzenden des Bergedorfer Vereins für Völkerverständigung.
Der ist nach seiner Gründung vor 34 Jahren im Umbruch, denn im neuen Jahr wird ein Verein namens „Zentrum für Kultur und Gesellschaft SerrahnEins“ die Trägerschaft für die Völkerverständiger im „Haus für alle“ übernehmen: Girija Harland hört auf und konnte keinen geeigneten Nachfolger finden. „Aber ich begleite den Übergang noch ein Jahr lang und bleibe auch in der fachlichen Koordinationsgruppe.“ Schließlich dauere es seine Zeit für die Formalien, bis etwa Freistellungsbescheide gefertigt, die Gemeinnützigkeit beantragt ist.
Integrationsprojekt für Ukraine-Flüchtlinge soll fortgeführt werden
Längst weiß sie, was mit dem Spendengeld geschehen soll, denn die halbe Stelle von Julia Schneider, die das Integrationsprojekt Ukraine betreut, läuft zum Jahresende aus. „Wir würden die Aufgabe gern auch ohne Förderung durch die Hamburger Bürgerstiftung fortführen, als Mini-Job“, sagt Harland, die dafür 8400 Euro braucht und Spenden sammelt: „Diese ersten 1500 Euro sind jetzt schon mal ein guter Start.“
Schließlich dürften die geknüpften Kontakte zu den aktuell zehn Interimsstandorten für geflüchtete Ukrainer nicht gefährdet werden: Dazu zählen das Hotel 99 an der Serrahnstraße ebenso wie das Hotel Sachsentor, das Moteleum und das Koje Hostel an der Osterrade in Lohbrügge. „Aber auch das Rcadia am Oberen Landweg hat bis zu 300 Flüchtlinge aufgenommen, und 300 weitere leben am Gleisdreieck“, sagt Harland. In Summe schätzt sie, dass 1000 Ukrainer in solchen Unterkünften wohnen, dazu 1000 bei Bergedorfer Gastfamilien.
Bergedorfer für Völkerverständigung: Start mit nur 200 Flüchtlingen
Auf einen solchen Ansturm war der Verein natürlich nicht vorbereitet, als er sich gründete und gerade mal 200 Flüchtlinge in der alten Villa an der August-Bebel-Straße betreute. „Es folgte in den 90ern der Balkankrieg, dann kamen die Syrer, jetzt sind es die Ukrainer. Die Herausforderungen wachsen von Jahr zu Jahr“, sagt Girija Harland.
In Hochzeiten seien es bis zu 600 Ehrenamtliche im Bezirk gewesen, derzeit seien etwa 200 Engagierte zu koordinieren. Dabei hilft eine Koordinatorin für das Ehrenamt, eine weitere für betreuende Patenschaften sowie zwei Frauen im „Haus für alle“, die Arabisch, Französisch, Spanisch oder jetzt eben auch Russisch sprechen.
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„Unsere Arbeit soll komplett erhalten bleiben. Bloß die Wohnungssuche ist nun in der Stiftung to huus aufgegangen“, sagt die Vereinsvorsitzende, die ein weiteres Projekt beenden muss: „In der Unterkunft am Curslacker Neuen Deich gab es vormals eine Kindergartengruppe mit 26 Plätzen. Die wird im nächsten Jahr nicht mehr gebraucht, da die meisten Kinder doch gut in einer staatlichen Kita aufgefangen werden können.“
150 bis 200 Beratungen pro Monat an der Serrahnstraße
Und dennoch ist reichlich Hilfe gefragt, immerhin kommen monatlich bis zu 200 Menschen an die Serrahnstraße, um sich beraten zu lassen: Donnerstags und freitags ist von 10 bis 12 Uhr geöffnet, stehen Berater verschiedener Einrichtungen zur Seite – von den Stadtteilmüttern über die Caritas bis zum Internationalen Bund und dem Begleiter, der sich um psychische Belange kümmert.
Auch das Thema Arbeit wird ins Rennen kommen, wenn die Ukrainer nicht bald in ihre Heimat zurück können, der Krieg noch weiter anhält. „Wenn sie länger bleiben, suchen sie bestimmt einen Job oder eine Ausbildungsstelle. Da übernimmt der WSB gern die Mittlerrolle zu den Gewerbetreibenden“, verspricht Geschäftsführer Mark Wilken.