Hamburg. Senat hat 2022 die Zahl von 10.000 Baugenehmigungen für Wohnungen überschritten. Wie steht es um die Fertigstellung?

Mit insgesamt 10.377 erteilten Baugenehmigungen für Wohnungen hat der rot-grüne Senat im Jahr 2022 erneut die Zielmarke von 10.000 erreicht. Ganz so, wie es 2017 im „Vertrag für Hamburg“ mit den Bezirken vereinbart worden war. Die meisten Genehmigungen entfielen auf den Bezirk Hamburg-Mitte (2337), es folgten Wandsbek (1921) und Nord (1476). Die Gesamtzahl der seit 2011 erteilten Baugenehmigungen liegt damit bei insgesamt 126.818. In Anbetracht der aktuell angespannten Lage im Bausektor und dem dringend benötigten Wohnraum in Hamburgerscheint dies zunächst einmal erfreulich.

Karen Pein (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, sprach gestern von einem „beachtlichen Erfolg für die Stadt Hamburg sowie für alle Beteiligten im Bündnis für das Wohnen und in der Verwaltung“. Allerdings bleibt vorerst offen, wie viele Wohnungen im vergangenen Jahr tatsächlich fertiggestellt worden sind – dies wird erst in einigen Monaten mitgeteilt. Sollte es sich wie 2021 verhalten, könnte die Zahl der Genehmigungen über die Anzahl der letztendlich realisierten Wohnungen hinwegtäuschen.

Probleme am Bau: 2021 nur 7461 Wohnungen fertiggestellt

Für jenes Jahr hatte der Senat die Genehmigung von 10.207 Wohnungen verkündet, die damalige Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) sprach von einem „stattlichen Ergebnis“. Fertiggestellt wurden 2021 aber aufgrund der vielen Probleme am Bau nur 7461 Wohnungen – 33,8 Prozent weniger als 2020. Zudem wurde im vergangenen September bereits deutlich, dass die Anzahl der genehmigten Sozialwohnungen für 2022 deutlich unter dem Ziel von 3000 bleiben wird. Hintergrund waren laut Stadtentwicklungsbehörde die dramatischen Entwicklungen am Baumarkt mit einer Erhöhung der Baukosten um bis zu zwölf Prozent.

Sie sprach von einem „beachtlichen Erfolg“: Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD).
Sie sprach von einem „beachtlichen Erfolg“: Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD). © Roland Magunia/Funke Foto Services

Zwar dämpft Senatorin Pein die Hoffnung auf mehr bezahlbaren Wohnraum wegen der „verschlechterten Rahmenbedingungen“ und der Gesamtsituation für die nächsten Jahre und rechnet mit „sinkenden Neubauzahlen“. Doch wie sich das auf den tatsächlich neu erschaffenen Wohnraum in Hamburg auswirkt, ist durch die Zahl der Genehmigungen für 2022 noch nicht zu erkennen.

Verband: Hamburger Grundstücke sind zunehmend schwierig zu bebauen

Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, begrüßt die vorgelegten Zahlen mit Hinblick auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie und der Verwerfungen infolge des Krieges in der Ukraine. Die Genehmigungen machten deutlich, dass Hamburg mit und nicht gegen die Wohnungswirtschaft arbeite.

Wohnen in Hamburg: Volksinitiative zu Sozialwohnungen offiziell eingestellt

Grundstücksverkäufe: Geplante Verfassungsänderungen in Hamburg sorgen für Irritationen

Renaissance des Bausparens: Deutliches Plus bei Neuverträgen

Allerdings, so Breitner, dürften die mehr als 10.000 genehmigten Wohnungen „nicht über die Herausforderungen, die vor uns stehen, hinwegtäuschen. Inzwischen werden von den Bezirken vor allem Grundstücke angeboten, die komplizierter zu bebauen sind.“ Dies erfordere sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Behörden mehr Aufwand. Darüber hinaus sei das Angebot städtischer Flächen für den Wohnungsbau gering.

Linke verweist auf hohe Zahl nicht umgesetzter Genehmigungen seit 2011

Heike Sudmann, Wohnungsbauexpertin der Links-Fraktion, sieht das Ergebnis deutlich kritischer: „Der leichte Anstieg bei den Baugenehmigungen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Wohnungsbau in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen ist.“

Dem Wohnungsbaubericht des Senats von Dezember 2022 sei zu entnehmen, dass von 2011 bis 2021 insgesamt 116.441 Wohnungen genehmigt, aber nur 84.650 fertiggestellt wurden. Würden die 32.000 nicht umgesetzten Genehmigungen realisiert, könne auch auf die Bebauung von Grünflächen verzichtet werden. In Baugenehmigungen könne niemand wohnen, so Sudmann.

Auch die stellvertretende FDP-Landeschefin Katarina Blume äußerte Kritik und bezeichnete die Zahlen als „Augenwischerei“. Blume forderte Senatorin Pein auf, ihren Ehrgeiz nicht allein auf die Genehmigung von Wohnungen zu richten, sondern „auch auf deren Fertigstellung“.