Bergedorf. Verbindung vom Serrahn bis zur Krapphofschleuse in Allermöhe soll innerhalb eines Jahres gebaut werden. Welche Hürden es noch gibt.
Irgendjemand hat die wuchernden Brombeersträucher abgemäht. Auch die wilden Birken- oder Ahorn-Wäldchen am Ufer des Schleusengrabens werden ab und zu etwas dezimiert. Aber in Wirklichkeit hat die Natur die Oberhand, wo eigentlich schon seit Jahren ein idyllischer Rad- und Wanderweg die vielen Neubaugebiete mit der Bergedorfer City sowie auch den Vier- und Marschlanden verbinden sollte.
Jetzt heizen neue Pläne zur ökologischen Aufwertung des Uferbereichs die Gerüchteküche an: Soll zugunsten der Natur am Wasser auf den Weg verzichtet werden? Und die ebenfalls seit Jahren im Planungsstatus feststeckende Schleusengraben-Brücke vielleicht gar nicht mehr gebaut werden, die Fußgänger und Radler in Höhe des Wohngebiets Am Schilfpark von einem aufs andere Ufer des fast 600 Jahre alten Kanals bringt?
Schleusengraben: Bürger fragen nach Wanderweg und Brücke
„Keinesfalls“, machte Bergedorfs Baudezernent Lars Rosinski nach zahlreichen kritischen Fragen von Bürgern im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss deutlich – und legte einen detaillierten Zeitplan für die Realisierung beider Projekte vor: „Wir werden bauen und wir haben damit sogar schon begonnen“, sagte er den überraschten Politikern und verwies auf die grundsanierte Serrahnstraße am Bergedorfer Hafen. Im vergangenen Sommer eingeweiht, bildet sie tatsächlich den citynahen Endpunkt der erhofften Wegeverbindung.
Doch was hier samt umfangreicher Außengastronomie vom ersten Tag an zum Erfolgsprojekt wurde, ist im weiteren Verlauf entlang des Schleusengrabens bis zur Krapphofschleuse in Allermöhe deutlich komplizierter. Rosinski nahm die Politiker in seinem Vortrag mit auf die kaum zwei Kilometer kurze, aber für die Realisierung des Projekt bisher unendliche Reise. Doch er ist Optimist. Seine Hoffnung mit Blick auf die sechs Teilbereiche: „Spätestens 2024 wird überall gebaut und 2025 wirklich alles abgeschlossen sein.“
Bebauungsplanverfahren für Stuhlrohrquartier soll 2024 abgeschlossen werden
Das erste Problem tut sich auf dem Weg von der Serrahnstraße Richtung Landgebiet schon an den kaum 200 Meter entfernten Stuhlrohrhallen auf. Die denkmalgeschützten Gebäude gehören längst dem Investor Buwog, der auf dem gesamten Areal bis zum Sander Damm das Stuhlrohrquartier entwickelt. „Ich erwarte, dass das Bebauungsplanverfahren hier Anfang 2024 abgeschlossen ist und wir den Weg am Schleusengrabenufer dann noch im selben Jahr bauen können“, sagte Lars Rosinski, der dann auch die Abrissbagger auf dem Areal erwartet. „Mit Ausnahme der Stuhlrohrhallen, die weiter gewerblich genutzt werden, wird hier alles durch Neubauten ersetzt.“
Nächste komplizierte Passage ist die Unterquerung der Eisenbahnbrücke und der Brücke des Sander Damms. Beide sollen von Radlern und Fußgängern quasi auf Wasserhöhe passiert werden, indem eine Spundwand dem Schiffsverkehr etwas Platz für den Weg abtrotzt. Was schon kompliziert genug klingt, hat gleich noch zwei weitere Haken: Einerseits will Hamburg Wasser genau hier ein 60 Zentimeter starkes Abwasserrohr per Düker unter dem Schleusengraben hindurch führen – Baubeginn: 2024.
Komplizierte Verhandlungen mit Eigentümer der ehemaligen Opel-Dello-Fläche
Andererseits gestalten sich die Grundstücksverhandlungen mit dem Eigentümer der ehemaligen Opel-Dello-Fläche südlich der Brücke schwierig. Er soll neben den knapp zehn Metern Uferstreifen für den Weg samt Randbereichen auch Platz für eine öffentliche Freifläche und je eine Anbindung für Radler und Fußgänger an den künftig über die Brücke führenden Radschnellweg Geesthacht-Hamburg abgeben. Ob sich das noch mit seinen 170 Wohnungen geplanten Wohnungen auf der eher kleinen Fläche vereinbaren lässt, erscheint mehr als fraglich. Gleiches gilt für die ebenfalls hier angedachte neue Grundschule.
Deutlich besser ist die Lage auf den folgenden 300 Metern bis zur künftigen Schleusengraben-Brücke: Auf der Wasserseite des längst fertiggestellten Quartiers Glasbläserhöfe sind die Wegeflächen frei gehalten und haben sich als breiter Trampelpfad ausgebildet. „Hier könnten wir jetzt mit der Herrichtung starten, werden aber noch abwarten, bis der Brückenbau selbst beginnt“, verwies der Baudezernent auf dieses mehr als zwei Millionen Euro teure Projekt, für das dann der Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer verantwortlich ist.
Brücke über den Schleusengraben soll spätestens 2025 fertig sein
Lediglich ein kleines Birkenwäldchen, das sich im Bereich der westlichen Brückenrampe wild ausgesät hat, werde bereits in den nächsten Tagen gekappt, sagte Rosinski. Er erwarte ähnliche Arbeiten auch zur Vorbereitung des neuen Quartiers „Weidensteg“, das mit seinen 710 Wohnungen und einem kompletten Nahversorgungszentrum nun kurzfristig hier entstehe. „Die Arbeiten an der Brücke selbst werden dann Ende dieses Jahres beginnen, spätestens im Frühjahr 2024. Bei einer Bauzeit von rund einem Jahr ist sie in jedem Fall 2025 fertig“, versprach der Baudezernent.
In seinem Vortrag schaute er auch auf die gegenüberliegende Schleusengraben-Seite, wo gleich neben der Brücke ein Kinderspielplatz geplant ist. Zudem soll am Ende eines neuen Uferwegs Richtung Süden schließlich eine größere Grün- und Erholungsfläche zum Verweilen einladen. Anvisierte Fertigstellung: 2024.
- Am Weidenbaumsweg entstehen attraktive Wohnungen
- Nettelnburg: Warum die Einbahnstraße bleibt, wie sie ist
Der Rad- und Wanderweg selbst wird dagegen auf der westlichen Seite des Schleusengrabens weiter ins Landgebiet führen. Dafür sind zunächst kleinere Ausbaumaßnahmen des Trampelpfads auf dem vorhandenen Deich vorgesehen, wobei die Unterquerung der A 25-Brücke bereits vorhanden ist. Endpunkt soll schließlich der Schleusendamm in Allermöhe sein – die Straße, die von der Randersweide über die Krapphofschleuse zum Kurfürstendeich führt.
Die Politiker im Stadtentwicklungsausschuss lobten Lars Rosinski für den Mut, nach der jahrelangen Hängepartie des Projekts endlich konkrete Fertigstellungsdaten zu nennen. Sie empfahlen allerdings, unbedingt schon in diesem Jahr mit den Arbeiten zu beginnen, wenn auch nur auf einzelnen Teilstücken: „Das wäre ein wichtiges Zeichen für alle Neu-Bergedorfer, die schon am Schleusengraben wohnen“, sagte Petra Petersen-Griem (SPD). Und ihr CDU-Kollege Jörg Früh ergänzte: „Der Start des Brückenbaus Ende 2023 wäre ein tolles Weihnachtsgeschenk.“