Bergedorf. Höhe des Schilfparks wird der Uferrand neu gestaltet – nur eines von mehreren neuen Wasserprojekten in Bergedorf.

Ein Trampelpfad am Wasser, dazu eine eher abweisende und abfallende Böschung: Die Bewohner des Schilfpark-Quartiers haben derzeit nicht viel von ihrer Wasserlage am Schleusengraben. Doch das Äußere des Ufers soll sich in diesem Abschnitt schon bald wandeln: Um das Gewässer und den Uferrand ökologisch aufzuwerten, wird der Bezirk Bergedorf hier mit Hilfe der Umweltbehörde ungefähr 600.000 Euro investieren. Die Hoffnung ist, dass mehr Insekten und Kleinlebewesen an dem Gewässer heimisch werden und Ruhezonen für Tiere und Pflanzen in flacheren Bereichen entstehen.

Es ist ein Projekt der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Sie ist seit dem Jahr 2000 verbindlicher Ansporn für Europas Kommunen, die Qualität ihrer Flüsse und Seen sowie die Vielfalt an ihren Ufern zu verbessern. 2022 ist nun der dritte Bewirtschaftungszeitraum gestartet. Er bringt bis zum Jahr 2027 auch im Bezirk Bergedorf neue Projekte mit sich. Drei sind bisher geplant und terminiert – darunter das Vorhaben am Schleusengraben –, doch weitere Projekte sollen folgen.

Das ökologische Potenzial aus dem Fluss herauskitzeln

„Wie so viele Gräben ist der Schleusengraben doch ein sehr künstliches Gewässer“, sagt Knut Harald Larsen, Leiter des Bergedorfer Amtes für Wasserwirtschaft. Ein Grund mehr, das ökologische Potenzial aus dem Fluss herauszukitzeln. Deshalb soll nun aus dem bisher eher geraden Uferrand auf der östlichen Seite ein etwas welliger Saum werden. „Wir wollen dort Flachwasserzonen anlegen“, erklärt er. Das geschieht mithilfe von „Taschen“, die im Abstand von einigen Metern in der Böschung angelegt werden: flache, nur etwa 60 Zentimeter tiefe Bereiche, die mal mehr, mal weniger geflutet werden.

Wo bisher die Unterwasserböschung eher steil abfällt, entsteht so eine Ruhezone, in der sich Frösche, Libellen und andere Insekten wohlfühlen sollen. In die Taschen werden Steine sowie stabilisierende Matten aus Kokosweizen und Pflanzen gesetzt. Auch von außen werde die Böschung so ihr Gesicht verändern, meint Larsen: „Bisher ist sie doch sehr monoton abfallend. Dann wird es einen Uferbereich geben.“ Mit der Maßnahme einher gehen Arbeiten am dortigen Weg. „Jetzt ist es ein Trampelpfad, der dann als richtiger Weg ausgestaltet wird“, erklärt er.

Für die Arbeiten muss eine Baustraße angelegt werden

Wann es losgeht, ist noch nicht ganz klar – in diesem Jahr soll es aber sein und sobald die letzten Genehmigungen vorliegen. Die Anwohner werden es nicht verpassen, denn für die Arbeiten muss im Quartier eine Baustraße angelegt werden. Grund: „Der Aushub wird abgefahren und Material muss herantransportiert werden“, so Larsen.

Zwei weitere Projekte sind im Zuge der EG-Wasserrahmenrichtlinie in Planung: Mit der Aufwertung der Brauereiteiche an der Chrysanderstraße soll erreicht werden, dass es dort zu stärkeren Strömungsverhältnissen in der bisher ziemlich trägen Bille kommt. Die Meerforelle, die gerne gegen den Strom schwimmt, soll sich dort zunehmend heimisch fühlen. Auf 300 Metern könnte die Strömung beschleunigt werden, indem in den Kurven vor beiden Ufern ein Kies-Depot angelegt wird. Kosten: etwa 800.000 Euro.

Auch die Brookwetterung soll aufgewertet werden

Weitere 25.000 Euro werden investiert, um einen Pflege- und Entwicklungsplan für die Brookwetterung zu entwerfen. Ein Fachbüro soll sich Gedanken machen, wie weitere Lebensräume geschaffen werden können – und ob es beispielsweise sinnvoll ist, mal eine Böschungsseite nicht zu mähen, damit Tiere einen Ruheraum finden.

Was danach bis 2027 kommt, steht zwar noch nicht fest. Doch Knut Harald Larsen traut sich schon mal, „etwas weiter in die Zukunft zu blicken“. Mit Blick auf die Hauni, die schon 2024 umziehen möchte, sieht er ganz neue Möglichkeiten für die bislang ziemlich zugebaute Bille in diesem Bereich. „Es wäre die große Chance, den Fluss in diesem Verlauf aufzuwerten“, meint er. Auch wenn das bisher „nur Wunschdenken“ sei, wie er einräumt.