Hamburg. Seit 2016 warten Bewohner der Neubaugebiete am Schleusengraben auf den Rad- und Fußweg in die City. Jetzt macht die Politik Druck.
Diesen Dornröschenschlaf sieht Bergedorfs Politik als echtes Hexenwerk: Seit mehr als fünf Jahren schon geht beim geplanten Rad- und Wanderweg am Westufer des Schleusengrabens nichts voran. Dabei ist diese Schotterpiste entscheidend, um die Neubaugebiete entlang des fast 600 Jahre alten malerischen Kanals an Bergedorfs City anzubinden.
„In den Glasbläserhöfen und am Schilfpark leben heute schon weit über 1000 Menschen. Und weitere gut 700 Wohnungen sind im geplanten Weidensteg-Quartier vorgesehen. Aber für sie alle sind die kaum 500 Meter Luftlinie bis in unsere Einkaufsstraßen oder zur neuen Gastromeile am Bergedorfer Hafen unüberwindbar. Sie müssen das Auto nehmen, wenn sie nicht an den Hauptverkehrsstraßen entlang spazieren wollen“, ärgerte sich Robert Gruber (Linke) im jüngsten Verkehrsausschuss der Bezirksversammlung.
Stadtplanung Hamburg: Politik macht Investoren für Verzögerung verantwortlich
„Das ist ein Skandal.“ Ähnlich sieht es Petra Petersen-Griem (SPD), die auch schon einen Schuldigen im Auge hat: „Es wirkt auf mich, als ob die Investoren des künftigen Weidensteg-Quartiers hier ein sehr unglückliches Spiel mit dem Bezirk spielen.“
Tatsächlich hat ein Verhandlungsmarathon zwischen dem Bezirksamt und der Maas & Raffay Vermögensverwaltung den Wegebau seit 2016 immer wieder verhindert. Denn in Höhe des Weidensteg-Quartiers soll eine Brücke Fußgänger wie Radfahrer über den Schleusengraben führen. Und um dieses 2,5-Millionen-Euro-Projekt zu bauen, müssen mehrere Flächen zwischen der öffentlichen Hand und den Investoren getauscht worden sein.
„Ein kompliziertes Verfahren, das durch die Corona-Zeit dann noch weiter verzögert wurde“, bestätigt Hans-Werner Maas, der nun aber ein schnelles Ende des Dornröschenschlafs erwartet: „Vertraglich ist alles geregelt. Es laufen gerade die letzten Abstimmungen mit dem Bezirk, bei denen es nun noch um Überfahrtsrechte und die Logistik für den Brückenbau geht“, sagte er am Montag gegenüber unserer Zeitung.
Finanzbehörde bestätigt Abschluss der Vertragsverhandlungen
Den Abschluss der Verhandlungen bestätigt auch die Finanzbehörde: „Die Verträge wurden bereits am 27. Dezember 2018 beurkundet, allerdings unter mehreren aufschiebenden Bedingungen. Darunter auch, dass mit den Grundeigentümern ein Erschließungsvertrag geschlossen wird, der wirksam ist“, sagt Sprecher Claas Ricker. „Das alles ist seit dem 8. April nun eingetreten“, die Behörden hätten ihre Hausaufgaben also gemacht, die Verträge seien endlich wirksam.
An eine schnelle Realisierung scheint das Bezirksamt trotzdem nicht so recht zu glauben. So bestätigt Sprecher Lennart Hellmessen zwar „intensive Gespräche mit allen Beteiligten“ und prognostiziert den Start des Brückenbaus für das kommende Jahr samt erwarteter Fertigstellung 2024. Der Zeitplan stehe „aufgrund der zurzeit schwierigen Rahmenbedingungen aber noch unter Vorbehalt“.
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Wegeverlauf noch nicht geklärt
Doch selbst mit der Brücke bleibt der Rad- und Wanderweg Richtung Bergedorfer City weiterhin Stückwerk: „Wir werden alles herrichten, was möglich ist“, versprach Wolfgang Charles vom zuständigen Fachamt Management des öffentlichen Raums des Bezirks im Verkehrsausschuss.
Allerdings sei zumindest heute noch unklar, wie der Weg über das gerade überplante Stuhlrohrgelände verlaufe und auch, wie das alte Opel-Dello-Areal gestaltet werde, wenn hier die neue Grundschule entsteht. Klar ist lediglich, dass der Rad- und Wanderweg die Straßenbrücke des Sander Damms in Form eines Stegs unterhalb der Fahrbahn auf Höhe des Wassers passieren wird.