Hamburg. Verwaltung und Bauträger legen Leitfaden für Gestaltung des Neubaugebiets in Bergdorf fest. Wann die Bauarbeiten beginnen sollen.

Zuletzt war vor rund einem Jahr im Stadtentwicklungsausschuss von einem der spannendsten Neubaugebiete Bergedorfs berichtet worden. Nun lieferte Oliver Panz, Chef der Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk, neue Einblicke in die Planungen des Stuhlrohrquartiers. Demnach stehen nun Architektur und Aufgabenstellung der beiden prägnantesten Gebäude in der Blockbauweise fest. Bezirksamt und Bauträger Buwog haben sich zudem auf einen Gestaltungsleitfaden verständigt und nennen das Jahr 2023 als Datum des Beginns der Bauarbeiten. Der Politik gefiel diese Aussicht – einstimmig wurde die weitere Planung auf den Weg geschickt.

Sechs renommierte deutsche Architekturbüros brachten bei dem Wettbewerb für die beiden sogenannten Atriumgebäude ihre Vorstellungen ein, wie das bewusst kleinteilig gehaltene Ensemble „unterbrochen“ werden könnte. Dabei handelt es sich um zwei Gebäude, die laut Oliver Panz für „hybride Nutzungsformate“ wie Working-Appartements und Co-Living, also Wohnen auf Zeit, vorgesehen sind und einen „Kontrapunkt“ zum sonstigen Quartier bilden.

Innenhöfe und „industrielle Prägung“ überzeugen

Für das Gebäude 2.1 setzte sich der Entwurf von „dichter architekten“ aus Berlin durch. Pluspunkte sind hierbei die Berücksichtigung von Lichthöfen, eine hohe Flächeneffizienz sowie die Herrichtung des ersten Obergeschosses als Begegnungsraum durch einen Innenhof im Gebäudezentrum. Für Gebäude 3.9 fiel die Entscheidung zugunsten des Beitrags von dfz Architekten aus Hamburg. Das Altonaer Büro überzeuge mit einem „ruhigen, klassischen Gebäude industrieller Prägung“. Auch gefiel die Mischung aus Wohnungs- und Büroflächen.

Zwischenzeitlich wurde ein Gestaltungsleitfaden entwickelt speziell für die weitere hochbauliche und freiraumplanerische Ausrichtung im Stuhlrohrquartier. Sämtliche Gebäude richten sich an dem neuen Stuhlrohrhaus in der Quartiersmitte aus. „Es gibt nun zudem eine überarbeitete Planung für die Innenhöfe und das sogenannte Quartiersparkett“, weiß Oliver Panz. Auch der Anteil an Grünflächen ist auf 90.000 Quadratmeter gewachsen. Für noch mehr Grün setzt sich Claudia Schindler (Grüne) ein: „Wir sollten beim Stuhlrohrquartier nicht sämtliche Flächen versiegeln und immer die Aufenthaltsqualität im Auge behalten.“

Nur die denkmalgeschützten Stuhlrohrhallen bleiben erhalten

Die Buwog will fast 1000 neue Wohnungen auf dem Gelände bauen. Nur die denkmalgeschützten Stuhlrohrhallen bleiben erhalten. Mittlerweile gibt es so etwas wie einen exakteren Fahrplan: Oliver Panz gab bekannt, dass „in Kürze“ ein Bebauungsplan-Planentwurf zu erwarten sei, der schließlich im Jahr 2023 öffentlich ausgelegt und vorgestellt wird.

Die alten Stuhlrohrhallen in Bergdorf sollen erhalten bleiben.
Die alten Stuhlrohrhallen in Bergdorf sollen erhalten bleiben. © BGZ

Auf Nachfrage von CDU-Fraktionschef Julian Emrich ließ er sich noch dies entlocken: „Es ist möglich, dass wir die Planung im Jahr 2023 abschließen.“ Und die Geschäftsführerin der Buwog, Eva Weiß, wird noch mutiger: „Die Bauvorbereitungen werden wir bereits in diesem Herbst abschließen, den Baustart sehen wir für Herbst 2023, spätestens aber im Frühjahr 2024.“

Doch es bleibt Klärungsbedarf: Wie der seit Jahren geplante Rad- und Wanderweg am Schleusengraben über das Stuhlrohr-Areal geführt wird, hängt laut dem Bezirksamt weiter an der Klärung von Grundstücksfragen. Sehr zum Ärger der CDU-Fraktion: „Das ist nicht glücklich, sollte die Klärung dieser Frage doch den Weg in seinem weiteren Verlauf bis hin zur Krapphofschleuse vorzeichnen“, bedauerte Jörg Froh.