Hamburg. Der Elbtower steht still, die Oper kommt kaum voran, und nun droht sogar dem Deutschen Hafenmuseum ein Tod auf Raten.

Das Gutachten des Bundesrechnungshofs liest sich wie eine Ohrfeige für Hamburg, ja, sie gleicht einer Abreibung. „Sanierung, Ausbau und Erweiterung des Deutschen Hafenmuseums sind auch nach über neun Jahren nicht nennenswert vorangekommen“, heißt es da. Oder: „Es fehlt die Basis für eine verlässliche Bau-, Kosten- und Terminplanung. Wichtige Planungsgrundlagen sind unzureichend ermittelt.“ Und über die Hamburger Stiftung Historische Museen steht geschrieben: „Bemerkenswert ist, dass die Stiftung nach über acht Jahren Verfahrenszeit noch immer versucht, sich in Varianten dem Bauvorhaben zu nähern.“

Die Stadt Hamburg und die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien – das ist übrigens Claudia Roth (Grüne) – bekommen derart ihr Fett weg, dass man sich kaum noch vorstellen kann, wie es etwas werden soll mit Hamburgs ambitionierten Plänen in Zeiten knapperer Kassen. Auch wenn der Rechnungshof keine Spaßpartei, sondern eine Sparpartei ist, könnte der Bund raus sein. Und ohne die Millionen aus Berlin rückt das Hafenmuseum in weite Ferne. Vielleicht wird es 2070 fertig, wenn die Deutsche Bahn ihren Deutschlandtakt einführt.

Hamburger Kritiken: Eigentlich sollte das Deutsche Hafenmuseum schon fertig sein

Wir erinnern uns – beim Haushaltsbeschluss 2015 war von einer Fertigstellung des nationalen Museums 2023 bis 2025 die Rede, später sollte der Architekturwettbewerb 2022 ausgeschrieben werden, dann 2023, zuletzt war von Ende 2024 die Rede. Darauf würde ich nicht wetten, ebenso wenig wie auf die Fertigstellung 2029.

Seit neun Jahren werden Prüfaufträge getippt und offenbar per Hauspost durch die Behörden geschickt. Allein zwei Jahre dauerte es, bis die beteiligten Behörden zu der Erkenntnis kamen, dass der ursprünglich geplante Standort am 50er-Schuppen so nicht funktioniert. Nun bekommt die Stadt ein Museum an zwei Orten, dort und auf dem Grasbrook. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, darf bezweifelt werden.

Welches Luftschloss wird als erstes Realität?

Man weiß ohnehin nicht, welches Hamburger Luftschloss als Erstes fertig wird. Der Elbtower ruht seit mehr als einem Jahr, und potenzielle Hamburger Investoren ärgern sich, dass die Politik sich einen schlanken Fuß macht und wenig bereit ist, eine gemeinsame Lösung zu erreichen. Nun ist es nicht Aufgabe der Stadt, Investoren froh zu machen. Aber es wäre durchaus ihre Aufgabe, ein politisch gewolltes Projekt nicht als Ruine im Hamburger Regen stehen zu lassen.

Auch vom neuen Opernhaus, das auf dem Baakenhöft als Spende von Klaus-Michael Kühne entstehen könnte, hört man seit Monaten gleichlautende Wasserstandsmeldungen: Es geht voran. Immerhin scheint es dieses Mal zu stimmen.

Etwas konkreter nimmt das Haus der digitalen Welt Gestalt an. Dafür hat die Stadt eine Immobilie erworben – die frühere Landesbank am Gerhart-Hauptmann-Platz. Es ist eine gute Idee, einen Besuchermagnet in der Innenstadt zu schaffen. Andererseits waren wir vor fünf Jahren ähnlich weit. Damals präsentierte die SPD im Wahlkampf die Idee des Hauses der digitalen Welt.

Viele Projekte verschieben sich derzeit um viele Jahre

Und was ist mit dem Naturkundemuseum? Das sollte eigentlich 2027 fertig sein, aber es fehlt ein Architektenwettbewerb. Auch um das Baufeld in der HafenCity 51 gibt es Streit. Und das neue AK Altona, das Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in seiner ersten Regierungserklärung 2018 für 2028 ankündigte, wird frühestens 2032 fertig. Irgendwas ist eben immer.

Das alles fügt sich zu einem Bild – seit einigen Jahren drängt sich der Eindruck auf, Hamburg komme nicht voran, ja, sei sich selbst genug. Man klammert sich an den Tellerrand, um nicht darüber hinaus schauen zu müssen, und versichert einander, Hamburg sei die schönste Stadt der Welt. Geschätzt 100.000-mal am Tag wird dieser kleinkarierte Satz irgendwo geseufzt, gesagt, gesäuselt, ins Mikrofon gesprochen oder auf Papier gebannt.

Komisch nur, dass Hamburg auf den einschlägigen Listen kaum auftaucht. Die britische Economist-Gruppe kürt jährlich die lebenswertesten Städte: Wien ist dabei Dauersieger, dahinter folgen Kopenhagen, Melbourne, Sydney und Vancouver. Die Hansestadt taucht in dem Ranking unter den Top 15 seit Langem nicht auf. Im Städteranking des britischen „Time Out“ findet Hamburg nicht einmal unter den ersten 50 einen Eintrag.

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Die schlechte Nachricht: Das könnte an der niedrigen Dynamik liegen, am mangelnden Ehrgeiz, an trägen Bedenkenträgern.

Die gute Nachricht: Hamburg hat viel Luft nach oben.