Hamburg. Klaus-Michael Kühne will Konsortium für Weiterbau schmieden und stellt „substanziellen Betrag“ in Aussicht. Kritik an „störrischer Politik“.
- Klaus-Michael Kühne spricht im Interview mit dem Abendblatt über den Elbtower und das damit zusammenhängende Baufiasko
- Warum er das Bauwerk nicht aufgibt und wie eine mögliche Lösung für den Weiterbau aussehen könnte
Der Hamburger Bauinvestor Dieter Becken zeigt seit Langem Interesse am Weiterbau des Elbtowers in der HafenCity. Nun überraschte er im NDR, dass er bereits einen Ankermieter dafür habe. Er verhandele mit verschiedenen Hamburger Kapitalgebern und sei zuversichtlich, im Falle eines Zuschlages nach drei Monaten mit dem Bau beginnen und den Wolkenkratzer binnen vier Jahren zu vollenden. Noch fehlten ihm aber 40 Prozent des Eigenkapitals. Ein finanzkräftiger Investor wäre Klaus-Michael Kühne. Das Abendblatt sprach mit ihm.
Der Elbtower feiert bald als Torso seinen ersten Geburtstag. Ist der Wolkenkratzer noch zu retten?
Klaus-Michael Kühne: Der Elbtower interessiert mich als Bauwerk in Hamburg. Das Problem muss gelöst werden, an den Elbbrücken darf nicht so eine Ruine stehen. Ich würde gern persönlich zu einer Lösung beitragen. Damit beschäftigen wir uns als Kühne Holding.
Wie soll diese Lösung aussehen?
Ich würde mich nur mit anderen in einem Konsortium engagieren. Da gibt es Ansätze, aber die sind noch nicht spruchreif.
Welche Summe könnten Sie sich als Investment vorstellen?
Ich habe Vorstellungen, die ich aber ungern in der Zeitung lesen möchte. Es geht um einen substanziellen Betrag. Aber andere müssen eben auch mitmachen. Drei, vier Parteien sind nötig, die sich am besten paritätisch an der Sanierung beteiligen.
Klaus-Michael Kühne lobt Dieter Becken in Hinblick auf Elbtower ausdrücklich
Wer könnten diese anderen sein?
Da gibt es manche. Dieter Becken hat gute Ideen, er denkt unternehmerisch und passt zu uns. Er hat auch Lösungen in der Vermietungsfrage. Den Weiterbau zu finanzieren ist das eine. Den Elbtower dann vernünftig zu betreiben das andere.
Seit Langem ist von einem Konsortium die Rede – allein, es scheint nicht voranzukommen …
Es gibt die Commerz Real, die einen Anteil am Elbtower besitzt, es gibt die Signal Iduna, die stark engagiert ist, es gibt Dieter Becken und noch den einen oder anderen, der durchaus Interesse zeigt. Ein Konsortium gibt es noch nicht, aber es gibt Ideen, Interessen, Beziehungen und Gespräche.
Immobilien Hamburg: Klaus-Michael Kühne übt Kritik an der Stadt
Wo liegen die Probleme?
Die Stadt zeigt sich leider störrisch, ihr fehlt der Mut, die Entscheidungsfreude. Das ist ein deutliches Handicap. Eigentlich müsste sie die Initiative für eine Lösung übernehmen. Ich habe Verständnis dafür, dass die Politik keinen direkten finanziellen Beitrag leisten will. Aber sie könnte mit der Anmietung von Flächen einen wichtigen Beitrag leisten. Der Raumbedarf der Stadt ist groß, da ließe sich sicher eine Lösung finden. Es würde helfen, wenn die Politik sich einmal positiv äußert und selbst Initiative zeigt. Es ist ein bisschen wenig, sich ständig darauf zu berufen, der Elbtower sei ein privates Projekt. Denn die Idee kam damals aus der Politik. Ich wünsche mir dringend mehr Entscheidungsfreude im Senat.
Der Insolvenzverwalter will bis Ende des Jahres den Verkaufsprozess für den Wolkenkratzer abgeschlossen haben. Die Kaufverträge sollen im Herbst unterschrieben werden. Da drängt die Zeit.
Es wird jetzt akut, wir sind dabei, in den kommenden Wochen eine Lösung zu erarbeiten und eine Gruppe zu bilden. Dann stehen größere Beträge zur Diskussion, die jeder einschießt, hinzu kommt eine Fremdfinanzierung. Ich halte das für möglich. Meine Holding ist dabei, wenn andere mitziehen. Dann würden wir auch mit dem Insolvenzverwalter sprechen.
Wie hoch ist die Summe, die benötigt wird? Dieter Becken spricht von 500 bis 600 Millionen Euro. Ursprünglich hatte die Signa mit Baukosten von 950 Millionen kalkuliert.
Das könnte jetzt noch ein bisschen teurer werden. Aber es wurden ja schon mehr als 300 Millionen Euro investiert. Klar ist: Der Kapitalbedarf liegt bei einigen Hundert Millionen Euro.
Eine alte Finanzweisheit lautet, man solle schlechtem Geld kein gutes hinterherwerfen. Gilt das hier nicht?
Nein. Ich möchte, dass der Elbtower vollendet wird. Das liegt im Interesse von Hamburg, weil er die Stadt bereichert! Ich weiß nicht, ob die Politik verstanden hat, wie eine Ruine den Standort Hamburg belastet. Natürlich soll am Ende das Haus wirtschaftlich funktionieren, es soll keine finanzielle Katastrophe werden. Ein Selbstgänger ist das nicht. Um es klar zu sagen: Mir geht es nicht darum, hier viel Geld zu verdienen oder gar Geld von der Stadt zu bekommen.
Kühne selbstkritisch: „Ich bin dem Charme von Herrn Benko erlegen“
Sie haben einen dreistelligen Millionenbetrag mit Investments in René Benkos Signa Prime verloren. Wie konnte das einem erfolgreichen Geschäftsmann passieren?
Kühne (lacht): Die Frage stelle ich mir immer wieder. Ich bin dem Charme von Herrn Benko erlegen, seinen überzeugenden Präsentationen und dem Erfolg, den er lange hatte. Nur hat keiner bedacht – weder er noch ich –, dass das Geschäft sehr zyklisch ist. Als die Zinsen stiegen, reichte seine Finanzkraft nicht mehr. Wir waren nicht aufmerksam genug. Es ist sehr ärgerlich, so viel Geld in den Sand zu setzen. Aber das wirft die Kühne Holding nicht um.
Rechnen Sie noch mit Rückflüssen aus der Insolvenz?
Das wird sich zeigen. Wir stehen in Verhandlungen, vielleicht bekommen wir eine Quote zurück. Es bestehen aber nur geringe Chancen, einen kleinen Teil unseres Engagements zu retten.
Könnten Sie sich vorstellen, aus der Signa-Insolvenzmasse Hamburger weitere Projekte zu übernehmen?
Nein. Da gucken wir gar nicht hin. Wir haben ein gutes Immobilienportfolio, das nicht auf Hamburg ausgerichtet ist.
Wie geht es mit der Oper weiter? Sie hatten angeboten, der Stadt ein neues Konzerthaus in der HafenCity zu bauen.
Da geht es voran. Alles ist noch nicht geklärt, hinzu kommt viel Bürokratie. Aber die Einstellung der Stadt zur Oper ist positiv. Die Oper kann realisiert werden, wir benötigen nur noch eine abschließende Rollenverteilung.
Was kommt zuerst? Die Fertigstellung des Elbtowers, die Oper oder der Aufstieg des HSV?
Kühne (lacht): Das ist eine gute Frage. Die Oper wird lange brauchen, bis sie realisiert wird, aber sie ist am wahrscheinlichsten. Beim Elbtower bin ich ebenfalls zuversichtlich, das kann kein Torso bleiben. Und zum HSV will ich mich gar nicht äußern. Wie die Vergangenheit zeigt, sind Prognosen im Sport eigentlich unmöglich.
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Dieses Jahr klappt es mit dem Aufstieg!
Das haben wir immer zu Saisonbeginn gesagt. Man wird langsam mürbe. Bis letztes Jahr habe ich immer dran geglaubt. Nun bin ich skeptisch: Aber ich lasse mich gern überraschen. Für Hamburg wäre der Aufstieg eine tolle Sache.