Bundespräsident Joachim Gauck wies bei seinem Besuch in Hamburg auf das wirtschaftliche Gefälle in Deutschland in. Im Osten mangele es an Stiftungen - und an vermögenden Privatpersonen.

Hamburg. Bundespräsident Joachim Gauck hat dafür geworben, Stiftungen in Ostdeutschland stärker zu fördern. Das wirtschaftliche Gefälle zwischen Ost und West sei immer noch erheblich, sagte Gauck am Mittwoch bei der Eröffnung des Deutschen Stiftungstags in Hamburg.

Es gebe im Osten weniger Stiftungen, weil dort kapitalkräftige Unternehmen und vermögende Privatpersonen fehlten. Die Zahl der Stiftungen in Deutschland hat im vergangenen Jahr mit 20.150 einen neuen Höchststand erreicht, ein Plus von rund drei Prozent. Rund 17 Milliarden Euro wurden 2013 ausgeschüttet.

Gauck würdigte laut Redemanuskript die Stiftungen als Werkstätten für neue Ideen. Stiftungen seien besonders dort aktiv, wo Menschen auf Solidarität angewiesen sind. Stiftungen dürften aber nicht als Lückenbüßer gesehen werden, wenn staatliche Einrichtungen ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen. Der Bundespräsident warb dafür, dass sich deutsche Stiftungen stärker in Krisenregionen wie dem Kaukasus, dem Balkan oder in Nordafrika engagieren sollten.

Das aktuell niedrige Zinsniveau belaste vor allem die Arbeit kleiner und mittlerer Stiftungen, beklagte Wilhelm Krull, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Diese seien oftmals verpflichtet, sich auf deutsche Anleihen zu beschränken. Vor allem im Kulturbereich sei die Arbeit „extrem mühsam“. Kapitalkräftige Stiftungen dagegen legten ihr Vermögen meist gesplittet in Aktien, Wertpapiere und Immobilien im In- und Ausland an und hätten dadurch bessere Erträge.

Hamburg nach wie vor Stiftungshauptstadt

Reichste Stiftung in Deutschland ist die Else Kröner Fresenius Stiftung für medizinische Forschung mit einem Vermögen von 5,3 Milliarden Euro. Es folgen die Robert Bosch Stiftung (5,2 Milliarden) und die Dietmar Hopp Stiftung (4,5 Milliarden). Bei den Ausgaben lag im vergangenen Jahr die Volkswagenstiftung mit 165 Millionen Euro an der Spitze, gefolgt von der Bosch Stiftung (99 Millionen) und der Bertelsmann Stiftung (67 Millionen).

Hamburg ist mit 1.310 Stiftungen weiterhin Deutschlands Stiftungshauptstadt. Mit einer Dichte von 75 Stiftungen auf 100.000 Einwohner liegt Hamburg unter den Bundesländern an der Spitze vor Bremen (50), Hessen (30) und Bayern (29). Schlusslicht ist Brandenburg (8) hinter Mecklenburg-Vorpommern (10) und Sachsen (12). Betrachtet man die Stiftungsdichte einzelner Städte, so liegt Würzburg (90) an der Spitze vor Frankfurt am Main (76) und Hamburg (75).

Mehr als 2.000 Teilnehmer nehmen an Europas größtem Stiftungskongress bis Freitag teil. Themen der rund 100 Veranstaltungen sind unter anderem Vermögensanlage, Stiftungsmanagement und Transparenz. Vorgestellt wird ein neues Qualitätssiegel, mit dem Treuhandstiftungen die Transparenz ihrer Organisation dokumentieren können. Treuhänder sind unter anderem gemeinnützige Einrichtungen wie Kirchen, Vereine und Universitäten.