Heute beginnt der Deutsche Stiftungstag. Auch Bundespräsident Joachim Gauck ist dabei. Das Abendblatt stellt einige Engagierte vor
Neustadt. Die einen kümmern sich um Behinderte, die anderen helfen Kindern beim Lernen – ohne Stiftungen würde vieles in der modernen Gesellschaft nicht so gut funktionieren. Welches Potenzial in Stiftungen steckt, dokumentieren die auf dieser Zeitungsseite vorgestellten Einzelporträts aus dem Umland und Hamburg – und der heute im CCH beginnende Stifterkongress mit mehr als 2000 Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet. Die deutschen Stiftungen haben rund 100Milliarden Euro Vermögen.
„Stiftungen sind das nachhaltigste Instrument bürgerschaftlichen Engagements, das in Hamburg ganz besonders deutlich ist“, sagt Professor Wilhelm Krull, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, dem Abendblatt. Schon zu Zeiten der Hanse hätten Kaufleute Verantwortung für ihre Heimat und ihre Mitmenschen übernommen – das funktioniere bis heute bestens, sagte Krull, der Generalsekretär der Volkswagenstiftung ist.
Der Bundesverband organisiert nach 1974 und 2002 nun zum dritten Mal den Deutschen Stiftungstag in der Hansestadt, die nach wie vor als die „Hauptstadt der Stiftungen“ gilt. Mit 1300 Stiftungen liegt sie bundesweit an der Spitze. Das sind umgerechnet 75 Stiftungen auf 100.000 Einwohner. Dazu gehören die großen Institutionen wie die Körber-Stiftung genauso wie die kleine, aber feine Stiftung für Hamburgs älteste Pfarrkirche St. Petri. Allein 2013 wurden 35 neue Stiftungen mit einem Gesamtvermögen von 33 Millionen Euro ins Leben gerufen, die unter anderem Wissenschaft und Forschung, Kultur und das Sozialwesen fördern. „Hinter jeder Stiftung stehen Menschen, die sich in besonderer Weise für das Gemeinwohl einsetzen“, betont Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD). „Sie unterstützen hilfsbedürftige Menschen, fördern ambitionierte Projekte und schieben gesellschaftliche Entwicklung an.“
Wie Professor Krull sagt, werden auf dem bis Freitag dauernden Kongress auch kritische Themen diskutiert. Noch immer gibt es bundesweit Non-Profit-Unternehmen, die es an Transparenz vermissen lassen. Deshalb hat der Verband schon vor mehr als zehn Jahren Grundsätze guter Stiftungspraxis formuliert.
Dazu zählt, dass die Stiftungen der Öffentlichkeit in geeigneter Weise Informationen, zum Beispiel über den Stiftungszweck, zur Verfügung stellen. Krull: „Wenn sich mehr Stiftungen zu den Grundsätzen bekennen und diese in geeigneter Weise anwenden, sind wir schon ein ganzes Stück weiter.“
An diesem Mittwoch steht dazu ein Streitgespräch über „Transparenz im Dritten Sektor“ auf dem Programm. Außerdem wird der Unternehmer Richard Oetker auf einer Veranstaltung des Bankhauses Lampe über seine Entführung und dem Umgang mit diesem Trauma berichten. Das Gespräch steht unter dem Motto „Der Weg aus der Opferrolle – Erfahrungsbericht einer Entführung.“
Am Abend findet die feierliche Eröffnung mit Bundespräsident Joachim Gauck im Schauspielhaus statt. Professor Wilhelm Krull erwartet von Europas größtem Stifterkongress vor allem einen „produktiven Austausch mit unseren Mitgliedsstiftungen und spannende Begegnungen“.
Am Ende der Kongresstage soll natürlich gefeiert werden. „Ein wenig“, sagt Wilhelm Krull, der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, „ist es bei so einem großen Kongress auch wie bei einem Fest: Es ist in erster Linie ein Treffen mit vertrauten Menschen und mit anregenden Gespräche am Abend bei einem Glas Wein.“