Die Senatsoffensive kommt in Schwung. Dieses Jahr sind so viele Neubauten in Planung wie seit Jahrzehnten nicht. Beim Mieterverein zu Hamburg reagierte man positiv auf die neuen Zahlen.
Hamburg. Die Wohnungsbauoffensive des Hamburger Senats bekommt bisher nicht gekannten Schwung: In diesem Jahr wurde in der Hansestadt der Bau von 9740 Wohnungen genehmigt. Das sind rund 1000 Wohnungen mehr als im vergangenen Jahr – und knapp 3000 mehr als 2011. Das teilte die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt dem Abendblatt auf Nachfrage mit.
„Wenn das so weitergeht, schaffen wir in diesem Jahr noch die magische Grenze von 10.000 genehmigten Wohneinheiten“, sagte Sprecherin Kerstin Graupner. Damit ist im Vergleich zu den vergangenen Jahren ein deutlicher Sprung erkennbar. Im vergangenen Jahr wurden 8731 Wohneinheiten genehmigt. Bis aus Baugenehmigungen bezugsfertige Wohnungen werden, vergehen zwar in der Regel einige Jahre. Graupner ist jedoch zuversichtlich: „Erfahrungsgemäß werden 90 Prozent aller Baugenehmigungen umgesetzt.“
Spitzenreiter auf Bezirksebene ist Hamburg-Nord. Dort wurden in diesem Jahr 2604 Wohnungen genehmigt. Darauf folgen Wandsbek (1597) und Altona (1425). Schlusslicht ist Bergedorf. Hier wurden von Jahresbeginn bis November 613 Wohnungen genehmigt.
Jutta Blankau, Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, freut sich über die positive Bilanz. „Fast 10.000 neue Wohnungen haben die Bezirke bisher in diesem Jahr genehmigt. Das ist mehr, als wir erwartet haben. Hamburg baut Wohnungen. Und wir werden nie wieder damit aufhören“, so die Sozialdemokratin. „Auch wenn wir alle wissen, dass Baugenehmigungen noch keine fertigen Wohnungen sind, die Baugenehmigungen sind die Voraussetzungen dafür. 2012 waren immerhin schon mehr als 5200 Wohnungen im Bau. 2013 werden es mehr sein.“
Beim Mieterverein zu Hamburg reagierte man positiv auf die neuen Zahlen: „Das zeigt, dass die Bemühungen des Senats mit dem Bündnis für Wohnen zum Erfolg geführt haben“, so Vereinschef Eckard Pahlke. „Hamburg ist auf einem sehr guten Weg. Je mehr Wohnungen wir haben, desto günstiger werden auch die Mieten.“ Allerdings zähle für ihn unterm Strich, wie viele Wohnungen tatsächlich errichtet werden. „Die Zahl der Genehmigungen sagt noch nichts über die tatsächliche Fertigstellung aus.“ Aus einem Teil der Genehmigungen würden erfahrungsgemäß doch keine Wohnungen, weil es Probleme mit der Finanzierung gibt, oder es aus anderen Gründen nicht klappt.
Mit dem Ziel, den dringend benötigten Wohnungsneubau in der Stadt zu verstärken, Flächen zu mobilisieren und die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, hat der SPD-Senat im September 2011 das „Bündnis für das Wohnen in Hamburg“ mit den wohnungswirtschaftlichen Verbänden auf den Weg gebracht. Darin wurde zum Ziel erklärt, jährlich 6000 neuen Wohnungen zu errichten. Das wurde bisher noch nicht erreicht.
Senatorin Blankau hatte das in der Vergangenheit damit begründet, dass es mindestens zwei Jahre dauere, bis aus einer genehmigten eine gebaute Wohnung werde. Somit basieren die Fertigstellungen im Jahr 2012 auf den Baugenehmigungen von 2010 und früher.
Wie viele Bauvorhaben in diesem Jahr zum Abschluss gekommen oder gestartet sind, ist derzeit noch nicht bekannt. Laut Statistikamt Nord werden diese Zahlen im kommenden Frühjahr erwartet. Jedoch lässt eine aktuelle Meldung der Saga einen Positivtrend erwarten. Das städtische Wohnungsunternehmen, das sich im Rahmen des „Bündnisses für das Wohnen“ verpflichtet hatte, jährlich rund 1000 Wohnungen zu errichten, hat diese Marke in diesem Jahr zum ersten Mal erreicht.
Wie viele Wohnungen in Hamburg seit Anfang des Jahres im Gegenzug abgerissen wurden, ist unklar. Die Daten werden vom Statistikamt Nord zurzeit erhoben und erst im kommenden Jahr als Jahresergebnis herausgegeben. Vergangenes Jahr waren es hamburgweit 628 Wohnungen. Aber auch diese Zahl kann nur annäherungsweise den tatsächlichen Umfang der Wohnungsabrisse beschreiben. Das liegt daran, dass nach einer Änderung der Hamburgischen Bauordnung (HBauO) von 2007 nicht mehr für alle Abrisse zwangsläufig auch Genehmigungen erforderlich sind. Der Abriss eines Teils der frei stehenden Häuser beispielsweise kann seitdem nicht mehr erfasst werden.
Insgesamt gibt es in Hamburg rund 900.000 Wohnungen. Etwa 260.000 von ihnen werden vom städtischen Wohnungskonzern und den Wohnungsgenossenschaften angeboten.