Mieterverein rechnet in Hamburg mit einer Verteuerung um mindestens zehn Prozent. Hauptgrund ist der strenge Winter im Norden.
Hamburg. Für Mieter in Hamburg wird es auch dieses Jahr wieder deutlich teurer – nicht nur, weil die Mieten in der Hansestadt weiter gestiegen sind. Hinzu kommen erheblich höhere Heizkosten. „Wer zuletzt 800 Euro pro Jahr gezahlt hat, sollte sich jetzt schon einmal auf mindestens 80 Euro mehr einstellen, um nicht von Nachforderungen überrascht zu werden“, sagt Eckard Pahlke, Vorstandsvorsitzender des Mietervereins zu Hamburg.
Dabei sind die Bewohner von Mietwohnungen in der Hansestadt gleich doppelt betroffen: Hamburg gehört zu den Städten mit den höchsten Mieten in Deutschland, gleichzeitig sind die Heizkosten in Hamburg nach Angaben von Pahlke um rund fünf Prozent höher als im Bundesschnitt: „Wir haben hier tendenziell niedrigere Temperaturen als in vielen anderen Teilen Deutschlands und der Wind ist stärker.“
Der von Pahlke geschätzte Anstieg der Heizkosten um zehn Prozent ist allerdings nur ein Mittelwert, einzelne Verbraucher könnten noch stärker betroffen sein: Die Jahresrechnung könnte für 2013 um bis zu 18 Prozent höher ausfallen als für 2012, warnt Lukas Siebenkotten, Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB). Er stützt sich dabei vor allem auf die Tatsache, dass die Temperaturen im ersten Quartal 2013 um zwölf Prozent niedriger waren als im gleichen Vorjahreszeitraum, was den Energieverbrauch in die Höhe treibe. „Allein die niedrigen Temperaturen zwischen Januar und März 2013 kosten den Verbraucher zusätzlich etwa 55 bis 65 Euro“, erklärt Siebenkotten. „Wenn jetzt noch das vierte Quartal dieses Jahres ähnlich kalt wird, drohen Mietern um 130 bis 150 Euro teurere Heizkostenabrechnungen als 2012.“
Nach Berechnungen der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) ist 2013 bisher das „teuerste Heizjahr aller Zeiten“. So seien die Ausgaben für Heizöl in Deutschland im ersten Vierteljahr gegenüber dem Vorjahr um eine Milliarde auf sieben Milliarden Euro gestiegen. „Die explodierenden Heizkosten brechen regelmäßig sämtliche Rekorde und werden damit zu einer immer größeren Belastung für alle“, sagt DENEFF-Vorstand Christian Noll. Bis zum Jahr 2030 könnten sich die Kosten sogar verdoppeln. Dies sei besonders für Bürger mit kleineren und mittleren Einkommen eine enorme Belastung.
Je nach Art der Beheizung fällt die Heizrechnung unterschiedlich hoch aus. Nach Prognosen des DMB müssen Mieter für eine 70-Quadratmeter-Wohnung mit einer Ölheizung in diesem Jahr von einer Verteuerung um knapp 14 Prozent auf 1127 Euro ausgehen.
Für eine mit Gas beheizte Wohnung könne man mit einer Erhöhung um 17 Prozent auf 902 Euro rechnen und bei Fernwärme mit einem Plus von knapp 18 Prozent auf 1013 Euro. Angesichts der tendenziell steigenden Energiepreise ist die energetische Sanierung von Wohnungen im Prinzip eine sinnvolle Sache, meint Pahlke.
Was ihn aber stört: Gemäß aktuellem Recht dürfen Wohnungseigentümer elf Prozent der Kosten jährlich auf die Mieter abwälzen. „Wenn man davon ausgeht, dass eine komplette energetische Sanierung für eine Wohnung von 70 Quadratmetern 20.000 Euro kostet, darf die Miete um 180 Euro im Monat steigen“, so Pahlke. „Die Heizkosten sinken aber allenfalls um 30 Euro im Monat.“ Der Vorstandsvorsitzende des Hamburger Mietervereins mag diese Art der Kostenüberwälzung nicht einsehen: „Schließlich steigt durch die Sanierung auch der Wert der Wohnung für den Eigentümer.“ Nach den Vorstellungen von Pahlke sollten Mieter und Eigentümer je ein Drittel der Kosten tragen, das restliche Drittel solle der Staat beitragen, zum Beispiel in Form günstiger Kredite.
Zudem solle die Energieeffizienz der Wohnung künftig im Mietenspiegel berücksichtigt werden, fordert Pahlke. Dafür schafft Hamburg jetzt die Voraussetzungen: Die „energetische Ausstattung und Beschaffenheit“ der Wohnungen werde im neuen Mietenspiegel, der in den kommenden Wochen erscheint, erstmals aufgeführt, sagt Volker Dumann, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt.