Seit Jahren steht das ehemalige Wohnhaus des Harburger Theaterintendanten Hans Fitze leer. Nun sollen die geplanten Umbauten zu einem Zentrum zur sozialen Integration suchtgefährdeter Menschen beginnen:
Harburg. An der hellbeigefarbenen Fassade des Hauses ist die Nummer 33 angeschraubt. Sie stammt noch aus einer Zeit, als dieser Teil der Straße Küchgarten hieß. Inzwischen ist dieser nur etwa 75 Meter kurze Straßenabschnitt zwischen Großer Schippsee und Am Wall umbenannt in Hans-Fitze-Straße. Offiziell müsste als Hausnummer somit die „1“ angeschraubt werden. Aber das ist Theorie. In der Praxis ist noch nichts geschehen.
Über das Hans-Fitze-Haus, in dem der von 1903 bis 1998 lebende Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor und Prinzipal Professor Hans Fitze von 1956 bis 1994 wohnte, ist in der Vergangenheit viel berichtet worden, weil der Bezirk Harburg in dem zuletzt noch von einer Musikschule genutzten Gebäude einen Treffpunkt für die Menschen der Harburger Trinkerszene einrichten will. Der offizielle Titel lautet „Zentrum zur sozialen Integration suchtgefährdeter Menschen“.
Die gemeinnützige Harburger „Passage“-Gesellschaft für Arbeit und Integration, die sich bereits seit 2010 bis Ende dieses Jahres mit dem vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Projekt „ZuArbeit“ um Menschen der Trinkerszene kümmert, wird nun ebenfalls mit ESF-Förderung das Zentrum im Hans-Fitze-Haus bis Ende 2016 führen.
Bevor es losgehen kann, sind einige Bauarbeiten an dem Gebäude erforderlich. Inzwischen hat Straßensozialarbeiter Olaf Bohn von der „Passage“ GmbH, vom Vermieter des Hauses, der Hamburger Sprinkenhof AG, den Schlüssel zum Haus bekommen, denn Bohn muss sich um die Vorbereitungen der baulichen Veränderungen kümmern, damit das Gebäude auch von den künftigen Nutzern aus der sogenannten Harburger Trinkerszene als Treffpunkt angenommen wird.
Bohn: „Wir hatten bereits eine Besichtigung der Räume mit Angehörigen des Projekts für Freizeitgestaltung (PfG). Die PfG-Leute sollen kommendes Frühjahr ihren Container-Treffpunkt an der Knoopstaße aufgeben, weil die Saga dort ein Wohnhaus bauen will. Besonders gut kam bei den PfG-Teilnehmern an, dass im Keller des Hans-Fitze-Hauses bereits ein schallgedämmter Raum vorhanden ist, in dem musiziert werden kann.
Wegen der künftigen Nutzung des ehemaligen Wohnhauses als Treffpunkt der Trinkerszene hatten Geschäftsleute der Nachbarschaft beim Bezirksamt ihre Bedenken vorgebracht. Ein Orthopädiegeschäft, eine Tanzschule und zwei Fitnessstudios sind Nachbarn. Die Inhaber möchten keine Ansammlungen von Trinkern auf der Straße und auch keine Lärmbelästigungen. Bohn: „Wir hatten bereits Gespräche mit den Nachbarn, und wir werden zu einem nächsten Treffen am 11. Dezember zusammenkommen.“
Das Hans-Fitze-Haus wirkt von innen größer, als es von außen den Anschein hat. Die Zugangstür von der Straße zum Haus soll künftig nicht genutzt werden. Die rückwärtige Tür vom Garten soll Eingang werden, damit es keine Menschenansammlungen auf der Straße gibt. Auch Sichtschutzwände zum Garten sind geplant. Auf der gepflasterten Grundstückszufahrt sollen einmal pro Woche das vom Hamburger Spendenparlament unterstützte Krankenmobil und möglichst auch das Zahnmobil Station machen, damit sich Ärzte um die Gesundheit der Menschen kümmern können.
In der unteren Etage gibt es zwei große Räume von 32 und 36 Quadratmetern. Hier sollen sich künftige Besucher ihren Treffpunkt zum Teil selbst einrichten können. Auf der Ebene wird auch ein Raum für eine Tagesjobbörse eingerichtet, daneben ein WC- und Waschraum sowie ein Küchenraum. In der oberen Etage existieren drei Räume, in denen sich die Straßensozialarbeit für Beratungsgespräche einrichten will.
Bislang werden dafür umgebaute Räume in einem ehemaligen Toilettenhaus an der Buxtehuder Straße genutzt. Bohn: „Das ist eine echte Verbesserung für uns. Wir sind so sehr viel näher am Stadtzentrum und bei den Menschen. Ein weiterer Raum ist für Sozialberatung und für die Beratung russischsprachiger Mitbürger gedacht.“
Harburgs Sozialdezernent Holger Stuhlmann erklärt, dass die Hamburger SpriAG Angebote von Firmen eingeholt hat und die Umbau-Aufträge vergeben kann. Arbeiten an Dach, Fenstern, Türen, Fußböden, Elektro, und Sanitär sind vorgesehen. Die Bezirksversammlung hat maximal 146.500 Euro für die Sanierung bewilligt. Die SpriAG übernimmt 15.000 Euro. Vier Projektmitarbeiter sowie Honorarkräfte sollen beschäftigt werden. Stuhlmann: „Das Projekt startet zum 1. Januar 2014. Sobald der Umbau beendet ist, wird das Haus eröffnet.“
In der Harburger Innenstadt gibt es einen Kern aus etwa 250 Menschen, die auf dem Rathausplatz, dem Marktplatz „Sand“ , dem Gloria-Tunnel und dem Seeveplatz Alkohol und Drogen konsumieren. Olaf Bohn sagt, dass Straßensozialarbeiter zu den Menschen Kontakt halten und dass mit dem bisherigen Projekt ZuArbeit mit Kurzzeitbeschäftigung Erfolge erzielt wurden. Das neue Zentrum werde daran anknüpfen. Da sei er sich ganz sicher.