Einwohner sorgen sich, dass das Projekt unter einem schwarz-grünen Senat nicht realisiert wird. Senatschef verspricht Umsetzung in jeder Konstellation.

"Ich will, dass die Ortsumgehung kommt." So klar positionierte sich Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) am Sonntag beim Schredderfest der Freiwilligen Feuerwehr Finkenwerder, bei dem sich die Anwohner ihrer Weihnachtsbäume entledigen können. Dabei sei es ihm "egal, in welcher Konstellation" der Regierung. Die Menschen auf Finkenwerder hätten schon lange genug auf die Ortsumgehung warten müssen. Dieses Thema solle "nicht zur Disposition gestellt" werden, so von Beust.

Peter Wlodasch, Anwohner und Mitglied der Bürgerinitiative "Ortsumgehung - Jetzt!" war extra zum Schredderfest gekommen, um von Beust "klarzumachen, dass wir hier nicht nur fröhlich feiern und stillhalten". Er übergab von Beust einen Brief, in dem die Bürgerinitiative um ein "dringendes Gespräch" mit dem für die Ortsumgehung zuständigen Stadtentwicklungs- und Umweltsenator Axel Gedaschko (CDU) bittet. "Die Zeit läuft uns davon", drängte Wlodasch den Bürgermeister. Es sei wichtig, die Ortsumgehung noch vor der Bürgerschaftswahl am 24. Februar zu beschließen. Die Sorge der Finkenwerder: "Nach der Wahl wird es mit einer möglichen schwarz-grünen Koalition keine Ortsumgehung mehr geben."

Von Beust hatte am Wochenende ein solches politisches Bündnis mit der GAL nicht ausgeschlossen. Die GAL lehnt die Ortsumgehung Finkenwerder aber ab, wenn die ebenfalls geplante Autobahn 26 südlich von Finkenwerder gebaut wird. Ole von Beust sagte zu, sich noch in dieser Woche bei der Bürgerinitiative zu melden. "Wir müssen das noch vor der Wahl hinkriegen", bestärkte von Beust die Initiative in ihrem Anliegen.

Auch bei seinem Rundgang über das Schredderfest wurde er von vielen Bürgern immer wieder auf die Ortsumgehung angesprochen. "Das ist und bleibt hier vor Ort ein brennendes Thema", bestätigte Heiko Hecht von der CDU Finkenwerder. Er kritisierte die Arbeit der Stadtentwicklungsbehörde in Sachen Ortsumgehung. "Die bisherigen Leistungen von Umweltstaatsrätin Herlind Gundelach sind ein Totalausfall", so Hecht. Wie von Beust hoffe auch Hecht auf einen Beschluss zur Ortsumgehung noch vor der Wahl.

Von Beust nahm unterdessen die Neujahrswünsche der Finkenwerder entgegen, stieß mit einigen Damen mit einem Gläschen Sekt an und trank mit Wehrführer Adolf Fick in der dekorierten Fahrzeughalle einen heißen Kaffee. Das Schredderfest der freiwilligen Feuerwehr findet bereits zum sechsten Mal statt. Für einen Euro pro Tanne verschwindet der Baum im großen Schredder. Der Erlös wird für die Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gespendet. Einen Baum hatte von Beust zwar nicht dabei, eine Spende steckte er trotzdem in die aufgestellte Spardose.

Dann ging es für den ersten Mann in der Stadt hoch hinaus: Von Beust durfte den nagelneuen 32 Meter hohen Hubmast der Feuerwehr ausprobieren. Höhenangst habe er "bisher nicht". Und so genoss er, mit einem Gurt gesichert, den Überblick über die Stadt. "Da oben sieht man erst, wie nah Finkenwerder an der Innenstadt liegt", so von Beust.