Die Schauspielerin verrät ihre Bankgeheimnisse.
Bänke sind nicht einfach nur Sitzmöbel. Sie laden ein zum Entspannen und Nachdenken. Priester und Politiker, Manager und Moderatoren - bekannte Hamburger zeigen uns ihre Favoriten, berichten, was ihnen dort durch den Kopf geht. Der Journalist Günter Fink hat die Gespräche geführt und aufgezeichnet. Heute: Eva Habermann.
"Als Schauspielerin bin ich sehr viel unterwegs. So kam ich erst vor ein paar Tagen aus Miami in den USA von einem Foto-Shooting für die Zeitschrift ,Maxim' zurück. Voller Sehnsucht nach meiner geliebten Heimatstadt Hamburg, meiner Familie, meinen Eltern, meinen Freunden - und meiner Lieblingsbank. Sie steht in Lemsahl - Mellingstedt, direkt am Kupferteich ganz in der Nähe meines Elternhauses.
Wenn ich dort nach einem anstrengenden Drehtag sitze, umgeben von herrlicher, herbstlich eingefärbter Natur, gehen mir viele Gedanken durch den Kopf. Erinnerungen. An meine Kindheit, die ich häufig hier in der Nähe, auf dem Hof Treudelberg verbracht habe.
Damals bin ich oft mit meinem Pflegepferd Blanca, einer Araber-Stute, im Kupferteich schwimmen gegangen. Es war ein herrliches Gefühl, danach auf auf dieser Bank zu sitzen, um von dort aus meinem treuen Vierbeiner beim Grasen zuzusehen.
Eher traurig macht es mich, wenn ich an Topsy denke, meinen Hund, einen Border Collie, der leider vor zwei Jahren gestorben ist. Die Spaziergänge mit ihm sind unvergessen. Wenn ich heute mit meiner Mutter Edeltraut durch die Natur streife, dann ist gerade diese Bank für sie immer ein guter Vorwand, eine kleine Pause zu machen . . .
Ach ja, auch an meinen ersten Kuß denke ich, wenn ich auf meiner Bank sitze. Zugegeben, den ersten Kuß meines Lebens, den ich im zarten Alter von 14 Lenzen bekommen habe - "er" hieß übrigens Söhnke - bekam ich auf einer anderen Bank. Sie steht noch heute, soweit ich weiß, in Trier, an einem Spielplatz, nahe der Jugendherberge, in der wir damals während unserer Klassenreise untergebracht waren.
Aber - um mein ganz persönliches Bankgeheimnis zu verraten, den letzten - und garantiert nicht allerletzten Kuß bekam ich von meinem jetzigen Freund Lars Gärtner, ebenfalls Schauspieler, mit dem ich seit zwei Jahren zusammen bin, genau auf dieser, ,meiner' Bank am Kupferteich.
Zur Hauptsache bedeutet sie mir sehr viel als Ruhe-Oase, Keine Autos sind zu hören. Natur pur.
Sie gibt mir die Möglichkeit zu meditieren. Dann sitze ich, wie es sich dabei gehört, kerzengerade, ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf mein Mantra.
Ich meditiere - egal, wo ich bin - zweimal am Tag, aber am schönsten ist es auf dieser Bank, denn direkt am Wasser gelegen, ist sie ein guter, energetischer Platz.
Hier gehe ich übrigens auch einer meiner größten Leidenschaften nach:
Ich schreibe Gedichte. Schon viele sind hier entstanden. Das folgende zum Beispiel - als ich mal wieder auf meiner Bank saß und die Sonne durch die Blätter der Bäume ihr gebrochenes Licht auf mich scheinen ließ:
,Hallo Süßer, hörst du nicht,
wie die Sonne deinen Namen spricht? Sie wirft nach dir mit ihren Strahlen,
um Lachen in dein Herz zu malen.
Sie kann den Morgen kaum erwarten,
bis sie dann scheint in deinem Garten.
Und trittst du endlich aus dem Haus,
bricht sie vor Glück in Jubel aus. Sie folgt dir dann auf Schritt und Tritt, wohin du gehst, sie kommt stets mit.
Und dürfte sie im Weltall walten,
den Lauf der Erd' würd sie anhalten.
Sie schien an ihrem Lieblingsplatz
Da nur noch über dir,
mein Schatz."