Bankgeheimnisse

Bänke sind nicht einfach nur Sitzmöbel. Sie laden ein zum Entspannen und Nachdenken. Priester und Politiker, Manager und Moderatoren - bekannte Hamburger zeigen uns ihre Favoriten, berichten, was ihnen dort durch den Kopf geht. Der Journalist Günter Fink hat die Gespräche geführt und aufgezeichnet. Heute: John Ment.

"Meine absolute Lieblingsbank hat sehr oft einen sitzen - mich! Es ist eine sehr feine, hölzerne Bank. Sie lädt jeden Parkbankier ein. Und dies auf einen Kinderspielplatz am Kupferteich, herrlich gelegen in Poppenbüttel. Eigentlich müßte man hier schon von der Poppenbütteler Schweiz reden, denn an diesem Ort ist es landschaftlich so schön - man läuft regelrecht von einer Postkarte in die nächste.

Die besondere Note an dieser Bank, quasi die Banknote, ist, daß der stolze Vater Ment von hier aus nicht nur auf den Kupferteich blicken kann und den alten Baumbestand, sondern auch auf seinen dreieinhalbjährigen Mini-Ment, der hier am liebstem rutscht, wippt, schaukelt oder Burgen baut.

Hier kann ich oft sehen, wie auf der anderen Seite des Teiches Reiter mit ihren Pferden zusammen ans Wasser gehen oder wie jetzt im Herbst Hunde hinter Stöcken herhechten. Ab und zu geht mal ein Flugzeug über diese Bank - allerdings nicht so tief, daß die Stewardess einen bittet, sich anzuschnallen. Aber die Köpfe der Eltern und Kinder, die sich hier ebenfalls gerne aufhalten, gehen jedesmal nach oben, da man beeindruckende Bilder eines Flugzeuges von unten wahrnehmen kann.

Während mein Sohn auf diesem Spielplatz vor meiner Bank spielt, mal mit mir, mal mit seinen "Kollegen" aus dem Kindergarten, verbinde ich die kreativsten Momente mit dieser Bank. Hier habe ich die meisten, lustigsten Ideen für meine Radioshow bei "Radio Hamburg" und hier habe ich einen großen Teil meines dritten und lustigsten Buches geschrieben. Es heißt "Ment am Montag". Es erschien Anfang November.

Ich hatte sogar mal eine Begegnung an dieser Bank. Eine Frau, die vorbeijoggte und mich dort sitzen sah, machte plötzlich eine Vollbremsung, weil sie mich erkannt hatte. Sie zeigte mir ein Foto ihrer Tochter, die etwa 20 Jahre alt war. Nun bin ich glücklich verheiratet und ich fragte sie natürlich, was das solle. Sie eröffnete mir, daß ich vor 15 Jahren mit diesem Mädchen, damals fünf Jahre jung, auf einer Bühne gestanden hätte. Das war am Gymnasium Ohlstedt. Wir spielten "Pharao", ein Stück des Autors Jürgen Drese. Ich spielte den Pharao und die Kleine mit dem Namen Celli war dafür da, mir mit einer Palme Luft zuzufächeln. Mittlerweile war sie also erwachsen geworden, und uns wurde klar, wie schnell doch die Zeit vergeht.

Wenn es die Bank dort bei diesem wundervollen Spielplatz nicht gäbe, hätte ich selber eine aufgebaut. Es gehört zu den schönsten Momenten, dort zu sitzen, zu entspannen und ab und zu auch mal eine mitgebrachte Stulle zu verzehren. Und auch, wenn ich gleich vor ein Wortspieltribunal gezerrt werde, das Essen wird dort zu einem richtigen Bankett . . ."