Bänke sind nicht einfach nur Sitzmöbel. Sie laden ein zum Entspannen und Nachdenken. Priester und Politiker, Manager und Moderatoren - bekannte Hamburger zeigen uns ihre Favoriten, berichten, was ihnen dort durch den Kopf geht.

Der Journalist Günter Fink hat die Gespräche geführt und aufgezeichnet. Heute: Dr. Ferdinand Ahuis, Hauptpastor von St. Nikolai.

* "Meine Lieblingsbank befindet sich auf der tieferen Ebene des Kirchplatzes vor dem neuen Gemeindehaus am Harvestehuder Weg in unmittelbarer Nähe zur Kirche.

Ich habe sie selbst zusammen mit dem Architekten Carsten Roth konzipiert.

Diese Bank ist für mich das Sinnbild der Entschlossenheit von St. Nikolai, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren und gleichzeitig Räume der Geborgenheit zu schaffen.

Viele Menschen reagieren mit Erstaunen auf die Bank in dem von weißen Mauern umgebenen und doch offenen Gemeindehof. Sie fragen nach der Funktion dieses Hofes, der wie ein außenliegender Innenraum wirkt.

Diese, meine Lieblingsbank lädt zum Verweilen ein und gibt mir gleichzeitig das Gefühl, mich auf der Ebene der Kirchenbänke zu befinden. Sie gibt den Blick frei auf den spitzen Turm von St. Nikolai am Klosterstern. Sie inspiriert mich, sich auf mein Innerstes zu konzentrieren. Ausrichtungen auf ein Ziel werden angeregt. Dabei fällt gleichzeitig mein Blick in das Innere des Eingangsbereichs von St. Nikolai. Dieser macht in mehrfacher Weise Erinnerung möglich: mit dem großen Glasfenster an die zerstörte Hauptkirche St. Nikolai am Hopfenmarkt, mit dem Taufbecken an die Taufe und mit dem siebenarmigen Leuchter daran, daß Judentum und Christentum eine gemeinsame Vergangenheit, speziell in Harvestehude, haben.

Wenn ich auf meiner Lieblingsbank sitze, befinden sich meine Augen genau auf der Höhe des Kirchplatzes und des Bürgersteigs. Das gibt mir ein Gefühl von Bodenständigkeit und Nähe zu den Wegen der Menschen. Ich werde gesehen und suche das Gespräch mit den Passanten.

Unmittelbar vor mir befinden sich Stufen. Sie erinnern mich an die Stufen des Lebens. Auf dem Weg zu meiner Bank steige ich sechs Stufen hinab.

Auch der Weg zu Gott ist ein ständiges Herabsteigen zu ihm und ein Aufsteigen mit ihm.

Ich sehe die Menschen, die an der Kirche vorübergehen, die in die Kirche gehen - die jeden Tag von 8 bis 18 Uhr geöffnet ist - und in das Gemeindehaus und von dort wieder zurückkehren.

Je mehr das Laub fällt, kann ich durch das "Schaufenster St. Nikolai" bis in den kleinen Bolivarpark und zur Rothenbaumchaussee schauen.Der Herbst weitet den Blick.