Treudelberg: NDR-Landesfunkhausdirektorin Maria von Welser favorisiert eine Bank in einem Hotel-Garten

Bänke sind nicht einfach nur Sitzmöbel. Sie laden ein zum Entspannen und Nachdenken. Priester und Politiker, Manager und Moderatoren - bekannte Hamburger zeigen uns ihre Favoriten, berichten, was ihnen dort durch den Kopf geht. Der Journalist Günter Fink hat die Gespräche aufgezeichnet.

"Meine Lieblingsbank ist aus dicken Baum-Rundlingen und nach Westen ausgerichtet. Ich falle auf ihre Bretter, weil ich dann meistens vier Stunden und 18 Löcher lang Golf gespielt habe. Die Bank steht im Garten vor dem Marriott Hotel Treudelberg und bietet den schönsten Ausblick über Weiher und Fairways in die untergehende Abendsonne.

Daß davor ein massiver Holztisch steht, versüßt den Aufenthalt zusätzlich: Darauf hat dann ein riesiger Apfelsaft Platz, den ich oft in einem Zug hinunterschütte - denn Golfen macht durstig. Oft sitzen aber mein Mann und ich auf der Bank, über einen verknüllten, verschrumpelten Zettel gebeugt: unsere Score-Karte. Darauf habe ich auf der langen Runde unsere Schläge an den einzelnen Löchern notiert. Und dann wird ausgerechnet: wer hat gewonnen, wer hat wen geschlagen. Zwischen uns herrscht harte Konkurrenz, Golf ist zuweilen auch eine ganz ernste Sache. Zumindest, wenn es um die Zahl der Schläge geht.

Aber alles verschwindet, jeder Gram über einen schlechten Putt, einen miesen Abschlag, einen versenkten Ball im rough, wenn die Sonne im Westen über Treudelberg untergeht. Da werden wir dann ganz still, holen tief Luft und sind eigentlich nur glücklich. Über die Zeit, die wir hier auf der Bank verbringen dürfen, über diesen schönen Ort, die Gänse und Enten, die sich rund um den Weiher und im Wasser von uns Golfern so überhaupt nicht stören lassen. Und denen ich manchmal nachsage, daß sie wahrscheinlich unsere versenkten Bälle verschlucken . . .

Oft aber sitzen wir mit netten Menschen an diesen großen Tischen, auf der festen Bank. Die Zeit vergeht im Fluge, und es ist nicht nur Golf, was uns dann beschäftigt. Da kommt die heimische Politik im Senat und in der Bürgerschaft genauso vor wie die in Berlin, Brüssel oder Washington. Eine Bank hat eben auch immer etwas Verbindendes, da rückt man näher zusammen, kann sich auch gut schützen, wenn mal der Wind ein wenig kälter bläst.

Ich bin auch schon im Winter dort gesessen. Dann allerdings alleine und nicht nach einer Golfrunde. Dafür in einen warmen Daunenanorak gekuschelt. Der Weiher ist dann oft zugefroren und die Schilfrohre sind steif vom Reif.

Die Sonnenuntergänge sind im Winter anders, aber nicht minder dramatisch. Entführt die Gedanken und Gefühle weit weg von der Bank. Erst wenn die Zehen anfangen zu frieren, holt mich die Wirklichkeit wieder ein - und treibt mich dann schnell nach Hause zu einer heißen Tasse Tee . . ."

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