Der Flur vor dem runden Saal im Bürgerhaus der Lenzsiedlung in Eimsbüttel ist eng, hat hölzerne Wände und den rustikalen Charme einer Almhütte.
Genau hier treffen Krista Sager (GAL) und Danial Ilkhanipour (SPD) als Eimsbüttels Bundestagskandidaten zum ersten Mal öffentlich aufeinander. Freundlich begrüßt Sager den 27-Jährigen im Gedränge: "Hallo ... Guten Tag!" Der erwidert mit versteinertem Gesicht "Guten Tag", reicht die Hand, dreht sich schnurstracks um und geht in den Saal. Gefolgt von weiblichem Parteivolk, sehr jung und glühend vor Betriebsamkeit.
Ilkhanipour gilt für viele auch in der eigenen Partei als Inkarnation politischer Bösartigkeiten, weil er sich die Kandidatur und die Wahl zum SPD-Bundestagskandidaten erschlichen haben soll. Folge: Die Hamburger Grünen rechnen damit, dass SPD-Wähler aus Verärgerung Grün wählen und bringen mit Sager ihr prominentestes und professionellstes Mitglied. Diese spielt dies - schick in roter Jacke und schwarzer Hose gekleidet - sofort ganz locker aus: "Ich bin Krista Sager". Kunstpause. "56". Lächeln: "... und schäme mich nicht dafür."
Ilkhanipours Auftritt wirkt selten souverän. Seine Augen finden im Raum keinen Halt, wandern dauernd. Der schwarzgraue Anzug sitzt knapp und noch knapper, wenn er das Bein überschlägt, sich mit verschränkten Armen zurücklehnt und so den Abstand zum Publikum vergrößert. Dazu glänzen eine dicke, goldene Uhr am Arm, Stulpenköpfe und der goldene Clip des Montblanc-Füllers, den der 27-Jährige häufig hervorzupft, aufschraubt und etwas notiert. Auf die erste Frage "Was halten Sie vom europäischen Gedanken?", schafft er aber nur eine banale Antwort: "Das ist sehr vielfältig." Dann kriegt er noch die Kurve und appelliert, "dass man zur Europa-Wahl gehen muss". Sätze, die nicht zünden, auch weil er immer wieder ein unelegantes "sach-ich-ma" einbaut.
Das SPD-Parteivolk im meist jugendlichen Publikum beklatscht allerdings jedes Ilkhanipour-Wort frenetisch, als sei ein Pop-Star erschienen. An der Polit-Diskussion, die von der Einfal-Akademie organisiert ist, nahmen auch teil: Rüdiger Kruse (CDU, 47), Burkhart Müller-Sönksen (FDP, 49) und Herbert Schulz (Die Linke, 62). Unter den 62 Zuhörern hatte jede Partei ihr heftig klatschendes Jungvolk eingebracht.
Polit-Profi Sager reagiert faktensicher mit glasklaren Worten und Botschaften, regt für Eimsbüttel ein BID an (Business Improvement District, eine besondere Form des Quartiersmanagements) oder begegnet ganz ruhig dem Hinweis ihres SPD-Widersachers, er habe mit seinen iranischen Eltern einen Migrations-Hintergrund: Mütterlicherseits stamme ihre Familie aus Dänemark, väterlicherseits aus Rumänien.
Zum Ende der Diskussion darf Ilkhanipour ein Statement geben und versichert: "Ich war ja ganz friedlich heute Abend." Und Krista Sager darf einen Tipp abgeben, was ihr Widersacher als Bundestagsabgeordneter, so er gewählt würde, in Berlin als Erstes tun sollte. Doch da ist es mit Sagers Ruhe aus. Sie ruft: "Das sollen die erst mal schaffen; das sehe ich noch lange nicht!"