Der Hamburger Senat sieht die Wirtschaft im Streit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein um die zwei Windkraftmessen gefordert.

Hamburg. Im Streit um die Windenergiemesse zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein sieht der Senat der Hansestadt weniger die Politik als die Wirtschaft gefordert. "Über die Termine von Messen und über ihre Aussteller entscheidet nicht die Politik“, sagte Senatssprecher Christoph Holstein am Sonnabend. "Und das Verhältnis zwischen Bürgermeister Scholz und Ministerpräsident Carstensen bleibt ausgezeichnet.“ Zuvor hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Rande des Bundeskongresses der Jusos in Lübeck verärgert auf Fragen zu dem Konflikt reagiert und eine Stellungnahme abgelehnt.

Die Streit zwischen Husum – als Ausrichter der traditionellen Windenergiemesse – und Hamburg war am Freitag durch die Ankündigung der Hamburger Messe angeheizt worden, 2014 die Fachmesse WindEnergy Hamburg zur gleichen Zeit wie die Windenergiemesse in Husum veranstalten zu wollen.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) hatte deutlich verärgert reagiert. "Wir haben angeboten, dass es zu einer vernünftigen Zusammenarbeit kommt, offensichtlich hat man uns nicht die Wahrheit gesagt“, sagte Carstensen dem "Hamburg Journal“ des NDR-Fernsehens. Seine Kritik richte sich nicht direkt an Hamburgs Ersten Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), sondern an die Hamburg Messe. Er wundere sich, dass "offenbar hinter dem Rücken von Olaf Scholz“ so verfahren werde.

Die umstrittene Fachmesse WindEnergy Hamburg wird vom 23. bis 26. September 2014 abgehalten. Damit sieht es gegenwärtig so aus, als wenn die geplante Windenergiemesse in Hamburg und die seit langem etablierte Fachmesse Husum WindEnergy an den gleichen Tagen stattfinden werden. Wegen der Schiffbaumesse SMM unmittelbar zuvor habe es kein anderes Zeitfenster gegeben, sagte eine Sprecherin der Hamburger Messe.

Die neue Messe hatte in Schleswig-Holstein heftige Kritik ausgelöst und zu einer ernsthaften Belastung zwischen den beiden Bundesländern geführt. Teile der Branche unterstützen den Standort Hamburg, andere wollen eher an Husum festhalten. Umstritten ist die Frage, ob die Messe in der nordfriesischen Kreisstadt logistisch und von der Infrastruktur her noch den Anforderungen der stark gewachsenen Branche gerecht werden kann. Hamburg hat sich mittlerweile eine europaweit führende Position als Standort für Unternehmen der Windenergie erarbeitet. Wegen der Verbindung mit der Schiffbauindustrie und anderen maritimen Branchen soll der Ausbau der Offshore-Windenergie ein Schwerpunkt der Hamburger Messe sein.

Husum hält dagegen an seiner Messe fest und will 2014 gleichzeitig das 25. Jubiläum feiern. Die Messe habe von zahlreichen Ausstellern große Rückendeckung erhalten und könne bereits mit über 450 Anmeldungen für 2014 aufwarten. Im kommenden Jahr würden rund 40 000 Besucher und 1200 Aussteller auf einer Fläche von 60.000 Quadratmetern erwartet.

Auch in Bremen gibt es bereits Bestrebungen zu einer weiteren Windmesse. Nach einem Bericht des "Weser-Kuriers“, der sich auf den früheren Bausenator Jens Eckhoff beruft, liegt bereits ein unterschriftsreifer Vertrag für eine kleinere Veranstaltung mit 150 Ausstellern und 1000 Teilnehmern in den Bremer Messehallen im nächsten Jahr vor. "Wir hoffen, dass sich dieser Trend noch in Richtung Kooperation statt Kannibalisierung dreht“, sagte der Kieler CDU-Fraktionssprecher Dirk Hundertmark. (abendblatt.de/dpa)