ABENDBLATT: Herr Brender, das ZDF hat einen Film über Jugendgewalt gezeigt, für den Jugendlichen Geld gezahlt wurde. Ist das bei Ihnen üblich?

NIKOLAUS BRENDER: Nein. Beim ZDF wird kein Geld an Jugendliche gezahlt. Das widerspricht unseren Grundsätzen. Es widerspricht auch journalistischen Grundsätzen allgemein.

ABENDBLATT: Gilt das auch für engagierte Produktionsfirmen?

BRENDER: Ja. Deswegen bedauere ich auch, daß die Produktionsfirma LonaMedia, die den Beitrag gemacht hat, Geld gezahlt hat. Damit hat sie dem ZDF geschadet, sich selbst, den Jugendlichen geschadet, dem wichtigen Thema und letztlich auch den Medien insgesamt geschadet. Wenn man mit den Jugendlichen Pizza essen gegangen wäre - okay. Aber Geldzahlungen sind absolut tabu.

ABENDBLATT: Die Jugendlichen sagen, sie seien von der Reporterin zu bestimmten Aussagen und zur Gewalt angehalten worden. Nach ihrer Darstellung war der ZDF-Film weitgehend gestellt.

BRENDER: Das wird von LonaMedia bestritten. Aber wir werden das prüfen. LonaMedia ist eine seriöse Produktionsfirma, mit der das ZDF bisher sehr gut zusammengearbeitet hat. Wir haben die Firma gerügt. Sollte sich herausstellen, daß etwas an diesen Vorwürfen dran ist, müssen wir uns weitere Konsequenzen vorbehalten.

ABENDBLATT: Überprüfen Sie eigentlich die Seriosität gelieferter Fremdbeiträge?

BRENDER: Ja. Wir haben auch hier einen Redakteur die Daten des Beitrags überprüfen lassen. Die stimmten.

ABENDBLATT: Ihr Moderator hat den Beitrag angekündigt als Bericht der "ZDF-Reporterin Barbara Bessler". Dabei handelte es sich um das Produkt einer Fremdfirma. Ist das korrekt?

BRENDER: Ganz korrekt hätte es heißen müssen: "berichtet im Auftrag des ZDF".

ABENDBLATT: Welche Konsequenzen zieht das ZDF aus dem Fall?

BRENDER: Wir werden allen Produktionsfirmen, die für uns arbeiten, verdeutlichen, daß sie sich an journalistische Grundsätze zu halten haben.