Interview mit Andreas Cichowicz, Chefredakteur des NDR-Fernsehens, u. a. verantwortlich für "Zapp" und "Panorama".
ABENDBLATT: Ist es beim NDR üblich, Honorare oder Aufwandsentschädigungen zu bezahlen?
ANDREAS CICHOWICZ: Nein. Wenn wir uns einen Experten ins Studio laden, kommt es gelegentlich vor, daß wir ein Honorar zahlen oder Reisekosten übernehmen. Wenn jemand Verdienstausfall hat, weil wir einen Tag mit ihm drehen wollen, zahlen wir auch manchmal eine kleine Entschädigung. Oder wenn wir in Privatwohnungen drehen, dort Strom und Wasser nutzen und die Hausfrau uns vielleicht auch noch Kaffee macht, zahlen wir vielleicht 50 bis 80 Euro. Wir zahlen grundsätzlich nichts für irgendwelche Inszenierungen. Und eine Schule ist öffentliches Gelände, es ist nicht üblich, da etwas zu bezahlen. Für Beiträge, wie den, um den es hier geht, würden wir nie etwas zahlen. Das macht man nicht. Übrigens gibt es derlei Material reichlich "in echt". "Panorama" hat ausführlich über solche Fälle berichtet. Ohne Bezahlung.
ABENDBLATT: Gibt es dafür in der ARD eindeutige Richtlinien?
CICHOWICZ: Wir haben - neben den ARD-Leitlinien - klare Verständigungen über berufsethische Standards. Im NDR-Volontariat beispielsweise gibt es sogar einen Ethik-Kursus. Das Bewußtsein ist sehr geschärft.
ABENDBLATT: Wie stellen Sie sicher, daß diese Vorgaben eingehalten werden?
CICHOWICZ: Wir sind stolz auf unsere sehr gute Eigenrecherche, darauf legen wir großen Wert. Bei "Panorama" oder "Zapp" sind Fälle wie dieser deshalb gar nicht denkbar. Solche Geschichte erarbeiten unsere Redakteure selbst. Es gibt Fälle, wo uns zusätzliches Material angeboten wird, da fragen wir nach, wie die Produktionsbedingungen waren. Angelogen werden kann man natürlich immer, aber wir sind da doch sehr sensibel. Es gab Material über Tierquälerei, das wir abgelehnt haben, weil nicht klar war, wie es entstanden ist.
ABENDBLATT: Wie bewerten Sie den vorliegenden Fall?
CICHOWICZ: An sich arbeiten die Kollegen beim ZDF nach den gleichen Standards wie wir. Aber ich kenne die Details in diesem Fall zuwenig und möchte mir deshalb kein Urteil erlauben. Schön ist es jedenfalls nicht, wenn die Geschichte sich so ereignet hat. Allein schon deshalb, weil es nun vermutlich andere Jugendliche gibt, die da einen Markt wittern könnten. Genau das darf nicht passieren.