Auch wenn die Gesamtschule Mümmelmannsberg bei weitem nicht mit der auf traurige Weise in die Schlagzeilen geratenen Rütli-Schule in Berlin zu vergleichen ist: Probleme, zum Teil drastische, gibt es auch hier.

Ein offener, anonymer Brief, der dem Abendblatt vorliegt und offenbar von einem Lehrer oder einer Lehrerin stammt, listet beängstigende Vorfälle auf.

An der Schule, so schreibt der Autor des auf Schulbriefpapier verfaßten Briefes, würden Lehrkräfte mit Gegenständen beworfen, beleidigt und bedroht. Die Schüler, "sie heißen Ali, Fatima, Cem, Massi, Mehmet, Serkan, Burhan, Mohammad oder Igor" seien, so heißt es, "auch in der Lage, ähnliche Zustände wie in Berlin zu realisieren." Weiter schreibt der Verfasser: "Unsere Schülerschaft kommt selten pünktlich, teilweise 30 Minuten zu spät, wenn sie überhaupt kommt. Damit fangen zum Beispiel die morgendlichen Unterrichtsstörungen an, denn die Schüler reißen die Klassentüren auf, setzen sich nicht etwa ruhig hin, sondern begrüßen johlend ihre Mitschüler."

Alarmiert durch den Brief, haben Abendblatt-Reporter am Mittwoch morgen Schüler gezählt, die in den Haupteingang der Gesamtschule gingen: Zwischen 7.30 und 7.45 Uhr betraten 80 Schüler die Eingangshalle, zwischen 7.45 und 8 Uhr kamen 351 Schüler, von 8 bis 8.15 Uhr waren es 13, von 8.15 bis 8.30 Uhr neun Schüler. Der Unterricht beginnt um 8 Uhr.

Doch der Autor des Briefes nennt auch konkrete Vorfälle. Es ist in der Schule zu Gewalttaten gekommen. So zertrümmerte offenbar im Februar 2006 ein Zehntkläßler einem anderen Schüler das Nasenbein. Die Tat soll gefilmt worden sein, der Täter wollte die Szene ins Internet stellen. Dazu Schulleiter Klaus Reinsch: "Der betreffende Schüler ist von der Schule geflogen. Er hatte vorher Streit mit dem anderen Jungen. Der soll ihm auch Pfefferspray in die Augen gesprüht haben."

Im November 2005 hatte laut dem offenen Brief eine Rund-SMS unter Schülern für Aufregung an der Schule gesorgt. Schüler verschickten Warnungen, nicht in die Schule zu gehen, schon gar nicht in den Unterricht von Herrn L. Dort werde etwas passieren. Mehr als 50 Prozent der Schülerschaft habe daraufhin die Schule verlassen, sei auch nicht zurückgekehrt. Nach Auskunft des betreffenden Lehrers ist die Sache "inzwischen geklärt".

Der Verfasser des Briefes berichtet von weiteren Vorfällen: So sei es vorgekommen, daß Lehrerautos zerkratzt, Autoreifen zerstochen wurden. Sprüche wie: "Ich weiß, wo du wohnst" und: "Ich weiß, wo dein Auto steht" seien an der Tagesordnung, Beschimpfungen wie: "Schwuchtel, Schwanzlutscher, Hurensohn, Nutte" oder "Hure" für Lehrer, bzw. Lehrerinnen gängig. Und: Besonders als Frau, so schreibt der Brief-Autor, bzw. die Autorin, sei es schwierig, derartige Beleidigungen zum Konferenzthema unter den Kollegen zu machen. Man habe immer das dumme Gefühl, versagt zu haben.