Berlin. Die Europäische Zentralbank hat erwartungsgemäß die Zinsen gesenkt. Wo Sparer gute Angebote finden – und welche Anlagen sich jetzt lohnen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zum zweiten Mal in diesem Jahr ihre Zinsen gesenkt. Das teilte die EZB nach der Sitzung der Notenbanker am Donnerstag mit. Um 0,25 Prozentpunkte wird der für Sparerinnen und Sparer relevante Einlagezins, für den Banken Geld bei der EZB parken können, auf 3,5 Prozent gesenkt. Für Sparerinnen und Sparer hat der Zinsschritt konkrete Auswirkungen. Welche Formen der Geldanlage lohnen jetzt noch? Unsere Redaktion gibt einen Überblick.

Girokonto und Tagesgeld

Es ist noch gar nicht so lange her, da lockten einige Banken Neukunden mit Angeboten von teils fast 5 Prozent auf Tagesgeld-Konten. Damit ist es mittlerweile vorbei. Trotzdem gibt es die Möglichkeit, auch nach Abzug der Inflationsrate noch eine risikoarme reale Rendite zu erzielen.

So bietet beispielsweise Trade Republic auf seinem Verrechnungskonto zum kostenfreien Wertpapierdepot derzeit einen Zinssatz von 3,75 Prozent an. Bisher gilt das nur für Einlagen von 50.000 Euro. Nun wird das Verrechnungskonto zum Girokonto umgebaut. In diesem Zuge soll die Einlagengrenze wegfallen. Nachteil: Da Trade Republic für die Verrechnungskonten mit vier internationalen Partnerbanken zusammenarbeitet, ist die deutsche Einlagensicherung nicht garantiert. Die EU-Richtlinien, wonach 100.000 Euro pro Kunde und Bank geschützt sind, gilt aber bei allen Partnerbanken.

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Laut einer Analyse des Vergleichsportals Verivox für unserer Redaktion bieten die BMW Bank und die Merkur Bank derzeit mit 3,0 Prozent die höchsten Zinsen mit deutscher Einlagensicherung. Wer auf die deutsche Einlagensicherung verzichtet, kann bei der maltesischen FCM Bank 3,58 Prozent und bei der liechtensteinischen Landesbank wiLLBe 3,55 Prozent Zinsen auf das Tagesgeldkonto erhalten.

Die estnische Bigbank bietet für Neukunden einen viermonatigen Aktionszins von 3,75 Prozent an, ebenso wie die schwedische TF Bank, die Neukunden mit einem dreimonatigen Angebot locken möchte. In Schweden sind Einlagen bis zu 1.050.000 Schwedischen Kronen geschützt, was beim derzeitigen Wechselkurs rund 92.000 Euro entspricht.

Einige Banken haben derweil die Zinsentwicklung der letzten Jahre völlig ignoriert. 55 Banken und Sparkassen zahlen laut Verivox überhaupt keine Zinsen. Das betrifft 31 regionale Genossenschaftsbanken – und damit acht Prozent aller von Verivox ausgewerteten Genossenschaftsbanken. Nicht viel besser sieht es bei der Sparkasse aus: 22 Sparkassen und damit sieben Prozent der untersuchten Institute zahlen keine Zinsen. Zum Vergleich: Von den 88 untersuchten bundesweit aktiven Banken sind es laut Verivox nur zwei Banken, die keine Zinsen zahlen. „Wer bei der Hausbank bislang leer ausgeht, kann wohl auch in Zukunft kaum noch mit größeren Sprüngen rechnen“, sagte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH unserer Redaktion. „Die beste Chance auf attraktive Erträge haben Betroffene mit einem Bankwechsel.“

Festgeld

Durchaus attraktive Zinsen gibt es noch beim Festgeld. Bei Banken mit deutscher Einlagesicherung können Sparerinnen und Sparer für sechs Monate bei der ABC Bank sowie bei der Bank11 jeweils 3,45 Prozent einloggen. Für ein Jahr bietet die Ziraat Bank 3,40 Prozent Zinsen, die Bank11 3,35 Prozent. Wer sein Geld zwei Jahre lang anlegen möchte, kann bei der Grenke Bank 3,3 und bei der Cronbank 3,2 Prozent Zinsen erhalten. Außerhalb der deutschen Einlagensicherung sind zum Beispiel bei der portugiesischen Haitong Bank 3,61 Prozent für zwei Jahre, bei der slowakischen Privatbanka und der schwedischen Rediem Capital je 3,6 Prozent für ein Jahr und bei der portugiesischen Banco BAI Europa 3,6 Prozent für sechs Monate drin.

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Aktien

„Am Aktienmarkt ist der Zinsschritt der EZB eingepreist“, sagt Sören Hettler. Dennoch bremst der Leiter für Anlagestrategie und Privatkunden bei der DZ Bank im Gespräch mit unserer Redaktion: „In den nächsten drei Wochen wäre ich noch vorsichtig mit dem Einstieg am Aktienmarkt.“ Der September sei der schlechteste Börsenmonat der vergangenen Jahre gewesen, auch charttechnisch sei der Markt überkauft. Hinzu kommt der Zinsentscheid der amerikanischen Notenbank Fed in der kommenden Woche, der Unwägbarkeiten bereithalte.

Auf langfristige Sicht ist Hettler positiv gestimmt: „Die Gewinnerwartungen sind mit Steigerungen von rund 10 Prozent für die nächsten zwei Jahre angesetzt. Das ist in den Kursen noch nicht eingepreist. Entsprechend gibt es Aufwärtspotenzial.“ Auch für den deutschen Leitindex Dax sieht der DZ-Bank-Analyst Luft nach oben: „Wir gehen davon aus, dass der Dax Mitte nächsten Jahres die 20.000-Punkte-Marke knackt.“ Zuletzt pendelte der Leitindex um die 18.300-Punkte-Marke.

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Anleihen

Die Rendite der 10-jährigen deutschen Staatsanleihe notiert derzeit bei 2,1 Prozent – nicht wenig, wenn man bedenkt, dass die Rendite bis 2022 noch negativ gewesen ist. Vom Höchststand des vergangenen Jahres, als sie mehr als 2,8 Prozent Rendite brachte, ist sie allerdings wieder ein Stück weit entfernt. Noch über 3 Prozent Anleiherendite verzeichnen zehnjährige US-Staatsanleihen, ebenso wie beispielsweise italienische Staatsanleihen. „Anleger, die das Geld in den nächsten Jahren nicht brauchen, können das immer noch vergleichsweise hohe Renditeniveau einloggen. Gleichzeitig ist die Chance, am Rentenmarkt auf absehbare Zeit wieder höhere Renditen zu erzielen, begrenzt. Die Hochzinsphase der vergangenen Monate liegt hinter uns und wird in der nächsten Zeit nicht wiederkommen“, prognostiziert Hettler.

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Zwar gehe man nicht davon aus, dass die Zeit der Nullzinsphase auf dem Anleihemarkt schnell zurückkommen werde. Aber: „Wenn sich die Inflation bei 2 Prozent einpendelt, bleibt bei Investitionen in festverzinsliche mutmaßlich sichere Anleihen nur eine geringe reale Rendite.“

„Die Hochzinsphase der vergangenen Monate liegt hinter uns und wird in der nächsten Zeit nicht wiederkommen.“

Sören Hettler
Leiter für Anlagestrategie und Privatkunden der DZ Bank

Gold

Der Goldpreis hat eine bemerkenswerte Rallye hinter sich. Seit Jahresanfang hat der Preis für die Feinunze um 22 Prozent zugelegt, auf 12-Monatssicht sind es sogar schon über 30 Prozent. Zuletzt pendelte sich der Goldpreis bei knapp unter 2.300 Euro je Feinunze ein. Die DZ Bank sieht für die kommenden zwölf Monate ein weiteres Potenzial von 10 Prozent.

Gold hat eine bemerkenswerte Rallye hinter sich.
Gold hat eine bemerkenswerte Rallye hinter sich. © picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Immobilien

Bei den Baufinanzierungszinsen war zuletzt wenig Bewegung zu beobachten. Seit Jahresbeginn notieren die besten Zinsen für 10-jährige Immobiliendarlehen laut des Kreditvermittlers Dr. Klein bei knapp über 3 Prozent. Gemessen an den knapp vier Prozent von vor einem Jahr ist das zwar ein deutlicher Rückgang. Wer eine Immobilie finanzieren möchte, sollte laut Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, nicht zu lange warten:  „Der Preisrückgang bei den Immobilien ist beendet, es geht wieder bergauf.“ Steigende Immobilienpreise verteuern den Immobilienerwerb also wieder, zugleich würden die Impulse für weiter sinkende Bauzinsen fehlen. Laut Neumann sei daher derzeit noch ein „günstiger Zeitpunkt“ für den Immobilienkauf.