Berlin. Rente nicht erst mit 67 Jahren? Ein Experte rechnet vor, wie viel Geld man am Konto haben muss, damit ein Leben ohne Arbeit gelingt.
Wer träumt nicht davon, schon mit 30, 40 oder 50 Jahren nicht mehr arbeiten zu müssen, sondern in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen? Damit dieser Traum Wirklichkeit werden kann, braucht man viel Geld auf der hohen Kante. Wie viel genau, hat ein Experte für unsere Redaktion ausgerechnet.
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In der Regel arbeiten die Deutschen 45 Jahre, ehe sie in Rente gehen. Der „FIRE“-Bewegung geht das jedoch nicht schnell genug. „FIRE“ steht für „Financial Independence, Retire Early“. Dahinter steht der Traum, schon mit 30 oder 40 Jahren aufzuhören zu arbeiten und in den Ruhestand zu gehen. Um das zu erreichen, leben sie normalerweise sehr bescheiden. Sie üben sich also vor allem in Verzicht.
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Wer den Traum vom frühen Ruhestand leben will, muss über ein großes Startkapital verfügen, um auch ohne monatliches Gehalt alle anfallenden Kosten bezahlen zu können – und zwar ein Leben lang. Die Devise lautet: Ausgaben drastisch reduzieren, Gewinne maximieren und viel Geld sparen, um später von Dividenden leben zu können.
Ruhestand mit 30: Diese Summe brauchen Sie
Alexander Wunder vom VZ-Vermögenszentrum hat beispielhaft für drei fiktive Personen im Alter von 30, 40 und 50 Jahren ausgerechnet, wie viel Geld sie zum Start ins Privatierleben benötigen. Für den 30 Jahre alten, angehenden Ruheständler hat Wunder kalkuliert, dass dieser 1000 Euro jeden Monat für Lebenshaltungskosten benötigt. Das umfasst Ausgaben für Essen, Kleidung, Hobbys etc. Zudem bezahlt unser fiktiver 30-Jähriger für seine Wohnung 900 Euro Miete im Monat und gibt 333 Euro für Verkehr aus – also sein Auto, Versicherung, Benzin sowie öffentliche Verkehrsmittel. Für den Urlaub – schließlich will man mit 30, wenn man nicht mehr arbeitet, auch die Welt sehen – kalkuliert Wunder 208 Euro monatlich. Für Versicherungen wie Haftpflicht, Hausrat und so weiter werden 83 Euro veranschlagt. Zudem werden jeden Monat 500 Euro für die Kranken- und Pflegeversicherung fällig. Im Jahr sind das 36.300 Euro.
Vermögensexperte Wunder geht in seiner Rechnung davon aus, dass jedes Jahr die Inflation die Ausgaben um zwei Prozent verteuert. Das mag vielleicht zuerst nicht allzu tragisch klingen. Doch würden 2061 – wenn der heute 30-Jährige in Rente geht – die jährlichen Lebenshaltungskosten, inklusive Steuern, Urlaub, Wohnung etc., nicht mehr bei 36.300 Euro, sondern bei 75.600 Euro liegen. Er würde jedoch wegen seiner relativ kurzen Arbeitszeit bis 30 trotzdem eine monatliche Rente in Höhe von 1000 Euro pro Monat bekommen. Ab 67 Jahren müsste er dann jährlich mit Lebenshaltungskosten in Höhe von 63.600 Euro rechnen.
Übrigens: Die zwei Prozent haben wenig mit den aktuellen Inflationsraten zu tun. Aber auf lange Sicht wechseln sich Phasen mit einer hohen Teuerung und solche, in denen Waren, Energie und Dienstleistungen kaum teurer werden, miteinander ab. Zwei Prozent dienen hier also als Durchschnittswert.
Wunder berechnet, dass der 30-Jährige beim Eintritt in seinen frühen Ruhestand 1,35 Millionen Euro benötigt. Doch dieser Betrag reicht nicht bis an sein fiktives Lebensende mit 90 Jahren. Er muss dieses Geld geschickt anlegen, um von den Dividenden leben zu können. Wunder empfiehlt eine breite, kostenoptimierte und ausgewogene Wertpapieranlage in Form von breit gestreuten ETFs. In der Berechnung könnte der 30-Jährige dann mit einer jährlichen Bruttorendite in Höhe von fünf Prozent rechnen. Entscheidet sich unser 30-jähriger Privatier jedoch für eine sicherere Geldanlage, so könnte er unter Umständen auch nur drei Prozent Bruttorendite mit seinen Wertpapieranlagen erwirtschaften. Dann würde er zum Eintritt in sein Ruhestandsleben jedoch nicht 1,35 Millionen Euro benötigen, sondern 1,96 Millionen Euro.
Privatier ab 40 – dieses Vermögen braucht man auf dem Konto
Für den 40-jährigen Ruheständler geht Wunder von etwas höheren Lebenshaltungskosten aus. Immerhin hat der Frühprivatier schon einige Zeit seines Lebens gearbeitet – und ist dementsprechend einen höheren Lebensstandard gewöhnt. Wunder geht davon aus, dass die Lebenshaltungskosten bei 2000 Euro pro Monat liegen. Hinzu kommen 1300 Euro für eine Wohnung, 500 Euro für Verkehrskosten, 100 Euro für Versicherungen sowie 500 Euro für Urlaub. Zusätzlich muss der 40-Jährige 500 Euro jeden Monat für die Kranken- und Pflegeversicherung berappen. Im Jahr hat er also Gesamtkosten von 58.800 Euro. Wunder geht auch hier wieder von einer zweiprozentigen Inflation jedes Jahr aus. Zum Zeitpunkt seines Eintritts in den regulären Ruhestand 2051 müsste er dann mit Gesamtausgaben in Höhe von 100.200 Euro pro Jahr rechnen. Was bei ihm jedoch positiv zu Buche schlägt: Durch die längere Arbeitszeit bekommt er ab 67 Jahren eine monatliche Rente von 2000 Euro. Somit müsste er ab 67 Jahren jedes Jahr mit Lebenshaltungskosten in Höhe von 76.200 Euro rechnen.
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Wegen seines höheren Lebensstandards müsste der 40-Jährige zum Privatierbeginn ein Startkapital von 1,87 Millionen Euro auf der hohen Kante haben – vorausgesetzt, er hat Wertpapieranlagen, die eine jährliche Bruttorendite in Höhe von fünf Prozent abwerfen. Legt auch er sein Geld sicherer, aber konservativer an, und bekommt nur drei Prozent Bruttorendite raus, so würde er im Alter von 40 Jahren schon 2,53 Millionen Euro auf dem Konto haben müssen.
Frühruhestand mit 50: So geht‘s
Für den 50-Jährigen, der immerhin noch 17 Jahre vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter in den Ruhestand gehen will, nimmt Wunder die gleichen Parameter an wie für den 40-Jährigen. Also auch der 50-Jährige benötigt 58.800 Euro pro Jahr zum Leben. Er würde im Jahr 2041 regulär in Rente gehen. Wunder geht auch in dieser Zeitspanne wieder von einer zweiprozentigen Inflation aus. Insgesamt würden dann seine jährlichen Lebenshaltungskosten bei 82.300 Euro liegen, jedoch bekommt auch er eine monatliche Rente von 2000 Euro. Ab dem Ruhestand müsste er also jedes Jahr mit Kosten in Höhe von 58.300 Euro rechnen.
Insgesamt empfiehlt es sich bei dieser Rechnung für den 50-Jährigen, beim Eintritt in den vorzeitigen Ruhestand 1,51 Millionen Euro beiseitegelegt zu haben. In dieser Summe ist die Annahme enthalten, dass er eine jährliche Bruttorendite in Höhe von fünf Prozent erwirtschaftet. Würde diese nur bei drei Prozent liegen, würde er für seinen frühen Ruhestand bis zu seinem Tod mit 90 Jahren 1,93 Millionen Euro aufbringen müssen.