Berlin. Der Goldpreis steigt seit Jahren und erreicht immer neue Höhen. Aber eignet sich das Edelmetall als Krisenwährung? Das sagen Experten.
Corona-Krise, Krieg in der Ukraine, Inflation: Die weltweiten Krisen scheinen sich in jüngster Zeit zu häufen. Gleichzeitig herrscht eine große Unsicherheit, wie man sein Geld anlegen kann. Viele Sparwillige sehnen sich nach einer sicheren Geldanlage. Und stoßen dabei immer wieder auf das Thema Gold. Seit Jahren steigt der Preis für das Edelmetall an. Kein Wunder: Gold gilt als Krisenwährung. Lohnt es sich, jetzt zu investieren? Das sagen Experten.
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Wie hat sich der Goldpreis entwickelt?
Die Feinunze Gold kostet derzeit mehr als 2000 US-Dollar. Bei Einführung des Euro lag der Wert noch bei etwa 300 Dollar. Dass der Goldpreis kontinuierlich steigt, hängt auch mit seinem Ruf als Krisenwährung zusammen. „In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und angesichts der Herausforderungen, die mit der Inflation und globalen Krisen einhergehen, gewinnen Edelmetalle wie Gold als Vermögenssicherung zunehmend an Bedeutung“, sagt York Tetzlaff, Geschäftsführer der Fachvereinigung Edelmetalle. Und der Rohstoffanalyst der Commerzbank, Carsten Fritsch, erklärt: „Der Goldpreis ist seit einiger Zeit stabil. Aber man darf nicht außer Acht lassen, dass der Goldpreis auch Schwankungen unterliegt.“
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Ist der Goldpreis derzeit so hoch, weil es so viele Krisen gibt?
Jein. Es stimmt zwar, dass weltweite Krisen die Nachfrage nach Gold kurz- bis mittelfristig ansteigen lassen, erklärt Tetzlaff. „Langfristig sind es aber eher andere Faktoren, die den Goldpreis bestimmen – wie die Nachfrage nach Gold in den Bereichen Schmuck und Industrie sowie von Investoren und Nationalbanken.“ Der Chef des Bundesverbands der deutschen Edelmetallindustrie fährt fort: „Generell gilt aber: Über die vergangenen Jahrzehnte hat das Edelmetall in Phasen der geopolitischen Instabilität seine Rolle zur langfristigen Wertspeicherung nachweisbar erfüllt.“
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Fritsch kennt noch einen anderen Grund für den derzeit besonders hohen Goldpreis: „Vor allem in Asien – in China und Hongkong – war die Goldnachfrage zuletzt sehr robust.“ Die Gründe dafür sind unter anderem, dass der chinesische Immobilienmarkt in einer Krise steckt, gleichzeitig der Aktienmarkt ruckelt und die Möglichkeiten, im Ausland zu investieren, für Chinesen begrenzt sind. „Ohne die Nachfragestärke in Asien wäre der Goldpreis wahrscheinlich unter die 2000er-Marke gerutscht“, sagt der Rohstoffanalyst.
Welche Rolle spielen die Zentralbanken bei der Goldpreisentwicklung?
„Der Goldpreis ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen, weil die Zentralbanken, etwa in den USA oder Europa, eine über Jahre anhaltende ultralockere Geldpolitik betrieben haben“, erklärt Fritsch. Über viele Jahre hinweg gab es eine Null-Zins-Politik, teilweise sogar eine Negativ-Zins-Politik. Dazu gab es eine massive Ausweitung der Zentralbankbilanzen über Anleiheankäufe. „All das war positiv für den Goldpreis“, so Fritsch.
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Wie wird sich der Goldpreis voraussichtlich weiterentwickeln?
Das hängt vor allem von der Leitzinsentscheidung der US-amerikanischen Zentralbank ab. „Sollte die Fed in diesem Jahr mit Zinssenkungen beginnen, dürfte das den Goldpreis weiter antreiben. Zinssenkungen machen zinslose Anlagen wie Gold attraktiver und schwächen zusätzlich den Wert des Dollar, in dem Gold gehandelt wird“, erklärt Tetzlaff. Experten gehen davon aus, dass die Fed etwa Mitte des Jahres die Zinsen erstmals wieder senken wird. „Wir erwarten daher, dass der Goldpreis im zweiten Halbjahr weiter steigen wird“, sagt Fritsch. „Unsere Prognose: Ende 2024 wird der Goldpreis bei 2100 Dollar je Feinunze liegen. 2025 dürfte er unseres Erachtens auf diesem Niveau bleiben.“
Lohnt sich ein Investment in Gold?
Als Rohstoff ist Gold ein knappes Gut – und seine Wertaufbewahrungsfunktion erfüllt Gold zuverlässig schon seit Jahrhunderten. „Obwohl die US-Inflation noch für Gegenwind beim Goldpreis sorgt, gehen viele Analytiker davon aus, dass Gold in den nächsten Monaten weiter an Wert gewinnt“, sagt Tetzlaff. Und schränkt ein: „Ein Investment in Gold sollte primär der Vermögensabsicherung dienen, nicht der Rendite, wie zum Beispiel Aktien oder Anleihen.“ Viele Anlageberater empfehlen daher 5 bis 15 Prozent als Beimischung des Gesamtvermögens in Gold anzulegen. Und: Der Kauf von Anlagegold ist steuerffrei, alle anderen Edelmetalle, wie beispielsweise Silber, unterliegen hingegen der Mehrwertsteuer. Außerdem müssen Gewinne aus Edelmetallverkäufen nach einer einjährigen Haltedauer nicht mehr versteuert werden. Tetzlaffs Tipp: „Goldmünzen oder -barren sollten deshalb auch frühestens zwölf Monate nach dem Erwerb wieder verkauft werden.“
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Auch Fritsch unterstricht: „Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass der Preis – vor allem in Krisenzeiten – stark schwanken kann. Gold sollte daher kein kurzfristiges Investment sein.“
Besser Schmuck oder Goldbarren kaufen?
Gold in Barren- und Münzenform kann ohne Umsatzsteuer gekauft werden, da es als reines Anlageprodukt eingestuft ist. Das gilt ebenfalls für die Veräußerung. „Darin unterscheidet sich Bulliongold von anderen Edelmetallen“, sagt Tetzlaff. Der Profi weiß, dass Goldschmuck in der Regel nicht in Form von Feingold angeboten wird, sondern als Legierung, also Mischung aus Gold mit anderen Metallen. Tetzlaff erklärt: „Wegen des zum Teil hohen Aufpreises auf den eigentlichen Goldwert ist Schmuck zur Geldanlage allerdings weniger geeignet als Goldmünzen oder -barren. Dafür kann ein schönes Schmuckstück aber mit einem emotionalen Wert aufwarten, der um ein Vielfaches über dem materiellen Wert liegt.“