Berlin. Das E-Auto bequem zu Hause laden: Dank Wallbox kein Problem. Aber günstige Modelle können schnell Schrott sein. Details sind wichtig.
Wer sich ein E-Auto kaufen will, muss sich auch die Frage nach dem Laden stellen. Die Batterie kann entweder an einer E-Tankstelle geladen werden. Oder ganz bequem zu Hause über eine sogenannte Wallbox, eine Art Steckdose für Elektroautos. Die gibt es schon für unter 100 Euro zu kaufen. Doch Experten warnen vor Billigprodukten. Sie geben Tipps, worauf man beim Kauf achten muss. Und welche Fehler es zu vermeiden gilt, wenn man kein Geld zum Fenster rauswerfen will.
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Es fahren immer mehr E-Autos auf deutschen Straßen. Ende 2022 überstieg die Anzahl an zugelassenen Elektroautos in Deutschland erstmals die Millionenmarke. Bis Anfang 2024 stieg die Zahl auf insgesamt rund 1,4 Millionen reine E-Autos. Gleichzeitig gibt es laut Bundesnetzagentur hierzulande lediglich gut 93.000 Normal- und etwa 22.000 Schnellladepunkte (Stand: November 2023). Kein Wunder, dass sich Autofahrer, die elektrisch unterwegs sein wollen, für private Ladestationen interessieren.
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„Wallboxen gibt es teilweise schon für weniger als 100 Euro zu kaufen“, weiß Martin Brandis, Energie-Experte bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale. Er warnt: „Zwischen so günstigen und teureren Geräten gibt es nicht nur den Preisunterschied, sondern auch einen Qualitätsunterschied.“ Er empfiehlt, für eine Wallbox, die tatsächlich etwas taugt, Kosten im mittleren dreistelligen Bereich zu veranschlagen.
Elektroauto und Wallbox: Darüber sollten sich Käufer vorab informieren
Noch vor dem Kauf sollte man sich allerdings die Frage stellen: Habe ich überhaupt Platz für eine eigene Wallbox? Laut einer Umfrage des ADAC können sowohl Mieter als auch Wohnungseigentümer in Mehrfamilienhäusern eine eigene Wallbox bisher nur schwer realisieren. Demnach beklagt mehr als die Hälfte (57 Prozent) Probleme innerhalb ihrer Hausgemeinschaft bei der Planung und Organisation von Ladelösungen.
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Hat man jedoch den Platz – beispielsweise weil man eine eigene Garage oder einen Stellplatz in einer Garage hat – und entscheidet sich für den Kauf, sollte man sich darüber informieren, welche Wallbox überhaupt die richtige für das ist. Es gibt bisher zwei verschiedene Wallboxen – entweder für einen einphasigen oder dreiphasigen Anschluss.
Einphasige haben laut ADAC eine Ladeleistung von 4,6 Kilowatt (kW), dreiphasige Versionen sind leistungsstärker und können entweder 11 kW oder 22 kW Ladeleistung vorweisen. „Es sind noch nicht alle E-Auto-Batterien dazu fähig, dreiphasig geladen zu werden. Das hängt von der Ladeelektronik im Fahrzeug ab“, erklärt Brandis. Einphasiges Laden ist jedoch in jedem Auto möglich. Trotzdem: Informiert man sich also nicht vorab, welche Ladeleistung das E-Auto braucht, kann man zu viel Geld für eine größere Wallbox ausgeben – obwohl man die gar nicht braucht.
Wallbox fürs Elektroauto: Laden an normalen Steckdosen ist gefährlich
„Man kann das E-Auto auch an einer normalen Haushaltssteckdose laden, aber das würde ich nur in Ausnahmefällen raten, in denen es keine andere Möglichkeit gibt“, sagt Brandis. Zum einen, weil es sehr lange dauern würde, weiß der Energie-Experte. Und der ADAC warnt: Beim mehrstündigen Laden kann es bei alten Leitungen oder durch unsachgemäße Installation der Wallbox zu einer Überlastung der Stromleitung kommen. Im schlimmsten Fall kann das zur Überhitzung der Leitungen bis hin zu einem Brand führen.
Grundsätzlich müssen Wallboxen von einem Elektriker angeschlossen werden. Schließlich handelt es sich hier um einen Starkstromanschluss. Der Elektriker sollte dann auch gleich die Leitungen überprüfen – und checken, ob diese überhaupt modern genug sind für einen solchen Anschluss. Brandis sagt: „Man muss bedenken, dass für eine Wallbox in alten Häusern nicht selten die Elektrik saniert werden muss – und das ist mit weiteren Kosten verbunden.“
Elektroautos: So macht man die Wallbox sicher
Übrigens: Laut ADAC müssen Wallbox-Installationen auch immer über geeignete Schutzeinrichtungen gegen Gleich- und Wechselstromfehler verfügen. Das soll verhindern, dass Autobesitzer einen Stromschlag bekommen, etwa wenn die Leitung defekt oder ein Kontakt feucht geworden ist.
Was viele E-Auto-Besitzer nicht wissen: Wallboxen müssen beim Energieanbieter angemeldet werden. Brandis kennt die Details: „Wenn Sie eine Elf-Kilowatt-Wallbox einbauen lassen, müssen Sie Ihren örtlichen Verteilnetzbetreiber vor Inbetriebnahme informieren. Bei einer 22-Kilowatt-Wallbox ist sogar zuvor die Zustimmung des Netzbetreibers erforderlich.“ Die Anmeldung kann unter Umständen aber vom Elektriker übernommen werden.
PV-Anlage aufs Dach – so lässt sich Geld sparen
Will man Geld sparen, lohnt es sich, eine PV-Anlage aufs Dach zu bauen – samt Stromspeicher. Denn der Preis an den öffentlichen Ladesäulen variiert zwar, liegt aber laut Brandis im Schnitt bei etwa 40 Cent pro Kilowattstunde. „Es gibt mittlerweile Wallboxen, die erkennen mithilfe eines Energiemanagement-Systems den Solarstrom und laden tatsächlich nur mit dem Überschussstrom der PV-Anlage“, erklärt Brandis. Autofahren nur mit der Energie der Sonne sozusagen. Wenn weniger Überschusstrom da ist, lädt das E-Auto dann entsprechend zwar länger. „Aber man kann, wenn man es eilig hat, dann auch auf schnelleres Laden mit Netzstrom umstellen.“
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Brandis erklärt zudem, dass einige Energieversorger spezielle Stromtarife für Wallboxen anbieten. Die sogenannten abschaltbaren Verbrauchseinrichtungen – neben Wallboxen gehören zum Beispiel auch Wärmepumpen dazu – werden dann abgeschaltet, wenn dem Stromnetz Überlastung droht. Trotzdem ist Brandis von diesen speziellen Tarifen überzeugt: „Da E-Autos häufig nachts geladen werden, also in einer Zeit mit eher geringer Belastung des Stromnetzes, kommt es im besten Fall zu keiner Leistungsreduzierung – aber der Strompreis ist dennoch geringer.“