Schmallenberg/Bad Berleburg. Das Amtsgericht Schmallenberg hat die Auswilderung einer Wisent-Herde in Wittgenstein untersagt. Die Tiere dürfen nicht mehr frei in den Wäldern der Region herumlaufen. Ein Waldbesitzer hatte geklagt, weil die Wisente Baumrinde anknabbern. Die Entscheidung kann aber noch angefochten werden.

Die wilden Wisente im Rothaargebirge müssen an die Leine. Das Amtsgericht Schmallenberg hat der Auswilderung der zwölfköpfigen Herde buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen. Die Urviecher dürfen sich nach einem Urteil der zuständigen Amtsrichterin Christiane Behle -Cordes nicht mehr außerhalb des Projektgebietes aufhalten.

Mit dieser Entscheidung steht das Artenschutzprojekt auf der Kippe. Stephan Hertel, Anwalt des Trägervereins Wisent-Welt-Wittgenstein, hatte vor vier Wochen bei der Verhandlung im Falle einer möglichen Niederlage unmissverständlich zu verstehen gegeben: „Mit einem Betretungsverbot ist das Projekt tot.“ Voraussichtlich will der Trägerverein aber vor dem Landgericht Arnsberg in Berufung gehen.

Schaden lag angeblich bei 12.000 Euro

Geklagt hatte der Waldbauer Hermann-Josef-Vogt aus Schmallenberg-Oberkirchen. Die Herde hielt sich in den vergangenen Wochen immer wieder in seinem Bestand auf und schälte Buchen. Den Schaden beziffert der 59-Jährige seit der Freilassung der Tiere in die freie Wildbahn im April 2013 auf bislang etwa 12.000 Euro: „Erst vor zwei Tagen haben wir wieder neue Schäden aufgenommen.“

Der Waldbauer zeigte sich erleichtert über den Richterspruch: „Ich bin froh. Sonst hätten wir uns von der Buche verabschieden können. Die Wisente haben im Wirtschaftswald nichts zu suchen.“ Sein Anwalt, Friedrich Freiherr von Weichs, sieht der weiteren juristischen Auseinandersetzung gelassen entgegen: „Die erste Halbzeit haben wir 1:0 gewonnen. Warum sollten wir nicht die zweite Halbzeit auch für uns entscheiden.“

Projekt soll nicht zu Schaden kommen

Der Jurist betonte, dass seinem Mandanten nicht daran gelegen sei, dem Projekt zu schaden. Nur hätten sie nichts auf seinem Grundstück zu suchen. Sollten die Wisente künftig keinen Bogen um den Bestand des Waldbauern machen, würde er Vogt raten, mehr Druck auf die Verantwortlichen des Vereins auszuüben, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen, dies zu verhindern.