Bad Berleburg/Schmallenberg. . Ein Waldbauer aus Schmallenberg hat es jetzt erreicht: Per einstweiliger Verfügung des Schmallenberger Amtsgerichts muss der Trägerverein Wisentwelt Wittgenstein ab sofort dafür sorgen, dass Tiere der freilaufenden Wisent-Herde mit Bulle Egnar sein Waldgrundstück nicht mehr betreten.

Ansonsten drohen entweder ein Ordnungsgeld bis zu 25 000 Euro – oder gar eine Ordnungshaft bis zu sechs Monaten.

Beim Trägerverein nimmt man die Anordnung unterdessen gelassen. Sie war am Freitag im Wisentbüro an der Poststraße eingegangen – das bestätigt der Sprecher des Trägervereins, Dr. Michael Emmrich. Er kündigt an, dass jetzt erst einmal eigene Rechtsanwälte das Dokument prüfen – und gegebenenfalls Rechtsmittel dagegen einlegen.

Waldbauern verlieren die Geduld

Nach Informationen unserer Zeitung denken auch einige andere Waldbauern aus dem Hochsauerland über juristische Schritte nach – oder bereiten sie gerade vor. Denn: Die Schälschäden, von den Wisenten an Bäumen in privaten Forsten und jüngst offenbar auch in Weihnachtsbaum-Kulturen verursacht, tauchen wiederholt auf. Sie summieren sich bislang auf mehrere Tausend Euro.

Hoffen auf Forscher aus ganz Europa

Lösungsansätze in Sachen Schälschäden erhofft sich der Trägerverein Wisentwelt Wittgenstein nun auch von einem Workshop vom 30. September bis zum 2. Oktober in Bad Berleburg – besetzt mit Wissenschaftlern aus ganz Europa, die sich ebenfalls mit der Wisent-Forschung befassen.

Das wäre dann die Fortsetzung einer Tagung im März 2012, als Forscher erste Untersuchungsergebnisse zu Wisenten im Rothaargebirge präsentierten.

Einer der Waldbauern hat zwar vom Verein die reinen Schäden über rund 3000 Euro erstattet bekommen, will jetzt aber mit Hilfe eines Anwalts um „Zusatzkosten“ von rund 1500 Euro kämpfen, die ihm darüber hinaus entstanden seien. Ein weiterer Waldbauer ist ebenfalls zufrieden mit einer Erstattung von 1000 Euro für Schäden seit 2013, meldet nun aber neue aus den letzten beiden Wochen – und verliert offenbar langsam die Geduld. Beide machen klar: Wir haben nichts gegen die Tiere – solange sie nicht in unseren Wäldern auftauchen.

Die kritisierten Schälschäden werde der Trägerverein wohl „nie ganz ausschließen“ können, räumt Emmrich ein. Leider hätten Untersuchungen der Tiere und eine umgestellte Nahrungsergänzung bislang noch keinen Erfolg gebracht. Natürlich gebe es „Lenkungsmöglichkeiten“ für die Tiere der testweise ausgewilderten Wisent-Herde, sagt Emmrich – ob man sie dann aber noch als „freilebend“ einstufen könne, sei eine andere Frage.

Versicherung bleibt ein Problem

Allerdings treibt den Trägerverein laut Emmrich noch ein anderes Problem um: eine Versicherung, die auch für die entstehenden Schälschäden der Wisente haftet. Nachdem der Verein nun seit Juli mit einer neuen Versicherung im Geschäft ist, bleibt die Frage nach der zuverlässigen Deckung der Schälschäden anscheinend weiter offen. Emmrich: „Wir haben keine Versicherung gefunden, die bereit ist, die Schälschäden zu versichern.“