Bad Berleburg. .
So hatte sich Landrat Andreas Müller die ersten wechselnden Mehrheiten wahrscheinlich nicht vorgestellt. In der Kreistagssitzung stimmten die eigenen Parteifreunde der SPD gegen seine Vorlage zum Thema Wisent. Besonders interessant: Während alle anderen Fraktionen geschlossen einer Beteiligung des Kreises von 10 000 Euro am insgesamt mit 50 000 Euro geplanten Schadensfonds für mögliche Schälschäden zustimmten, torpedierten SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Sittler und auch die weiteren Wittgensteiner Fraktionsmitglieder das Projekt in der eigenen Region.
Weiterhin kritisch
Damit blieben die Sozialdemokraten der einmal eingeschlagenen Richtung zum international beachteten Wisent-Projekt treu. „Wir haben auch in der Vergangenheit mit Nein gestimmt, wenn es um Zuwendungen ging“, bekräftigte Sittler seine weiterhin kritische Position. „Wir stellen nicht in Abrede, dass das Projekt einen Bekanntheitsgrad für Berleburg und den Kreis gebracht hat.“ Gleichzeitig wollte er aber den Einfluss auf die touristischen Zahlen im Kreisgebiet nicht überbewertet wissen. Offensichtlich gibt es gerade in der SPD deutliche Abneigung gegen Wisente, die Klaus Stötzel so formulierte: „Einige haben vorher gewarnt. Der Prinz hat die Biester geholt. Wer sagt uns, dass die 50 000 Euro reichen?“
Ganz anders werteten die anderen Fraktionen das Projekt, das nicht nur der Berleburger Horst-Günter Linde für die UWG-Kreistagsfraktion als wichtig für Bad Berleburg und die gesamte Region einstufte: „Wir sollten es weiter begleiten. Wer an der Wisent-Wildnis vorbei fährt sieht viele fremde Autokennzeichen. Es wäre fatal, wenn wir uns dagegen aussprechen.“
„Hoch bedeutendes Projekt“
Auch Bernd Brandemann (CDU) wollte dem „hoch bedeutenden Projekt für den Artenschutz, das die Stadt zum Wissenschaftsstandort macht“ seine Zustimmung nicht versagen. Als einer der wenigen „Markentreiber für die Region“ und als „wertvollstes Tourismusprojekt, das wir haben“, sieht Guido Müller als Vorsitzender der FDP-Kreistagsfraktion die Wisentansiedlung. Mit keiner anderen Maßnahme ließen sich bei einem so geringem Mitteleinsatz solche Besucherzahlen generieren.
Simon Rock (Grüne) schließlich sprach von einem „bedeutenden Arten- und Naturschutzprojekt, das Deutschlandweit wahrgenommen wird“. Er relativierte vor diesem Hintergrund auch die Einschätzung der SPD-Fraktion: „Wenn wir im Haushalt mit Schwankungsdifferenzen von 2,7 Millionen Euro umgehen, dann müssen wir wegen 10 000 Euro kein riesen Fass aufmachen.“