Warstein. Wütend sind sie, die Warsteiner. Wütend auf eine Informationspolitik des Kreises Soest, die mehr Fragen offen lässt, als sie beantwortet, die mehr Unruhe schafft als Ruhe. Und die Warsteiner haben ein dickes Fell und lassen sich auch von der Einreisewarnung nicht unterkriegen. WDR 5 sendete über das Radio einen Stimmungsbericht.
In den Biergärten im Stadtkern von Warstein war aufgrund lauer Abendtemperaturen am Donnerstagabend nur mit Mühe ein Platz zu finden. Deutsche Stimmen vermischten sich mit denen von Niederländern. Von Stillstand keine Spur.
Ü-Wagen von WDR 5
Und auch auf dem Warsteiner Marktplatz pulsierte das Leben. Hier hatte WDR 5 seinen Ü-Wagen geparkt, um die Stimmung der Bevölkerung einzufangen und eine Stunde live unter dem Motto „Eine Stadt hält den Atem an“ aus der Wästerstadt zu berichten.
Um sich gesammelt hatte Studioleiterin Beate Schmies eine vierköpfige Expertenrunde, zu der neben Dagmar Hanses, Landtagsabgeordnete der Grünen aus Warstein, Thomas Schumacher, Chefarzt am Warsteiner Krankenhaus, und Jürgen Fischbach vom Sauerland-Tourismus auch die Warsteiner WP-Redakteurin Anna Gemünd gehörte, die als erstes über die Kläranlage als mögliche Ursache berichtet hatte.
Kritik an der einseitigen Ursachenforschung
Diese berichtete nicht nur aus eigener Erfahrung von der Informationspolitik des Kreises, sondern auch von der einseitigen Ursachenforschung. Schließlich hatte der als Legionellen-Papst gerühmte Prof. Dr. Martin Exner die Kläranlage zunächst nur mit einseitigem Blick auf eine Rückkühlanlage besucht, die er hier nicht fand, dabei das Belebungsbecken aber außer Acht gelassen.
WDR5-Live aus Warstein
„Es ist erstaunlich, dass man nur nach den Rückkühlwerken geschaut hat und zu diesem Zeitpunkt nicht überlegt hat, dass es auch eine andere Quelle geben könnte“, monierte die WP-Redakteurin. „Wenn man überlegt, dass am 22. August keine Proben genommen wurden, weil eine Kläranlage als Verursacher in der Literatur bisher nicht vorkommt – man muss doch für alle Möglichkeiten offen sein.“
WP-Redakteurin Anna Gemünd veröffentlichte Vermutung von Ingenieur Behr
Den Vermutungen des Dortmunder Umweltingenieurs Jörg Behr, über die unsere Redaktion exklusiv berichtete, ging man allerdings erst über eine Woche später, am 30. August, nach – dem Tag, als die Reisewarnung ausgesprochen wurde. „Das hätte kommuniziert werden müssen, was jedoch nicht geschehen ist“, führte Anna Gemünd aus.
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Die Warsteiner haben auf jeden Fall das Gefühl, dass so einiges schief gelaufen ist. „Man hat das Gefühl, die Warsteiner sind eine andere Sorte Menschen“, sagte Thomas Kiefer mit Blick auf die Einreisewarnung. „Andere sollen nicht kommen und wir müssen gucken, wie wir mit der Situation umgehen sollen.“ Er fahre auch weiterhin mit dem Fahrrad an der Kläranlage vorbei.
Moderatorin Beate Schmies blieb mit Blick darauf, dass noch immer keine Entwarnung gegeben werden kann, nur ein Wunsch: „Ich hoffe, dass die Warsteiner bald wieder Atem holen können.“
Tanja Frohne