Warstein. . Die Legionellen-Erkrankungswelle und die verlängerte Reisewarnung haben zu erheblichen Auswirkungen geführt und – wirtschaftlich gesehen – deutliche Spuren hinterlassen. Mit drastischen Umsatzeinbrüchen und rückläufigen Kundenzahlen haben die Kaufleute und Betreiber der örtlichen Einzelhandelslandschaft zu kämpfen.

Erlöseinbußen von bis zu 50 Prozent verzeichnen dabei bereits einige Geschäfte in der Kernstadt Warstein. „Das ist eine einzige Katastrophe für unsere Stadt. Die Menschen sind dermaßen verunsichert, dass sie sich teilweise nicht mehr trauen, vor die Haustür zu gehen. Die durch die Reisewarnung ausgelöste Panik ist meines Erachtens übertrieben und ein Teil des inkonsequenten Maßnahmenkatalogs des Kreises“, spricht der Vorsitzende des Warsteiner Verkehrs- und Gewerbevereins und selbst langjähriger Einzelhändler, Christoph Schmitt-Nüse, deutliche Worte und sieht sich und seine ebenso betroffenen Geschäfts-Mitstreiter einem harten Kampf gegen Windmühlen ausgesetzt. „Wir können uns nicht wehren. Im Grunde genommen können wir diese schwere Zeit nur aussitzen.

Selbst Aktionen von unserer Seite würde die Kauflaune der Menschen kaum steigern. Konsum lebt von einem klaren, gesunden Kopf. Den haben viele Bürgerinnen und Bürger derzeit einfach nicht. Sie wurden regelrecht verängstigt“, erklärt Schmitt-Nüse und beobachtet auch in seinem „Haus der Geschenke“ eine deutlich registrierbare Flaute.

Diesen Gedanken schließt sich auch der an der Dieplohstraße gegelegene Raumausstatter Thomas Oppmann an. „Das Durcheinander in Warstein könnte nicht größer sein. Richtiges Krisenmanagement sieht anders aus.

Männer im Geldtransporter mit Mundschutz

Dem Bürger fehlen Informationen“, bekräftigt er und erzählt von einer kuriosen Begegnung, die er in diesen Tagen bei einer Kundenanfahrt Richtung Belecke machen musste. „Zwei Männer in einem geschlossenen, gepanzerten Geldtransporter fuhren mit Mundschutz in Richtung Warstein. Und genau dahinter fuhren zwei junge Burschen im offenen Cabrio. Verrückt oder? Das ist ein deutliches ein Signal für die große Verunsicherung.“

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Weniger Besucher kommen seit der Legionellen-Krankheitswelle auch in sein Ladenlokal. „Nicht nur heimische Kunden meiden den Weg in die Innenstadt. Gerade Auswärtige bleiben Warstein fern. Erst kürzlich haben mir zwei sich angekündigte Handelsvertreter mit der neuen Herbstkollektion eine Absage erteilt“, erklärt Oppmann.

Umsatzeinbußen von fast 40 Prozent

Umsatzeinbußen von fast 40 Pozent beziffern allerdings auch die größeren Geschäfte außerhalb der Warsteiner Mitte. Vor allem der gerade mal 400 Meter von der Warsteiner Kläranlage und dem damit potenziellen Gefahren- und Verbreitungsherd der Legionellen entfernte Hagebaumarkt leidet gewaltig unter dem vermeintlichen Ausnahmezustand. „Normalerweise kommen rund 900 Kunden täglich zu uns. Jetzt sind nur noch knapp 500. Das macht sich in der Kasse bemerkbar“, erklärt Otto Bauß, stellvertretender Marktleiter.

Eine gesunkene Nachfrage und sich in Folge nicht verkaufter Warenbestände entwickelte Überkapazitäten im Lager, machen dem Betreiber des hiesigen Baumarktes zu schaffen. „Wir hoffen, dass die Sache bald ausgestanden ist. Die negativen Nachrichten haben bei uns zu einem beträchtlichen, wirtschaftlichen Schaden geführt“, heißt es von Seiten der Geschäftsführung.