Warstein. Der Kreis Soest hat nun auch die Wasserentnahme aus dem Fluss Möhne untersagt. Es ist nicht auzuschließen, dass über die bereits in Legionellen-Verdacht geratene Wäster die Keime im Wasser weiter verbreitet worden sind. Im Warsteiner Ortsteil Belecke mündet die dort so benannte Wester in die Möhne.

Ab Freitag, 6. September, erlaubt der Kreis Soest auch keine Wasserentnahmen aus der Möhne mehr. Dies geschieht in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung Arnsberg, nachdem das NRW-Umweltminsterium eine entsprechende Verfügung angeordnet hat. Für die Wäster war von Umweltminister Remmel (Die Grünen) bereits ein Entnahme-Verbot ausgesprochen worden. Nun gilt es ab dem Bereich Kläranlage Warstein bis hinunter nach Wameln, wo die Möhne in den Möhnesee fließt.

Wasser aus Wäster und Möhne darf ab Freitag von keinem Verbraucher mehr für den Eigenbedarf genutzt werden. Wenn Gartenduschen, Rasensprenger, Beregnungsanlagen und Hochdruckreiniger betrieben werden, dann ist dies nur noch mit dem kostenpflichtigen Trinkwasser aus der Leitung erlaubt. Das durch den Ausstoß in oben beschriebenen Geräte versprühte und verdunstende Flußwasser könnte zu einem Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung werden, wenn auf diesem Wege mögliche Legionellen-Keime in die Luft getragen werden. Dieses eventuelle Gefahrenquelle wollen die verantwortlichen Krisenmanager mit dem Wasserentnahme-Verbot ausschließen.

Bakterien können Lungenentzündungen hervorrufen

Landrätin Eva Irrgang betont, es handele sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Legionellen wurden nach Proben bereits im Ablauf der Warsteiner Kläranlage und der dort vorbei fließenden Wäster gefunden. Keime in der Möhne sind bislang nur eine Vermutung. Beweise gibt es dafür bis jetzt nicht. Die Untersuchungen laufen. Ergebnisse der Wasserproben sollen am Freitagnachmittag verkündet werden.

Wenn sie über die Atemwege aufgenommen werden, stellen Legionellen eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit dar. Die Erreger können sich in Warmwasserbehältern und Leitungssystemen festsetzen und sind dann nur schwer zu bekämpfen. Verdampft das belastete Wasser oder wird es zerstäubt, können die Bakterien von Menschen eingeatmet werden und so schwere Lungenentzündungen hervorrufen.

In Warstein sind nach Ausbruch der Epidemie zwei Erkrankte an den Folgen einer Legionellen-Infektion gestorben. Die Zahl der Menschen mit einer Legionellen-Erkrankung hat sich auf mittlerweile 161 erhöht. Sieben neue Fälle sind seit Mittwoch (15 Uhr) den Behörden gemeldet worden. Dabei handelt es sich nicht um Neuerkrankungen, berichtet der Kreis Soest. Die typischen Krankheitssymptome traten bei diesen Patienten vor dem 31. August auf.

Da war die maximale Inkubationszeit (zehn Tage) nach Abschaltung der Rückkühlanlage in der Firma Esser (dem Ausgangspunkt der Legionellen-Infektionen) bereits abgelaufen. Somit sieht es im Augenblick nach einem Rückgang der heftigen Erkrankungswelle aus. 42 Patienten werden noch in Krankenhäusern behandelt: 35 in Warstein, vier in Soest, zwei in Meschede und jeweils ein Person in Brilon und Lippstadt.

68 Menschen mit Legionellen-Laborbefunden

Die Großklima-Anlage der Firma Esser bei Belecke ist nach Laboruntersuchungen als eine sichere Quelle für den Ausbruch der Legionellen-Infektionen fixiert worden. Die Proben aus dem Kühlwasserbecken bei Esser stimmen überein mit den Befunden der an Legionellen erkrankten Patienten. Bei 68 Menschen ist die Legionärskrankheit durch Laborbefunde bestätigt worden.