Warstein. . Die Kläranlage in Warstein steht jetzt im Fokus der Untersuchungen zur Legionellen-Ursache. Von dort aus sollen Keime in das Wasser der Wäster gelangt sein. Die These eines Umwelttechnik-Ingenieurs aus Dortmund, die das Belebungsbecken der Kläranlage als Quelle der Legionellen ausmachte, alarmierte sogar das Umweltministerium.
Seine Vermutung, die Legionellen hätten sich durch die an dem Hang entstehende Thermik direkt von der Kläranlage ausgehend verbreitet, zieht der Ruhrverband im Rahmen seiner Sicherheitsmaßnahmen an dem Becken ebenfalls in Betracht.
„Diese Möglichkeit können wir nicht ausschließen, wir müssen jetzt bei der Sicherung des Beckens über jeden möglichen Pfad nachdenken“, bestätigte Ruhrverband-Pressesprecher Markus Rüdel auf Nachfrage.
Obwohl unwahrscheinlich sei, dass die Kläranlage selbst über die Bildung von Aerosolen (feinste flüssige oder feste Partikel, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind) zur Verbreitung von Legionellen beigetragen habe, wurden aus Vorsorgegründen die Oberflächenbelüfter der biologischen Reinigungsstufe gedrosselt und der biologische Tropfkörper der Kläranlage außer Betrieb genommen.
Dieser Tropfkörper, in dem Abwasser hochgepumpt wird, könnte theoretisch durch einen „Kamin-Zug-Effekt“ auch Aerosole mit den Bakterien in der Luft verbreiten. Zudem an der Anlage momentan ein mobiles UV-Reinigungsgerät installiert, womit das Becken desinfiziert werden soll.
Krisenstab tagt am Freitag erneut im Kreishaus
Ob und wie die Legionellen aus der Kläranlage in das Wasser der Wäster und von dort in das Kühlwasser der Rückkühlanlage der Firma Esser gelangen konnten, dazu wurden erneut Proben genommen.; diese sollen am Freitag, 6. September, vorliegen. Dann tritt im Kreishaus in Soest erneut der Krisenstab zusammen, um über die aktuelle Lage zu beraten und über den Fortbestand oder das Ende der Reisewarnung zu entscheiden.
Unterdessen hat der Ruhrverband ein intensives Messprogramm für die Anlage veranlasst, um die Ursachen der Legionellenbelastung herauszufinden. „Das ist für uns die entscheidend Frage: Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass sich eine so hohe Anzahl Legionellen in dem Belebungsbecken bildete?“, sagt Rüdel.
Eine Besonderheit der Kläranlage Warstein sei das vergleichsweise warme Industrieabwasser, das der Kläranlage zufließt, und der Einsatz der Oberflächenbelüfter. Zur Ursachen-Klärung wurden am Mittwoch weitere Proben genommen. „Deren Auswertung dauert natürlich einige Zeit, da sind auch wir von den Laboren abhängig“, erklärt Rüdel, „aber wir arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung.“
Mundschutz am Belebungsbecken
Die Mitarbeiter des Ruhrverbands, die jetzt unmittelbar an dem Belebungsbecken der Kläranlage im Einsatz sind, arbeiten zu ihrer eigenen Sicherheit mit Mundschutz. „Außerdem werden wir sie alle von unserem Betriebsarzt vorsorglich untersuchen lassen“, berichtet Dr. Klaus Kruse vom zuständigen Regionalbereich.