Siegen. . Ein Wanderfalke ist in Siegen mit dem Kontaktgift Carbofuran in Berührung bekommen. Das Tier verendete. Die Täter sollen eine Taube als Köder präpariert haben. Polizei und Wanderfalkenschutz suchen die Unholde.
Neben und über dem Funkturm auf der Eisernhardt zieht gerade ein Wanderfalke seine Kreise, zur Freude von Alfred Raab aus Netphen, heimischer Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz NRW (AGW).
Gar nicht glücklich war der Siegerländer über die Nachricht, die er am 1. Januar von einem Bekannten bekam. „Ich habe einen Deiner Lieblinge gefunden.“ Es war ein toter Wanderfalke, ein Weibchen im besten Brutalter. Seit wenigen Tagen bestätigt ein Gutachten des Veterinäruntersuchungsamtes Westfalen, was der Tierschützer befürchtet hatte: Der Vogel wurde mit dem Kontaktgift Carbofuran vergiftet. Hinweise auf einen Abschuss oder einen Rivalenkampf hätten schnell ausgeschlossen werden können, sagt Alfred Raab, der das tote Tier an das Veterinäramt des Kreises übergab, von wo es tiefgefroren eine Woche später ins Labor ging.
Straftat mit krimineller Energie
Gefroren, „weil der Vogel halb verwest war, er muss also schon etwas länger gelegen haben“. Eine „derartige Straftat mit solcher krimineller Energie ist bisher in der Region nicht bekannt geworden“, schüttelt der Vogelschützer den Kopf. Zum einen sei „der zehnfache Wert des toxikologisch relevanten Wertes festgestellt“ worden, zum anderen müsse bei einem Anschlag auf einen Wanderfalken viel Mühe aufgewendet werden. Wanderfalken fräßen kein Aas, ergänzt Axel Hirschfeld, Vertreter des „Komitees gegen den Vogelmord“ aus Bonn.
Beide vermuten, dass die Täter als Köder eine lebende Brieftaube verwendeten. Die müsse präpariert und in die Luft gebracht werden, alles mit großem Aufwand verbunden. Die hohe Konzentration des Giftes mache es auch eher unwahrscheinlich, dass nur Pulver oder Flüssigkeit ins Gefieder gerieben worden seien. „Es war wohl eine Ampulle zwischen den Federn befestigt worden“, sagt Alfred Raab.
Ein Teelöffel reicht zum Tod
Beide Männer weisen auf die hohe Gefahr des Giftes Carbofuran hin. „Wer davon einen Teelöffel zu sich nimmt, ist nach einer Minute tot“, sagt Axel Hirschfeld. Schon der Kontakt sei lebensgefährlich. Die Täter nähmen also in Kauf, dass auch Menschen oder Haustiere zu Schaden kommen.
In Deutschland und der EU sei das Gift seit 2008 verboten, es müsse also illegal gekauft worden sein. Es gehe hier nicht um ein Kavaliersdelikt, warnt Axel Hirschfeld: „Das Nachstellen und Vergiften von Greifvögeln ist nach den Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes Straftaten, die mit hohen Geldstrafen oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Nach Angaben des Umweltministeriums wurden in den letzten neun Jahren in NRW mehr als 400 Fälle mit rund 700 Opfern bei hoher Dunkelziffer festgestellt.“
Hinweise auch an die Kripo Siegen
Wer etwas Verdächtiges beobachtet hat, wird gebeten, sich an die AGW ( 0214/4 59 36 und 02732/3344), das Komitee gegen den Vogelmord ( 0228/66 55 21) oder die Kriminalpolizei Siegen ( 0271/70 99-0) zu wenden.