Wittgenstein. .
Sie sind treue Wegbegleiter, stets für ihre Menschen da. Kein Wunder also, dass die vierbeinigen Wegbegleiter für Viele fest zur Familie gehören. Vor allem Kinder hängen meist an Kaninchen, Hund oder Katze – vor allem, wenn sie mit ihnen groß werden. Umso wichtiger ist es für Groß und Klein, wenn das Haustier stirbt, ihm einen würdigen Abschied zu bereiten. Die Heimatzeitung sprach mit Tierärzten aus der Region über die Möglichkeiten, sein Tier zu bestatten.
„Früher war das kein Thema, aber in letzter Zeit befassen sich immer mehr Tierbesitzer damit“, erklärt Tierärztin Ulrike Jochims. „Wir arbeiten vertrauensvoll mit einem Tierkrematorium zusammen.“ Dabei übernehme die Arztpraxis gern für Tierhalter die komplette Organisation. „Wir können eine Gesamtrechnung erstellen, sodass die Halter keine schauderhafte Rechnung vom Krematorium erhalten.“
Unterstützung durch Tierärzte
Ein vernünftiger und würdevoller Abschied von Tieren sei äußerst wichtig: „Es ist eben nicht nur ein Hund oder eine Katze, sondern ein Lebewesen mit dem manche die längste Lebenszeit verbracht haben“, betont Ulrike Jochims. Beratung und Unterstützung durch Tierärzte beginne bereits während des Sterbens beziehungsweise kurz davor. „Wenn entschieden werden muss, ob ein Tier eingeschläfert wird, ist das nie leicht“, sagt sie. Da müsse man viel zuhören und tröstend beistehen. Zu allem gehört eine Vertrauensbasis, da sich Tierhalter immer rückversichern möchten. „Schließlich entscheiden wir in diesem Moment über Leben und Tod.“ Um es Besitzern einfacher zu machen, finden solche Gespräche beim Hausbesuch statt. „Die Tiere dürfen zuhause in gewohnter Umgebung einschlafen und müssen nicht noch durch das volle Wartezimmer.“ Der Vorgang müsse so gestaltet werden, dass er für Besitzer auszuhalten sei.
„Vielen nehmen das Leiden von Tierbesitzern nicht ernst“, weiß Ulrike Jochims. Gerade für ältere Menschen seien Haustiere oft das Letzte, was sie haben. „Manche werden regelrecht psychisch krank, deshalb versuchen wir Kontakt zu halten.“ In der Bevölkerung werde die Trauer um geliebte Haustiere oft verlacht oder heruntergespielt, so dass manche sich zurückziehen und gar nicht mehr darüber sprechen. „Deshalb ist es bei uns praxisintern ein ganz wichtiges Thema, wie man damit umgeht.“
Wer sich für die Feuerbestattung entscheidet, hat zwei Möglichkeiten: Die Sammel- oder die Einzeleinäscherung. Letztere wählen diejenigen, die die Asche des Tieres zurückhaben möchten, um sie selbst beizusetzen. Bei der Sammeleinäscherung erhalten Tierhalter ein Zertifikat zurück. Die Kosten für das Einäschern sind abhängig vom Gewicht des Tieres. „Viele wünschen sich ein schlichtes Behältnis, in dem sie ihr Tier dann bestatten können“, sagt die Tierärztin. „Einmal hat eine Familie selbst eine Schachtel für den verstorbenen Familienhund gestaltet.“ Das Krematorium sei flexibel und berate auf Wunsch einfühlsam vor Ort. Die Tiere werden entweder in der Praxis oder bei den Haltern abgeholt.
Tierkörperbeseitigung bei Nutztieren
Eine weitere Möglichkeit der Tierbestattung wählen – außer den Besitzern von Nutztieren wie Kühen oder Pferde – die wenigsten. Das Tierkörperbeseitigungsgesetz legt fest, dass diese ihre letzte Station in einer Tierkörperbeseitigungsanstalt finden müssen. „Die Abholung ist für niemanden schön, da die Tiere sehr neutral und lieblos auf eine große Fläche zu anderen Kadavern geschmissen werden“, sagt Ulrike Jochims. Bei Nutztieren gebe es aber – zumindest in Deutschland – keine andere Möglichkeit.
Haustiere dürfen aber auch im eigenen Garten beerdigt werden, solange dieser nicht im Wasserschutzgebiet liegt und das Grab mindestens 50 Zentimeter tief ausgehoben wird. „Bei uns ist es üblich, dass Besitzer ihre verstorbenen Tiere mitnehmen und sie selber beisetzen“, sagt Tierarzt Jürgen Löcherbach.
In den meisten Fällen würden Haustiere im eigenen Garten beerdigt. „Wir legen großen Wert darauf, dass Tierhalter richtig Abschied nehmen können.“ Vor allem für Kinder sei dies ein traumatisches Erlebnis, gerade wenn sie sich nicht persönlich verabschieden dürften. „Wir raten Eltern immer dazu, ihre Kinder mit in den Prozess einzubeziehen“, betont Löcherbach.
„Für sie ist es ja oft der erste Verlust im Leben.“ Überhaupt sei die Beratung sehr wichtig: „Als Tierarzt muss man auch manchmal deutlich machen, dass eine Behandlung bis zum Exzess nur Quälerei für das Tier bedeutet. Das muss ja nicht sein, deswegen ist ehrliche Beratung wichtig.“