Siegen. . Sirenengeheul setzt ein, Trillerpfeifen schrillen durch den Raum. Rund 100 Studenten haben am Dienstag eine Pressekonferenz von Uni-Rektor Burckhart gestürmt. Die Studenten protestierten mit der Aktion gegen die Studienbedingungen in Siegen.

Es ist kurz nach zwölf, als es laut wird in der Graduate Lounge der Universität. Sirenengeheul setzt ein, Trillerpfeifen schrillen durch den Raum, der Vortrag von Prof. Peter Krebs wird jäh unterbrochen. Gerade hatte der Rechtsprofessor in einem Pressetermin über den Umgang der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mit ihrer Auslastungsquote von rund 140 Prozent referiert, als rund 100 Studenten lautstark den Raum besetzen.

Die Pressekonferenz, die als Reaktion von Uni-Rektor Burckhart auf die jüngste Kritik der Studenten an den hiesigen Studienbedingungen geplant war, verzögert sich nun. Die Studierenden fordern ihren Rektor heraus, sie wollen ihrem Unmut über die Zustände an der Uni Luft machen.

In den vergangenen Tagen hatten die Studenten ihre Kritikpunkte bereits in die Öffentlichkeit getragen. Untätigkeit warfen sie Burckhart unter anderem vor, ihm schoben sie die Verantwortung für die unsäglichen Bedingungen zu, die an der Uni herrschen. Die Infrastruktur der Hochschule habe mit dem rasanten Studierendenwachstum der vergangenen Jahre nicht Schritt gehalten, lautet ihr Kernvorwurf. Dieser Ärger entlädt sich nun in einem Flashmob. Eine Aktion, die offenbar im Zuge des Protestplenums vom vergangenen Donnerstagabend entstand. Dort hatten sich zahlreiche Studenten zusammengetan, um Protest gegen die übervollen Hörsäle, den vermehrten Seminarausfall und die überfüllten Busse zu formieren.

Aufgebrachte Studenten pfeifen ihren Rektor aus

Nun steht die aufgebrachte Studentenschaft vor ihrem Rektor und pfeift ihm ihren Ärger ins Gesicht. Ein Transparent wird hochgehalten, die Aufschrift „Gegenwart menschlich gestalten“ prangt dort in großen Lettern. Julian Hopmann vom AStA drückt Burckhart ein Megafon in die Hand, er soll sich äußern, sich erklären. Und das tut Burckhart. Geduldig zählt er die Maßnahmen der Uni auf, mit denen sie auf die Missstände reagieren möchte. Zuvor hatte Burckhart diese bereits in der Pressekonferenz präsentiert.

Uni-Leitung will 20 Prozent mehr Raumkapazität realisieren 

Gerade im Hinblick auf den doppelten Abi-Jahrgang, der im nächsten Jahr an die Uni drängen wird, plant die Hochschulleitung diverse Maßnahmen. Einige sind bereits umgesetzt, so zum Beispiel die Aufstockung des Personals, insbesondere im Bereich der Lehre. So hat die Uni Personalkapazitäten für insgesamt 640 zusätzliche Semesterwochenstunden geschaffen, unter anderem mit 14 vorgezogenen Professuren, 8 Juniorprofessuren sowie 20 weiteren Lehrkräften für besondere Aufgaben.

Bis zu 5000 Studienanfänger im Wintersemester 2013/14

Daneben beschafft sich die Uni zusätzliche Räume durch externe Anmietungen und eigene Baumaßnahmen. Bis zu 20 Prozent mehr Raumkapazität möchte das Rektorat realisieren, um den schätzungsweise 4500 bis 5000 Studienanfängern im Wintersemester 2013/14 angemessen begegnen zu können. Außerdem sollen die Fakultäten ihr Raum - und Veranstaltungsmanagement optimieren. Einige seien da schon gut unterwegs, sagte Burckhart, andere haben offenbar Nachbesserungsbedarf.

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Auch der Busverkehr mit den neuen Uni-Linien laufe noch nicht reibungslos. Die Frequenz muss zu Stoßzeiten wohl erhöht werden. Gleichzeitig sollen Randzeiten wie die Morgen - und die Abendstunden vermehrt für Vorlesungen genutzt werden.

Nicht alles konnte Burckhart seinen Studenten offenbar glaubhaft vermitteln, oftmals wurde er durch Zwischenrufe unterbrochen. Das Gros äußerte sich dabei sachlich energisch, einige andere gaben sich polemisch und teils harsch. Dies stieß auch bei einigen Teilnehmern der Protestaktion auf Ablehnung. „Einige haben sich hier benommen wir die Asis“, befand eine Studentin. Burckhart lobte dennoch die Umsichtigkeit seiner Studenten. „Auf Boykotte und Gewalt wurde ja verzichtet“, konstatierte der Rektor. Und: „Mir sind kritische Studenten lieber als angepasste.“