Siegen. . Die Siegener Politik steht den Plänen für die Universitätsschule grundsätzlich positiv gegenüber, will aber an der weiteren Ausarbeitung des Konzepts beteiligt werden. Einstimmig bei einer Enthaltung beschloss der Schulausschuss, dass die Verwaltung in Kooperation mit der Uni Siegen das Projekt weiter voran treiben soll.

Ein Arbeitskreis aus Uni-Vertretern, der Stadtverwaltung, der Schulaufsicht und Mitgliedern des Schulausschusses soll das Konzept ausfeilen, so dass die Politik im Frühjahr 2013 entscheiden kann, ob sich Siegen mit dem Entwurf für eine Landesförderung bewirbt.

Das Schulkonzept, das eine Arbeitsgruppe an der Universität Siegen unter Leitung von Dr. Jörg Siewert entwickelt hat, sieht eine Bildungsbiografie ohne Brüche vor. Vorbilder sind Schulen in Skandinavien. Von der Kita bis zum Abitur könnten Kinder und Jugendlichen an der Universitätsschule betreut werden. Die Schule ist als Ganztagsschule geplant. Schüler mit unterschiedlicher Begabung und mit ungleichem Leistungsvermögen sollen individuell gefördert werden. Über zwei bis drei Altersjahrgänge hinweg soll in Gruppen zusammen gearbeitet werden. In Deutschland lehren bereits Einrichtungen nach einem solchen Konzept: die Bodenseeschule in Friedrichshafen oder die Max Brauer Schule in Hamburg.

CDU und UWG zunächst skeptisch

Während SPD, Grüne, FDP und Die Linke die Idee der Universitätsschule gestern ausnahmslos positiv bewerteten, traten CDU und UWG zunächst auf die Euphoriebremse. Joachim Pfeifer (SPD) wertete das Konzept als einen „visionären Ansatz“. Irmgard Klein sah die Chance, dass das Thema Schule im politischen Raum endlich wieder positive Schlagzeilen produziere. „Während jetzt auch in Wilnsdorf wieder über Schulschließungen diskutiert wird, schaffen wir etwas Neues.“ Der CDU sind indes die Vorstellungen, die die Uni bislang präsentierte, „zu mager“. Ein Wagnis dürfe die verschuldete Stadt Siegen nicht eingehen, so Dorothea Schleifenbaum: „Die finanziellen Lasten sind uns nicht ersichtlich.“ Auf Antrag der Grünen werden daher jetzt Mitglieder des Schulausschusses mit in die konzeptionelle Ausarbeitung ein gebunden. Damit konnten sich auch CDU und UWG anfreunden.

Drei Möglichkeiten

Möglich sind jetzt drei Varianten: Erstens: Es wird sich bis Frühjahr 2013 auf das Konzept geeinigt. Dann müsste bis zum angepeilten Schulstart 2014/15 – der wichtig ist, um an Fördermittel kommen zu können – u.a. ein geeignetes Gebäude gefunden werden, denn für ein Konzept, das Kinder von der Kita bis zum Abi betreut, werden viele Räume benötigt. Zweitens: Man einigt sich auf eine abgespeckte Version. Das Land plant bis zum Schuljahr 2014/15 insgesamt 15 Schulen zu fördern, die ein längeres gemeinsames Lernen von der der Primar- bis zur und Sekundarstufe ermöglichen. Drittens: Die Politik verabschiedet sich von den Plänen komplett. Das freilich ist nach der insgesamt aufgeschlossenen Diskussion von gestern kaum zu erwarten.